Daten der Weltgeschichte

Die großen Kolonialreiche17261750

Zu Beginn des frühen europäischen Kolonialismus waren Spanien und Portugal die vorherrschenden Mächte. Ihre dominante Position wurde von den aufstrebenden See- und Kontinentalmächten England, Frankreich und den Niederlanden im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts gebrochen. Dieser Wandlungs- und Machtverschiebungsprozess mündete in die beherrschende Position Großbritanniens, das trotz des Verlustes seiner nordamerikanischen (US-)Besitzungen 1776 zur größten und mächtigsten Kolonialmacht wurde.

Spanien

Spanien prägte seit dem ausgehenden Mittelalter die Entdeckungs- und Kolonisationspolitik. In Süd- und Mittelamerika entstand seit dem 16. Jahrhundert ein riesiges Kolonialreich, das im Wesentlichen in die beiden Vizekönigreiche Peru und Neuspanien gegliedert war. Unter massiver Ausbeutung und Vernichtung der indianischen Herrschaften kamen immense Mengen Gold und Silber in das Mutterland, das für die teure Hofhaltung und die zahllosen Kriege ausgegeben wurde. Daneben expandierte Spanien auch in den südostasiatischen und indischen Bereich. Die gesamte Kolonialverwaltung lag in den Händen des Indienrates, der direkt der Krone unterstellt war. Die Verwaltung war straff organisiert und beruhte auf der Idee, die einheimische Gesellschaftsordnung auf die Kolonien zu übertragen. Der gesamte Handel lag in den Händen staatlicher Organisationen. Erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts reformierte König Karl III. das Kolonialsystem. Die überseeischen Gebiete wurden nicht mehr als Kolonien, sondern faktisch als Staatsteile anerkannt; die Siedler erhielten die Gleichstellung mit den in Spanien lebenden Menschen. Dadurch konnte in den südamerikanischen Kolonien ein starkes Bürgertum entstehen, das zum wichtigsten Träger der um 1800 einsetzenden Unabhängigkeitsbewegungen wurde.

Portugal

Die portugiesische Herrschaft in Südamerika war auf den brasilianischen Raum beschränkt. Die Siedler besaßen von Anfang an mehr Rechte als in den spanischen Kolonien. Es gab zwar ebenfalls ein staatliches Handelsmonopol, das aber nicht scharf kontrolliert wurde. Brasilien, seit dem 18. Jahrhundert Vizekönigreich, war zwar wichtig, eigentlicher Schwerpunkt des portugiesischen Imperialismus war jedoch die Verbindung über Afrika zum südostasiatisch-indisch-chinesischen Raum. Ebenso wie Spanien verlor Portugal ab dem 17. Jahrhundert viele Kolonien an England, Frankreich und die Niederlande. Lediglich in Afrika blieb bedeutender Kolonialbesitz bestehen: Angola und Moçambique blieben bis 1975 portugiesisch.

Niederlande

Die neuen Mächte Frankreich, England und die Niederlande drangen nach 1600 in die spanisch-portugiesischen Räume vor, begründeten aber auch zahlreiche Kolonien in Nordamerika, das von den iberischen Seemächten kaum beachtet worden ist: Lediglich im Süden der späteren USA gab es spanische Herrschaften. Die Niederländer konnten sich in Südamerika nur in Curaçao und Guyana behaupten und verlegten ihren Schwerpunkt in den südostasiatischen Raum. Hauptmerkmal ihrer Stützpunktgründungen war der Versuch, mit den örtlichen Machthabern zusammenzuarbeiten. Die West- und die Ostindische Kompanie verwalteten ihre Besitzungen ohne größere Einflussnahme durch staatliche Vorschriften. Die politischen Instanzen (Körperschaften) des Mutterlandes übertrugen sich aber auch ohne Zwang auf die Siedlungskolonien. Insgesamt spielte der Besiedlungsaspekt aber gegenüber der Handelspolitik eine geringe Rolle.

Frankreich

In ähnlicher Weise lag auch der französischen Kolonisation der Handelsgedanke zugrunde. Die Kolonien dienten als Rohstofflieferanten und Absatzmärkte des Merkantilismus. In Nordamerika, besonders im Mississippi-Tal und im späteren Kanada, entstanden aber im 17. und 18. Jahrhundert auch große Siedlungskolonien, die schnell in Gegensatz zu den englischen und anfangs auch niederländischen Besitzungen gerieten. Hauptmerkmal der französischen Besitzungen war die ausgesprochen straffe und rigide Organisation nach dem Vorbild des heimischen Absolutismus. Es gab keinerlei Freiheitsrechte für die Siedler und selbst der Katholizismus war als Religion vorgeschrieben. Der gesamte Handel unterlag staatlicher Kontrolle. Zahlreiche Kriege mit dem neuen Hauptkonkurrenten Großbritannien die zeitlich parallel mit den Auseinandersetzungen in Europa verliefen zehrten die Kraft der Kolonien aber zunehmend aus. Nach der Französischen Revolution (1789) verkaufte Napoleon Bonaparte 1803 für 15 Mio. Dollar Louisiana an die USA.

England

Der Erfolg Englands bei der Kolonisierungswelle setzte im 17. Jahrhundert ein. Das Inselreich stieg zur beherrschenden Seemacht auf, und seine Schiffe kontrollierten die Weltmeere von Amerika bis Asien. Dabei verfolgte die englische Krone eine ganz andere Besiedlungspolitik als ihre europäischen Konkurrenten: Die Siedler mussten sich zwar der Krone unterwerfen, hatten aber von vornherein weit gehende Mitspracherechte bei der Verwaltung sowie Handels- und Gewissensfreiheit. Träger der Kolonisation in Nordamerika wurden besonders die im Mutterland verfolgten Puritaner: sie lebten in Siedlungsgemeinschaften, die weit gehend auf Toleranz und demokratischen Idealen beruhten. Eine Trübung des guten Einvernehmens zwischen Kolonisten und König setzte ab 1651 ein, als die Navigationsakte den Gütertransport für englische Schiffe monopolisierte und die Handels- und Geschäftsfreiheit einschränkte. Weitere Auseinandersetzungen über Besteuerung und politische Rechte mündeten schließlich 1776 unter Lossagung vom Mutterland in der Gründung der USA. Kolonien und Interessensphären in Indien und Asien sowie im 19. Jahrhundert auch im Nahen und Mittleren Osten und Afrika bildeten für Großbritannien aber einen adäquaten Ersatz. Erst im späten 20. Jahrhundert zerfiel dieses Riesenreich in das noch heute bestehende Commonwealth.

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