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Berlin geht baden!

Das Stadtmuseum Berlin präsentiert vom 24. Juni bis 14. Oktober 2007 im Ephraim-Palast eine Ausstellung zur Kulturgeschichte des Badens. Alles dreht sich um den Schwimmsport, verschiedene Badeorte und die Reiselust. Mit Installationen, Fotos, Gemälden und Bademoden, Postkarten und "Strandgut" werden die verschiedenen Aspekte der Badekultur und der Körperpflege lebendig: Hygiene und Abhärtung, Sport und Spaß, Fernweh nach Sonne, Sand und Meer. Neben dem individuellen Erlebnis gilt das Baden als gesellschaftliches Ereignis.

Stiftung Stadtmuseum Berlin

Die Badekultur in Berlin beginnt 1802 mit der Eröffnung der ersten öffentlichen Badeanstalt an der Spree, auf der Höhe der Alten Nationalgalerie. Das heutige Badeschiff in Treptow steht in der Tradition des Welperschen Badeschiffs, das 1803 als erstes offizielles Badeschiff in der Spree eröffnete. Allerdings galt öffentliches Baden damals als unschicklich, und die "feine" Gesellschaft verließ sich lieber auf Puder und Parfüm. Auch hatten nur wenige Berliner Häuser Badezimmer, obwohl mit zunehmender Bevölkerungszahl und wachsenden medizinischen Kenntnissen Waschen und Baden immer wichtiger wurden. Schwimmen lernten in Berlin zuerst die Soldaten: auf Anordnung von 1817. Nur wenig später wurde es zum allgemeinen Volkssport. Das "betuchte" Berlin bevorzugte damals die Kaiserbäder der Ostsee, besonders Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin auf Usedom. Dabei stand jedoch weniger das Baden, als das gesellschaftliche Leben im Mittelpunkt der Sommerfrische.

Provokante Bademode

Anfang des 20. Jahrhunderts drängte es den Großstädter raus ins Grüne und an die Seen, vor allem an den Wannsee zum Schwimmen und Luftbaden. Aus der "wilden" Badestelle am Wannsee wurde schnell ein behördlich geregelter Badebetrieb. Das heute auch noch beliebte Strandbad Wannsee wurde 1929/1930 zum damals größten und modernsten Binnenseefreibad Europas ausgebaut. Und es ist Schauplatz einiger Ärgernisse: Vor allem Touristen hatten sich über die unmöglichen und unschicklichen Badekostüme der Berliner erregt, denn die im feuchten Zustand schlabberigen Textilien gaben zu viele Körperdetails preis. Der denkwürdige "Zwickererlass" von 1932 schreibt Zwickelnähte im Schritt behördlich vor und stellte damit die öffentliche Ordnung wieder her.

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