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Eukalyptus: In Australien heimisch
Wie vermeidet der Eukalyptus Wasserverlust?
Er richtet seine Blätter in Richtung der größten Sonneneinstrahlung aus. Zuweilen werden die australischen Wälder als »schattenlose Wälder« bezeichnet. Diese paradox erscheinende Bezeichnung beruht darauf, dass die Blätter des Eukalyptus immer senkrecht zur Richtung des größten Lichteinfalls hängen und daher viel Licht durchlassen. Auf diese Weise vermeidet die Pflanze, dass ihre Blätter zu stark dem Sonnenlicht ausgesetzt sind und zu viel Wasser verdunsten. Außerdem stehen die Bäume in großem Abstand voneinander und tragen bei Wassermangel nur wenig Laub.
Wie sieht das »Jugendkleid« des Eukalyptus aus?
Die Jugendblätter des Eukalyptus sind meist oval, ungestielt, häufig graugrün bereift und kreuzgegenständig. Bei manchen Arten sitzen sie wie kreisrunde Scheiben auf einer Schnur aufgefädelt, weshalb sie gern in der Floristik eingesetzt werden. Die immergrünen Altersblätter hingegen sind gestielt, spiralig angeordnet und mehr oder weniger sichelförmig. Abgefallene Blätter bilden eine dicke Laubdecke, die nur schwer verrottet. Sie verhindert zusammen mit Stoffen, die von den Wurzeln abgegeben werden, dass andere Pflanzen unter Eukalyptusbäumen gedeihen können. Die Wurzeln dringen auf der Suche nach Wasser sehr tief ins Erdreich ein.
Wann kommen Eukalyptusblüten in die Läden?
Zu Weihnachten, denn die Blüten der Gattung Eucalyptus werden wegen ihrer weißen, gelben oder roten Staubfäden geschätzt. Zur Weihnachtszeit werden in hiesigen Blumenläden Eukalyptuszweige mit graugrün bereiften Blütenknospen angeboten, die oft fälschlicherweise für Früchte gehalten werden. Die eigentlichen Früchte sind jedoch holzige Kapseln, welche die feinen Samen enthalten. Da die Blüten reichlich Nektar enthalten, sind manche Arten eine wertvolle Bienenweiden.
Schaden Buschfeuer den Eukalyptusbäumen?
Nur wenig. An die häufigen Buschfeuer in Australien hat sich der Eukalyptus in bemerkenswerter Weise angepasst: Die großen Bäume tragen ihre Kronen so hoch, dass ein Feuer ihnen nichts anhaben kann. Das auf dem Boden liegende Laub hingegen ist voller ätherischer Öle und facht das Feuer an, so dass der gesamte Unterwuchs mitsamt Samen in Minutenschnelle verbrennt.
Die harten Früchte vieler Eukalyptusarten benötigen sogar solche Feuer, um sich zu öffnen und die Samen entlassen zu können. So stellen diese Arten eine Verjüngung zum günstigsten Zeitpunkt sicher: Licht- und Wurzelkonkurrenz wurden vermindert, und der störende pflanzliche Abfall auf dem Boden hat sich in nährstoffreiche Asche umgewandelt. Unter diesen günstigen Bedingungen können die Keimlinge mit enormer Geschwindigkeit wachsen.
Gedeiht der Eukalyptus nur in Australien?
Nein, inzwischen hat er mit menschlicher Hilfe alle Kontinente erobert. Lange Zeit schien der Eukalyptus die ideale Lösung zu sein, um den globalen Problemen Abholzung von Regenwäldern, Brennstoffmangel und Trockenlegung von Malariasümpfen zu begegnen. Denn viele Eukalyptusarten sind anspruchslos, wachsen schnell und kommen sowohl mit Trockenheit als auch sumpfigen Böden gut zurecht. In Italien wurden Eukalyptusbäume deshalb in Sumpfgebieten angepflanzt und verdrängten so die Malaria. Da die Bäume große Wassermengen verbrauchten, legten sie die Sümpfe trocken und damit auch die Brutstätte der die Malaria übertragenden Anopheles-Mücke.
Auch in Äthiopien wurden sie als wahrer Segen empfunden; dort retteten sie Ende des 19. Jahrhunderts sogar die Hauptstadt. In deren Umgebung waren nämlich alle heimischen Bäume gefällt und Keimlinge von Ziegen und anderen Weidetieren abgefressen worden. Ohne Brennholz konnte die Stadt aber nicht existieren, und so begann man gerade rechtzeitig mit dem Anbau des rasant wachsenden Eukalyptus.
Ist Eukalyptus ein Unkraut?
Botaniker der Mittelmeerregion und Kaliforniens sind mittlerweile jedenfalls zu diesem Schluss gekommen. Seit 1880 pflanzte man Eukalyptus auch in Kalifornien an, ebenfalls zur Malariabekämpfung und zur Brennholzversorgung. Vor allem der Blaugummibaum oder Blaue Eukalyptus (Eucalyptus globulus) breitete sich übermäßig aus. Gute Böden durchzog er mit seinen wuchernden Flachwurzeln und verhinderte den Aufwuchs von Unterholz. Außerdem senkte er den Grundwasserspiegel und entzog den Böden ihre Nährstoffe.
Wofür verwendet man Eukalyptusöl?
Vornehmlich für Hustenbonbons, aber auch für andere medizinische Anwendungen. Das Öl mit dem typischen Aroma gewinnt man durch Destillation von Eukalyptusblättern. Für medizinische Anwendungen sind vor allem Blätter des Blaugummibaums (Eucalyptus globulus) geeignet, die bis zu 3,5 Prozent des Öls enthalten. Das Öl ist antiseptisch, auswurffördernd und wirkt sich positiv auf die Blutzirkulation erkrankter Organe aus. Als Tee, Inhalationsmittel, Salbe, Badezusatz oder Bonbon lindert es die lästigen Symptome von Erkrankungen der oberen Atemwege. Als Duftstoffe für die Kosmetikindustrie sind die Öle von Zitroneneukalyptus (Eucalyptus citriodora) und Pfefferminzeukalyptus (Eucalyptus dives) begehrt.
Das vielseitige Eukalyptusöl wird auch als Kraftstoff im Gemisch mit Benzin erprobt; allerdings gilt diese Methode noch als unwirtschaftlich. Eukalyptusholz zur Energiegewinnung einzusetzen ist dagegen ergiebiger.
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