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Von wem wurde Bayern wirklich regiert?

Von den Ministern. Ludwig wurde die königliche Würde zunehmend zur Bürde. Voller Verachtung für die »Niederungen« des Alltags, zog er sich immer mehr in seine Welt zurück. Seine Residenzstadt München bekam ihn kaum je zu sehen. Das Regieren überließ er den Ministern. Während der Entscheidungsphase im Vorfeld der Kriege von 1866 und 1870/71 flüchtete Ludwig in seine geliebten bayerischen Berge. Er versuchte zwar, Bayern aus den Kriegshandlungen herauszuhalten, aber eigener politischer Gestaltungswille war ihm genauso wenig gegeben wie die Fähigkeit, dem Druck seiner Kamarilla standzuhalten. Letztlich vollzog er nur per Unterschrift, was andere ihm vorschrieben; sogar der berühmte Kaiserbrief von 1871, mit dem er Preußen die Kaiserkrone anbot, war diktiert – von Bismarck.

Auf die Beitrittsverhandlungen zur Gründung des Deutschen Reichs nahm Ludwig keinerlei Einfluss – eine Verweigerungshaltung, die er mit Unpässlichkeit und Weltflucht begleitete. Seine Rücktrittsdrohungen nahm niemand ernst, er selbst wohl auch nicht. Dass in Bayern, das mit der deutschen Einigung von 1871 einen Teil seiner Souveränität hatte aufgeben müssen, reichsfeindliche und reichsfreundliche Kräfte miteinander rangen, war ein Politikum. Ludwig bekam natürlich dessen Sogwirkung zu spüren, ohne allerdings die Ursache wirklich zu erkennen, zumal einer seiner wenigen Vertrauten, der Oberstallmeister Graf Holnstein, auf beiden Seiten agierte. So geriet der König in einem politischen Machtkampf hinter den Kulissen zwischen die Mühlsteine der verschiedenen Interessen.

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