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Timur Lenk: Mongolenfürst und Erbe Tschingis Chans
Für welche Taten ist Timur Lenk berühmt?
Der Mongolenherrscher »Timur der Lahme« (das ist die Bedeutung von Timur Lenk) war einer der erfolgreichsten und zugleich grausamsten Eroberer Zentralasiens. Viereinhalb Jahrzehnte lang – von 1360 bis zu seinem Tod 1405 – nahm er mit seinen Nomadenhorden weite Gebiete von der Mongolei im Osten bis zum östlichen Mittelmeer im Westen ein.
Wie kam der Krieger an die Macht?
Timur war ein Angehöriger des turkisierten Stammes der Barlas, einer mongolischstämmigen Gruppierung, die in Transoxanien, dem heutigen Usbekistan, siedelte. Zuvor hatte der Stamm an den dortigen Feldzügen von Tschingis Chan teilgenommen. Timur wuchs im so genannten Khanat Chagatai auf. Nach dem Tod des Herrschers von Transoxanien, Amir Kazgan, leistete Timur dem Khan des benachbarten Kashgar, Tughluq Temür, den Treueeid. Dieser hatte 1361 Samarkand eingenommen. Tughluq Temür ernannte seinen Sohn Ilyas Khoja zum Regenten von Transoxanien und machte Timur zum Minister. Timur floh bald darauf, um sich seinem Schwager Amir Husayn, dem Enkel Amir Kazgans, anzuschließen. Sie brachten Ilyas Khoja 1364 eine Niederlage bei und nahmen in den folgenden zwei Jahren ganz Transoxanien ein. 1370 wandte sich Timur dann auch gegen Amir Husayn, den er in der Stadt Balkh belagerte. Nach Husayns Ermordung rief sich Timur in Samarkand zum Herrscher der Linie der Khane von Chagatai und zum Wiedererrichter des Mongolenreichs aus. Anschließend kämpfte er gegen die Khane von Jatah in Ostturkestan und Chorezm. Schließlich gelang es ihm, 1380 Kashgar zu besetzen. Außerdem unterstützte er Tochtamysh, den Khan der Goldenen Horde, der an seinem Hofe Zuflucht gesucht hatte, gegen die Russen, wobei er Moskau eroberte und brandschatzte.
Mit welchem grausamen Schauspiel zelebrierte Timur seine Eroberungen?
Zum Gedenken an die Einnahme der Stadt Isfahan im Jahr 1383 ließ Timur 70000 Gefangenen die Köpfe abschlagen und diese zu einer gigantischen Pyramide aufschichten. Gleiches widerfuhr 1393 der Stadt Bagdad, nur dass sich dieses Mal als Zeichen der Anwesenheit des grausamen Timur 90000 Schädel türmten. Die christliche Stadt Tikrit in Assyrien machte der Feldherr nach zwei Wochen Belagerung dem Erdboden gleich und ließ alle Einwohner niedermetzeln. Das hatte die Zerstörung der christlichen Kirche Assyriens zur Folge. Alle, die sich nicht zum Islam bekehrten verloren ihr Leben, soweit ihnen nicht die Flucht ins Gebirge gelang.
Wie setzte der Mongolenfürst seinen Eroberungszug fort?
Unter dem Vorwand, die islamischen Sultane seien zu nachsichtig mit ihren hinduistischen Untertanen, brach Timur 1398 in Indien ein und wütete dort mordend und brandschatzend, so dass Zeitgenossen über Berge von Massakrierten berichteten. Die Armee des Sultans Mahmud Tughluq wurde vernichtet, die Hauptstadt Delhi vollkommen zerstört – ein Jahrhundert lang lag die Stadt in Ruinen. Als Zeichen seines Sieges ließ Timur in Samarkand die berühmte Moschee errichten. Sein letzter großer Feldzug führte ihn gegen die Mamelucken, Damaskus wurde geplündert, Bagdad 1401 erneut erobert. Ein Jahr später unterlag Sultan Bayazid bei Ankara und Smyrna wurde eingenommen. 1404 kehrte Timur schießlich nach Samarkand zurück, wo er Vorbereitungen zur Eroberung Chinas treffen wollte. Bereits auf dem Feldzug erkrankte er und starb 1405 in Chimkent, im heutigen Kasachstan. Er wurde einbalsamiert und in einem Ebenholzsarg in seinem Grabmal Gure Amir bestattet. Von ihm ging die Dynastie der Timuriden aus, die sich noch ein Jahrhundert lang hielt. Einer seiner Nachfahren, Babur, begründete 1526 die indische Mogul-Dynastie.
Was ist die Perle des Orients?
Samarkand, die Hauptstadt von Timur Lenks riesigem Reich, gilt als Schmuckstück der mittelalterlichen usbekischen Kunst und Architektur. Zu den schönsten Bauwerken gehören die Moschee Bibi-Chanum und das Mausoleum Gure Amir, in dem Timur Lenk bestattet ist. Am Bau von Bibi-Chanum, nach dem Vorbild der tausendsäuligen Moschee von Delhi erbaut, waren allein 500 Steinmetzen beteiligt.
Wussten Sie, dass …
die auf Timur Lenks Feldzügen angerichteten Verwüstungen den Stoff für zahlreiche Geschichten lieferten? Der englische Dramatiker Christopher Marlowe verarbeitete den Stoff in seinem 1590 veröffentlichten Theaterstück »Tamburlaine the Great« (Tamerlan der Große).
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