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Norman Fosters Hongkong & Shanghai Bank: Hightech-Architektur

Wie kam es zum Bau der neuen Bankzentrale?

In den 1930er Jahren hatte die 1870 gegründete Hongkong & Shanghai Bank ein erstes Bankgebäude errichten lassen. Es war damals der höchste Bau der Stadt und Sinnbild für die Unabhängigkeit vom kommunistischen China – das sah wohl auch Mao Tse-Tung so, denn eine seiner ersten Amtshandlungen bestand darin, das benachbarte Gebäude der Bank of China aufstocken zu lassen, bis es höher war als das der Konkurrenz.

1979 lud die Bank sieben renommierte Architekten aus den USA, England und Australien zu einem Wettbewerb für einen Neubau ein. Auch er stand wieder im Zusammenhang mit politischen Ereignissen: Die Bank sollte über den Tag der Übergabe Hongkongs an China im Jahr 1996 hinaus Selbstbewusstsein symbolisieren. Man erwartete eine monumentale und repräsentative Architektur, mit der sich sowohl chinesische als auch internationale Kunden identifizieren konnten. Überlegungen, die Außenkonstruktion des Baus in Rot anzustreichen, der traditionellen chinesischen Farbe des Glücks, wurden verworfen.

Wie waren die Baubedingungen?

Die Voraussetzungen waren denkbar schwierig. Das Grundstück lag mitten im eng bebauten Stadtzentrum und war sehr schmal. Der Verkehr durfte nicht blockiert und das Gebäude musste während der Bauarbeiten weiter genutzt werden. Die Bank sollte wegen der astronomischen Grundstückspreise in Hongkong möglichst hoch sein, zugleich galt es, die vorgeschriebene Höhenstaffelung und die bedrohlichen Kräfte der Taifun-Winde zu berücksichtigen.

Wie verlief der Bau?

Der Baubetrieb wurde auf ein Mindestmaß reduziert, indem sämtliche Konstruktionselemente von der Türklinke über Stühle, Bänke und Nasszellen bis hin zu Abdeckgittern der Klimaanlage von Foster Associates entworfen und von zahlreichen Unternehmen weltweit vorgefertigt wurden. Erst rechtzeitig zur Installation brachte man die einzelnen Elemente vor Ort und setzte sie mittels mobiler, auf den Konstruktionsteilen sitzender Kräne ein. Das Baugerüst war dagegen ganz traditionell aus Bambusstangen gefertigt, die mit Nylonbändern zusammengehalten wurden. Bei der Fertigstellung nach nur knapp fünf Jahren Bauzeit hatte der Neubau fünf Milliarden Hongkong-Dollar verschlungen und war damit die teuerste Bank der Welt.

Was zeichnet Fosters Gebäude aus?

Seine konsequente Hightech-Architektur. Charakteristisch für diese Bauten sind große Spannweiten mit sichtbar gemachter Kräfteführung: Konstruktive und technische Elemente werden nicht hinter Vorhangfassaden versteckt, sondern gezeigt, ja prägen die gesamte Ästhetik der Bauten.

In Hongkong löste Foster die komplexen Aufgaben mittels einer Stahlhängekonstruktion. Acht Turmmasten aus je vier bis zu 180 Meter hohen Stahlröhren tragen den Bau. Auf fünf Ebenen spannen sich je 33 Meter lange Querträger, von denen die insgesamt 47 Geschosse separat abgehängt sind – so herrschte immer nur in einer Etage Baustellenbetrieb, während auf den anderen weitergearbeitet werden konnte. Die gesamte Technik sowie Aufzüge und Toiletten sind in eigenen Versorgungstürmen in 139 Modulen untergebracht. Die Fenster passen sich durch ein feinmaschiges Netzgewebe mit integriertem Sonnenschutz den klimatischen Bedingungen an.

Wussten Sie, dass …

Foster besonders viele Bauten in Deutschland entwarf, darunter Verwaltungs-, Sport- oder Bankgebäude? Der bekannteste Bau ist die Reichstagskuppel in Berlin.

das von Fosters Büro entworfene Viaduc de Millau in Südfrankreich, eine Autobahnbrücke, auf den höchsten Brückenpfeilern der Welt ruht?

in dem Hongkonger Bankgebäude das Sonnenlicht mittels einer Spiegelkonstruktion bis weit nach unten geleitet wird?

Wie viele Auszeichnungen wurden Norman Foster schon verliehen?

Mit den vielen Anerkennungen und Preisen für seine Arbeit könnte der Architekt wohl schon ganze Regale füllen. Die auffälligsten Auszeichnungen sind sicher die Erhebung in den Adelsstand (»Sir«) 1990 und die Ernennung zum »Lord Foster of the Thames Bank« 1999. Daneben wurde Norman Foster im Lauf seines Berufslebens mit den renommiertesten Architektur- und Design-Preisen der Welt geehrt.

Geboren wurde Norman Foster am 1. Juni 1935 in Manchester, als Sohn einer Familie in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen. Dennoch schaffte er es bis zu einem Abschluss in Städtebau und Architektur an der Universität Manchester. 1963 machte er sich zusammen mit seiner Frau und zwei weiteren Partnern als Architekt selbstständig. Eine bis heute anhaltende Erfolgsgeschichte begann. Fosters Büro erhielt im Lauf der Jahre über 200 Auszeichnungen und gewann zahlreiche Architekturwettbewerbe.

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