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Wie Freundschaften uns beeinflussen

Freundschaften gehören zu den wichtigsten sozialen Bindungen in unserem Leben – und beeinflussen uns oft stärker, als uns bewusst ist. Doch wie genau wirken sich Freundschaften auf unsere körperliche und mentale Gesundheit aus? Und wie verändern sie unsere Persönlichkeit?
SSC, 29.07.2025
Fünf Freunde genießen einen Tag am See

© jacoblund, iStock

Egal ob Sandkastenfreunde, beste Freunde aus Schultagen oder Zufallsbegegnungen, aus denen eine enge Freundschaft entstanden ist: Freundschaften unterscheiden sich von familiären Beziehungen vor allem darin, dass wir sie uns selbst aussuchen. Und genau diese freiwillige Nähe macht sie so besonders. Sie sorgt dafür, dass unsere Freunde uns nicht nur durchs Leben begleiten, sondern auch prägen, wie wir denken, fühlen und handeln.

Besseres emotionales Wohlbefinden

Freundschaften wirken sich zum Beispiel positiv auf unser emotionales Wohlbefinden aus, wie mehrere Studien belegen. Besonders die Qualität unserer Freundschaften und die Unterstützung, die wir durch sie erfahren, tragen dazu bei, dass es uns gut geht. Wenn Freunde in angenehmer Atmosphäre beisammen sind und gemeinsam neue Erfahrungen sammeln, löst das eine Aufwärtsspirale aus und wir fühlen uns besser und besser.

Zeit mit Freunden fördert außerdem die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin und senkt so auch unser Stresslevel. Ein höheres Wohlbefinden, ein niedrigeres Stresslevel und weniger Einsamkeit senken wiederum das Risiko, an Depressionen oder Angstzuständen zu erkranken.

Junge Erwachsene spielen eine Partie Wackel-Turm
Wer gute Freundinnen und Freunde hat, lebt länger und gesünder. Warum das so ist, wird noch erforscht.

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Ein großer Freundeskreis gegen Übergewicht

Freundschaften verbessern auch unsere körperliche Gesundheit: Je mehr Freunde wir als Teenager haben und je besser wir sozial integriert sind, desto geringer ist unser Risiko für gesundheitliche Schäden, wie eine Studie von der University of North Carolina in Chapel Hill zeigt.

Ein großer Freundeskreis kann demnach zum Beispiel das Risiko für Übergewicht um die Hälfte reduzieren. Sind Teenager hingegen sozial isoliert, fördert das ihr Risiko für Entzündungen genauso stark wie mangelnde Bewegung. Am Anfang und Ende unseres Lebens ist der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Größe unseres sozialen Netzwerks am stärksten. In der Lebensmitte kommt es stattdessen eher auf die Qualität statt auf die Menge unserer Freundschaften an.

Befreundete Gehirne?

Aber Freunde beeinflussen nicht nur unsere Gesundheit, sondern womöglich auch unsere Denkweise, wie ein ungewöhnliches Experiment zeigt. Darin spielten Forschende untereinander befreundeten Probanden verschiedene Videoclips vor – von Komödien über Dokumentationen und Spielfilme bis hin zu Musikvideos – und zeichneten dabei deren Hirnaktivität auf.

Das Ergebnis: Je enger die Teilnehmer miteinander befreundet waren, desto ähnlicher reagierten ihre Gehirne auf die verschiedenen Videos. Selbst wenn die Forschenden andere Einflussfaktoren herausrechneten, blieben die Übereinstimmungen erhalten. So konnten sie allein an der Hirnaktivität der Teilnehmer ablesen, wie eng sie mit einer anderen Versuchsperson befreundet waren. Es bleibt jedoch unklar, ob wir uns einfach mit Menschen anfreunden, die so ähnlich reagieren wie wir, oder ob wir unsere Reaktionen an die unserer Freunde anpassen.

Angepasste Persönlichkeit

Unsere Persönlichkeit kann ebenfalls durch unsere Freundschaften verändert werden, wie eine an der Universität Zürich durchgeführte Studie belegt. Dazu ermittelte das Forschungsteam die Persönlichkeit von 1.200 Studierenden eines Studiengangs anhand des Fünf-Faktoren-Modells. Das Modell ordnet menschliche Persönlichkeiten auf fünf Skalen ein: Aufgeschlossenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit sowie Neurotizismus.

Anschließend teilte das Forschungsteam die Studierenden in Vierergruppen ein, in denen sie ein Semester lang immer wieder interagieren mussten. Die Forschenden untersuchten dann die Persönlichkeit der Teilnehmer bis zu vier Jahre nachdem sie in den Gruppen aktiv gewesen waren. Das Ergebnis: Die Studierenden wurden gewissenhafter, offener oder wettbewerbsorientierter, wenn sie Zeit mit Kommilitonen verbrachten, die diese Eigenschaften bereits besaßen. Die Forschenden fanden jedoch keine signifikanten Veränderungen in Bezug auf Extraversion, Verträglichkeit oder Neurotizismus.

Wer in die richtigen Freundschaften investiert, investiert also nicht nur in enge Bindungen, sondern auch in die eigene Gesundheit und Entwicklung. Wählt daher weise!

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