Lexikon

Glasmalerei

die Herstellung bildlicher Darstellungen aus farbigem Fensterglas. Nach dem ältesten Verfahren, der musivischen Glasmalerei, wurde der in Originalgröße angefertigte Entwurf (Visierung, Scheibenriss) mit farbigen Glasstückchen ausgelegt und die Binnenzeichnung mit Schwarzlot (eine feine Mischung pulverisierter Metalloxide mit einem leicht schmelzbaren Glasfluss) aufgemalt und eingebrannt. Die Scherben wurden mit Bleiruten, die zugleich Konturen bezeichneten, aneinandergesetzt.
Ein im 14. Jahrhundert aufkommendes Verfahren ermöglichte es, aus einer auf das Glasstück aufgeschmolzenen Farbglasschicht (Überfang) Muster und Schattierungen herauszuschleifen und damit zwei Farben in einem Teilstück zu vereinigen. Im 15. Jahrhundert wurde die Technik der Kabinettmalerei entwickelt, die sich dem Stil des Tafelbilds annäherte.
Die ältesten erhaltenen Glasfenster (Augsburger Dom) stammen aus dem Ende des 11. Jahrhunderts. Im 12. Jahrhundert entstanden in Frankreich die Chorfenster von St.-Denis und die Westfenster von Chartres. Die Gotik, in der die Mauerwand durch das großflächige Fenster verdrängt wurde, brachte die bedeutendsten Leistungen der Glasmalerei, zuerst in Frankreich: Bourges und Chartres im 13. Jahrhundert. Dann verlagerte sich das Schwergewicht nach Deutschland (Köln, Straßburg, Marburg, Altenberg, Erfurt, Freiburg im Breisgau, Xanten, Regensburg, Ulm). In der Renaissance beschäftigten sich auch zahlreiche Meister der Tafelmalerei mit der Glasmalerei (Scheibenrisse von A. Dürer, H. Baldung, H. Holbein). In der Epoche des Barocks und Rokokos hatte man wenig Sinn für die Glasmalerei; sie wurde erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckt. In Bayern arbeitete S. Frank unter dem Protektorat Maximilians I. seit 1816; 1843 wurde in Berlin das Königliche Institut für Glasmalerei gegründet. Im Rückgriff auf die Anfänge wurde der Glasmalerei im 20. Jahrhundert wieder ein größeres Interesse entgegengebracht, so von J. Bazaine, M. Chagall, H. Erni, M. Lechter, F. Léger, A. Manessier, G. Meistermann, D. Rivera, G. Rouault, D. A. Siqueiros, J. Thorn-Prikker.
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