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Handel: Früher und heute

Wer waren die ersten Welthandelsreisenden?

Die Phönizier: Aus ihrem Siedlungsgebiet längs der Küste Libanons weiteten die Phönizier ihren Handel von den reichen phönizischen Stadtstaaten Sidon und Tyros (Blütezeit zwischen 1200 und 900 v. Chr.) ins Schwarze Meer, den westlichen Mittelmeerraum und später bis nach Britannien und wahrscheinlich Westafrika aus. An Exportgütern lieferten die Phönizier Glaswaren und Purpurstoffe.

Ihre Stadtstaaten gründeten in großem Stil strategisch wichtige Kolonien, so beispielsweise um 800 v. Chr. von Tyros (Libanon) aus Karthago am Golf von Tunis (Nordafrika), das im 7. Jahrhundert v. Chr. zur Schutzmacht der phönizischen Kolonien im Westen aufstieg. Nach der assyrischen Eroberung Phöniziens Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. wurde Karthago zur Führungsmacht des gesamten phönizischen Kulturraums. Im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. verlor es in drei Kriegen den Kampf um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeer gegen Rom.

Was hat Alexander der Große für den Handel getan?

Der Makedonenkönig Alexander der Große (356–323 v. Chr.) erweiterte durch seine Eroberungszüge den damaligen Weltverkehr enorm. Er erschloss seine eroberten Gebiete in Asien und Afrika durch griechische Kolonien und verband sie mit dem griechischen Handelssystem, zu dem eine einheitliche Währung und eine gemeinsame Verkehrssprache, die Koine, gehörte. Diese staatliche und wirtschaftliche Neuordnung im Zeichen des Hellenismus (von Hellas = Griechenland) bewirkte eine durchgreifende Modernisierung seiner Herrschaftsgebiete. Diese Epoche endete durch die Eroberung der Nachfolgereiche Alexanders im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. durch die Römer.

Gab es ein Imperium Romanum der Wirtschaft?

Ja. Die große Bedeutung des Römischen Reichs lag vor allem darin, dass es mit dem römischen Recht und einem System einheitlicher Münzen, Maße und Gewichte eine Basis für den geregelten Warenaustausch innerhalb des Mittelmeerraums schuf; es bezog auch das in Provinzen organisierte und durch Straßen und Kanäle erschlossene Binnenland ein. Der Ausbau von Häfen förderte die Seefahrt sowie den Austausch mit anderen Völkern. Luxusartikel aus allen Reichsteilen gelangten nach Rom: Sklaven, Elfenbein, Gold und wilde Tiere für Gladiatorenkämpfe aus Afrika, Bernstein von der Ostsee, Gewürze aus Arabien und sogar Seide aus China.

Die Wirtschaft Italiens war jedoch in hohem Maß von der Sklavenarbeit abhängig und wurde in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts allmählich schwächer, weil mit weniger Kriegen Kriegsgefangene bzw. Sklaven teurer wurden. Im 3. Jahrhundert kam es zur Wirtschaftskrise und zur ersten Inflation der Weltgeschichte. Nach dem Zusammenbruch kehrte das Imperium Romanum zur Naturalwirtschaft zurück.

Wann erlebte der Mittelmeerhandel seine Wiedergeburt?

Der Handel zwischen Westeuropa und dem östlichen Teil des Mittelmeeres, der Levante, belebte sich gegen Ende des 10. Jahrhunderts, nachdem er seit der Völkerwanderungszeit (4.–6. Jahrhundert) weitgehend unterbrochen war.

Maßgeblich an der Wiederbelebung beteiligt waren die Juden. Sie waren sowohl in christlichen wie muslimischen Ländern zu Hause und standen in regem Austausch miteinander. Der Levantehandel öffnete Europa auch die Tür nach Asien und bis in den Fernen Osten. Handelswaren waren z. B. Seide, Gewürze, Baumwolle, Elfenbein, Porzellan, Farbstoffe, Perlen und Edelsteine.

Welche Bedeutung hatten die Handelsmessen?

In europäischen Städten längs der Handelsrouten und an Verkehrsknotenpunkten entwickelten sich Ende des ersten Jahrtausends Handelsmessen, vor allem in der Champagne. Im Unterschied zu regelmäßig abgehaltenen Märkten (Wochenmärkten) fanden sie nur ein- oder zweimal im Jahr statt. Unter dem Schutz des Königs oder der Kirche, oft mit Privilegien (reduzierte Zölle und Abgaben, eigene Messegerichtsbarkeit, Aufhebung des Zinsverbots) ausgestattet, wurden sie zu Anziehungspunkten für Fernhändler. Ihre Reiserouten richteten die Kaufleute an den Terminen der wichtigsten Messen aus.

Wozu diente die Hanse?

Mit dem Ziel einer gemeinsamen Interessenvertretung sowie zur Durchsetzung oder Nutzung von Privilegien schlossen sich die um gegenseitige Unterstützung bemühten Kaufleute zu Gilden oder genossenschaftlichen Vereinigungen (Hansen) zusammen.

Zur beherrschenden Handelsmacht im Nord- und Ostseeraum und in den Gebieten der deutschen Ostkolonisation wurde die (Städte)-Hanse, die 1356 in Lübeck gegründet wurde. In der Blütezeit gehörten ihr 180–200 Städte an. Die Hanse besaß gute Verbindungen in den Orient (über Russland und Polen) und nach Italien (u. a. über das flämische Brügge, heute Belgien). Ihr allmählicher Niedergang setzte im 15. Jahrhundert ein, u. a. aufgrund von Interessenkonflikten und der Verlagerung des Handelsschwergewichts nach Übersee.

Was suchten die europäischen Entdecker?

Sie suchten einen Seeweg nach Indien, über den die Versorgung mit den gewohnten Luxusgütern wie Gewürzen aus Asien, Elfenbein, Edelhölzern und Duftstoffen weiterhin gesichert werden sollte. Denn nach der Eroberung von Konstantinopel (heute Istanbul) 1453 durch die Türken war das Abendland von den Schätzen Indiens und Chinas abgeschnitten.

Die für den Welthandel wichtigen Entdeckungsreisen im 15. und 16. Jahrhundert unternahmen die Portugiesen und Spanier: Der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama (1469–1524) landete 1498 in Indien, und Lissabon wurde zum zentralen Markt für Güter des Fernen Ostens. Christoph Kolumbus (1451–1506) legte 1491 mit der Entdeckung Amerikas (Bahamas) den Grundstein für den Reichtum Spaniens. Aus den eroberten amerikanischen Ländern gelangten ungeheure Schätze an Edelmetallen wie Gold und Silber nach Europa. Die europäische Expansion in Übersee bahnte dem Frühkapitalismus und der Weltwirtschaft den Weg.

Wie funktionierte der frühe Kolonialhandel?

Als Dreieckshandel zwischen Amerika, Afrika und Europa.

Um sich in den eroberten Überseegebieten eine wirtschaftliche Grundlage zu schaffen, begannen die Portugiesen und Spanier mit der Einführung der Plantagenwirtschaft, deren Erzeugnisse, Zuckerrohr, Mais und Baumwolle, nach Europa verkauft wurden. Zur Plantagenarbeit dienten Sklaven, welche die Schiffseigner und Kapitäne in Westafrika einkauften. Die Sklaven wurden anschließend, oft unter erbärmlichen Bedingungen, nach Amerika verschifft, wo sie bei Auktionen verkauft wurden. Zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert gelangten auf diese Weise etwa 12–15 Mio. Sklaven nach Amerika.

Wer waren die Nachfolger der Portugiesen und Spanier?

Im 17. Jahrhundert wurden die Niederlande zur führenden Handelsnation. Die Weltmächte der Iberischen Halbinsel waren unter der finanziellen Last ihrer Kolonien und der Religionskriege zusammengebrochen. Die Niederlande schufen ein Kolonialreich in Fernost und gründeten 1624 in Nordamerika Neu-Amsterdam, das heutige New York. Um die Nachfrage nach Gewürzen und anderen Handelsgütern aus den niederländischen Überseeprovinzen (vor allem Niederländisch-Indien, heute Indonesien) zu decken, wurde 1530 die Amsterdamer Börse gegründet.

Um 1750 stieg England aufgrund seiner Vorherrschaft auf den Meeren zur weltweit wichtigsten Wirtschaftsmacht und zum größten internationalen Sklavenhändler auf. Der Frieden von Paris 1763 brachte England zu Lasten der Franzosen große Gebietsgewinne in Nordamerika. An der Börse wurde wild spekuliert mit Aktien neu gegründeter Handelshäuser, die Handel mit Überseekolonien betrieben, wie die Ostindische Handelsgesellschaft oder die 1711 gegründete Südseegesellschaft. Einen Rückschlag erlebte das Land erst, als die nordamerikanischen Kolonien sich ab 1776 vom Mutterland lösten. Dies markierte den Beginn einer politischen und wirtschaftlichen Entwicklung, aus der die USA später als Weltmacht hervorgingen.

Warum fielen nach dem Zweiten Weltkrieg die Handelsschranken?

Aufgrund der schlechten Erfahrungen mit dem Protektionismus, das heißt nationalen Handelsschranken und -hemmnissen zum Schutz der eigenen Wirtschaft, der eine Ursache für den Rückgang des Welthandelsvolumens 1929– 33 von 3 Mrd. auf 1 Mrd. US-Dollar war. 1947 wurden das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) gegründet und weitreichende Zollsenkungen vereinbart.

Während der Erdölkrise Mitte der 1970er Jahre kam es aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Erdöl importierenden Länder erneut zu einer Protektionismuswelle. Die Globalisierung und die Verbreitung der Markwirtschaft nach dem Ende des Ost-West-Konflikts Anfang der 1990er Jahre führten dagegen zu einer neuen Liberalisierungsphase. 1995 wurde als Nachfolgeorganisation des GATT die WTO (Welthandelsorganisation) gegründet.

Wer sind die stärksten Handelsmächte?

Deutschland wurde 2005 mit einem Außenhandelsvolumen (Waren) von 970,7 Mrd. US-Dollar zum dritten Mal hintereinander Exportweltmeister und erreicht aufgrund eines niedrigeren Importvolumens von 774,1 Mrd. einen Exportüberschuss von 196,6 US-Dollar. Nach den USA ist Deutschland die größte Handelsnation weltweit. Während die Mehrzahl der »Top Ten« mehr exportiert als importiert, verzeichnet ausgerechnet die Handelsmacht Nummer eins, die USA, einen gigantischen Importüberschuss: Exporten von 904,3 Mrd. US-Dollar standen 1732,7 Mrd. US-Dollar an Importen gegenüber (Stand: 2005). Die dritte Wirtschaftskraft China verzeichnete einen Exportüberschuss von 101,9 Mrd. US-Dollar; ihr folgten die Staaten Japan (Platz vier bei Exporten und Importen), Frankreich, die Niederlande, Großbritannien, Italien, Kanada und Belgien nach.

Wo liegen die Seidenstraßen?

Die Seidenstraßen (ab ca. 200 v. Chr.) führten von China über Zentralasien bis nach Indien und ins Gebiet des Römischen Reiches (Syrien). Es waren vor allem für den Zwischenhandel mit Seide benutzte Karawanenstraßen. Daher kam es kaum zu einem kulturellen Austausch.

Wussten Sie, dass …

der Begriff »Messe« auf deren ursprüngliche Verbindung zur Kirche hindeutet? Messen wurden zunächst an religiösen Festtagen nach der heiligen Messe abgehalten.

Messen meist einmal im Jahr, oft am Tag des Namenspatrons einer Kirche, stattfanden? In etablierten Messestädten orientierte sich die Terminwahl später an wirtschaftlichen Überlegungen, nicht mehr am Heiligenkalender.

ab dem 12. Jahrhundert die Messen in der Champagne (Nordostfrankreich) in einem festen Zyklus von sechs Messen von je sieben Wochen Dauer abgehalten wurden? Ein fester Ablauf schrieb vor, welche Waren zu welcher Zeit gehandelt werden durften.

die ersten deutschen Städte mit Messeprivileg Frankfurt am Main (1240) und Leipzig (1268) waren?

Was kennzeichnet den heutigen Welthandel?

Moderne Transportmittel, der internationale Tourismus und nicht zuletzt das Internet haben bewirkt, dass heute nahezu jeder in der einen oder anderen Weise in wirtschaftlichem Kontakt mit dem Ausland bzw. mit Ausländern steht. In den früheren Jahrhunderten konzentrierten sich die Transaktionen auf relativ wenige Güter und Händler. Der Welthandel wies 2005 ein Exportvolumen mit Waren von rd. 10 121 Mrd. US-Dollar auf.

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