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Wie umweltfreundlich sind Streamingdienste?

Filme und Serien zu streamen kann ein kurzweiliger Zeitvertreib sein – gerade in Zeiten der Coronavirus-Pandemie. Vielen Nutzern ist jedoch nicht bewusst, dass sie durch den exzessiven Konsum von Online-Videos dem Klima schaden. Wie aber kommt die schlechte Ökobilanz des Streamens überhaupt zustande? Und wie lässt sie sich verbessern?
SRE / DAL, 28.03.2020

Aktuell haben die Kinos zu und die Streamingdienste Hochkonjunktur.

iStock.com, hocus-focus

Netflix und Co haben in Zeiten der Corona-Krise Hochkonjunktur. Viele Streaminganbieter haben bereits reagiert und die Übertragungsraten reduziert, da die Netzauslastung sonst zu hoch werden könnte. Doch das massenhafte Streaming verursacht nicht nur technische Probleme, es wirkt sich auch negativ auf den Klimawandel aus.

Umweltschützer weisen in letzter Zeit immer wieder darauf hin, dass Trends wie Binge-Watching nicht zu unterschätzende Klimaeffekte haben – weil sie mit Treibhausgasemissionen verbunden sind. Wie groß aber ist der CO2-Fußabdruck der Streamingdienste konkret?

Eine halbe Stunde Netflix – oder sechs Kilometer Autofahrt

In einer Studie aus dem Jahr 2019 hat der französische Think Tank „The Shift Project“ ausgerechnet, dass eine halbe Stunde Streamen etwa 1,6 Kilogramm CO2 entspricht – so viel wie im Schnitt bei einer 6,28 Kilometer langen Autofahrt freigesetzt werden. Insgesamt ist Streaming mit etwa 300 Millionen Tonnen CO2 für rund ein Prozent der weltweiten CO2-Emissionen und für 20 Prozent der Emissionen der Digitaltechnik verantwortlich.

Das mag zunächst einmal wenig klingen. Forscher gehen jedoch davon aus, dass dieser Anteil in Zukunft steigen wird – auch ohne den Effekt von Quarantäne-Maßnahmen und Ausgangssperren im Zuge der Coronavirus-Pandemie. Der Grund: Die Streamingbranche wächst seit Jahren kontinuierlich. Immer mehr Menschen haben weltweit Internetzugang und neue Streaminganbieter wie Apple TV+ und Disney+ drängen auf den Markt. Auch Netflix expandiert immer weiter.

Deutschland ist Kupferkabelland. Wenn es um den Netzausbau mit der schnellen optischen Faser geht, liegt Deutschland im weltweiten Vergleich auf einem der letzten Plätze.

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60 Prozent des globalen Datenverkehrs

Allein von Januar bis März 2019 haben Teenager und Erwachsene in Deutschland Schätzungen zufolge 1,2 Milliarden Stunden lang Filme und Serien im Internet gestreamt. Schon heute machen Video-On-Demand-Dienste 60 Prozent des globalen Datenverkehrs aus. Mit 34 Prozent haben Streaminganbieter wie Netflix den größten Anteil am globalen Videokonsum im Internet, 27 Prozent gehen auf das Konto von Pornografie-Seiten und 21 Prozent auf das Videoportal Youtube und ähnliche Angebote.

Doch warum verursacht das Streamen überhaupt vergleichsweise viele Treibhausgasemissionen? Damit wir auf Abruf Online-Videos  auf Endgeräten wie Fernsehern und Smartphones abspielen können, müssen die bewegten Bilder auf Servern gespeichert werden. Rechnertätigkeiten wie diese erfordern grundsätzlich Strom. Und gerade bei Filmen handelt es sich um riesige Datenmengen, die viel Speicherplatz und Energie bei der Übertragung benötigen.

Vor allem Endgeräte und Rechenzentren sind mit 20 und 19 Prozent Anteil am Energieverbrauch der Dateninfrastruktur wahre Stromfresser. Nicht wenig Energie wird dabei übrigens für Klimaanlagen genutzt. Denn ohne Kühlung würden die Rechenzentren schnell überhitzen.

Neben den eigentlichen IT-Komponenten tragen auch Klimatisierung, Notstromversorgung und Transformatoren einen erheblichen Teil zum Gesamtstrombedarf bei.

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Der Strommix ist entscheidend

Kritiker bemängeln, dass die Anlagen, die schnelles Streamen ohne Ruckeln garantieren sollen, auf vielen Ebenen überdimensioniert sind. Dabei würden Ressourcen auf allen Ebenen verschwendet. Zwar bemühen sich die Anbieter um umweltfreundlichere Lösungen wie eine klimaschonende Kühlung der Rechenzentren. Doch Experten bezweifeln, ob dies ausreicht.

Denn vor allem der Strommix spielt eine entscheidende Rolle für den ökologischen Fußabdruck des Streamens. Da der Datenverkehr im globalen Ausmaß abläuft, müssten sämtliche Länder auf regenerative Energien umsteigen, um ein umweltfreundlicheres Streamen zu ermöglichen. Dies sei jedoch – zumindest für die nahe Zukunft – unrealistisch, wie die Forscher von „The Shift Project“ betonen. Sie fordern deshalb: Die Nutzer müssten Druck auf die Anbieter ausüben, damit diese ihre Rechenzentren künftig  mit weniger Strom aus fossilen Brennstoffen betreiben.

Die letzte Meile ist entscheidend und Filme auf dem Smartphone über das mobile Netz zu schauen, ist am stromintensivsten und damit am klimaschädlichsten.

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Was kann ich als Nutzer tun?

Auch bei der Übertragung der Daten besteht noch Nachholbedarf: Besonders viel Strom wird bei der Übertragung über Mobilfunk verbraucht. Effizienter ist die Datenübertragung per Kabel. Dies gilt vor allem für Glasfaser, bei denen die Signale per Licht weitergeleitet werden. In Deutschland surft man aber vielfach noch mit alten und weniger effizienten Kupferkabeln.

Doch unabhängig von der Technik können alle Verbraucher auch selbst etwas für die Ökobilanz des Streamens tun: indem sie ihr Nutzerverhalten kritisch hinterfragen. Am schädlichsten ist es, hochauflösende Filme auf dem Smartphone über eine mobile Datenverbindung zu streamen. Meist kann das Handy nicht einmal die entsprechende HD-Qualität liefern.

Sparsamer ist es, Videos in niedriger Auflösung anzuschauen und über WLAN zu streamen. Zusätzlich helfen Tricks wie das Abschalten der Autoplay-Funktion. Wer abends zum Beispiel häufiger auf dem Sofa einschläft, verhindert so, dass die Videos automatisch die ganze Nacht hindurch weiter abgespielt werden.

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