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Korallenriffe: Farbenprächtige Unterwassergärten

Sind Korallen eigentlich Pflanzen oder Tiere?

Anders als ihr farbenprächtiges Aussehen vermuten lässt, handelt es sich bei Korallen nicht um Meerespflanzen, sondern um Tiere. Genau genommen gehören die etwa 6000 Arten zur Klasse der Blumentiere, einer Untergruppe der Nesseltiere.

Korallen sind nur wenige Zentimeter groß und von polypenartiger Gestalt mit einem sackartigen Rumpf und einer Mundöffnung, die von Tentakeln gesäumt wird.

Riffkorallen sondern ein napfförmiges Kalkskelett ab, das ihren Körper umschließt und in das sie sich bei Gefahr zurückziehen können. Auf den Resten abgestorbener Kolonien siedeln sich immer wieder neue Generationen von Korallenpolypen an. Zusammen mit den Absonderungen krustenbildender Kalkalgen bilden sie in einem lange währenden Prozess von Aufbau und Zerstörung das Gerüst von Korallenriffen, den größten Bauwerken der belebten Natur.

Wo überall findet man Korallenriffe?

Mit Ausnahme der durch die Steinkorallen der Gattung Lophohelia gebauten Riffe in lichtlosen Kaltwasserregionen vor Norwegen oder Schottland kommen die »typischen« Korallenriffe in der Regel nur in einem Gürtel zwischen den beiden Wendekreisen vor.

Aber auch dort findet man sie nur in seichten Meeresgebieten, in denen die Wassertemperatur im Jahresmittel bei 23,5 °C liegt und 20 °C nicht unterschreitet. Und das auch nur an den Ostküsten der großen Kontinente; an den Westküsten verhindern kalte Meeresströmungen wie der Benguela- oder Humboldtstrom, die bis weit in Äquatornähe gelangen, ihre Entstehung.

Übrigens: An den westlichen Rändern der Ozeane, z. B. bei den japanischen Ryukyu-Inseln, den Bermudas oder im Roten Meer, transportieren äquatoriale Meeresströmungen warmes Oberflächenwasser über den Wendekreis hinaus und begünstigen so das Korallenwachstum.

Was brauchen Korallen zum Wachsen?

Riffbildene Korallen benötigen nicht nur passend temperiertes, sondern auch lichtdurchflutetes Wasser. Das ist meist nur bis zu einer Tiefe von 40 m gewährleistet.

Das Licht ist vor allem für die einzelligen Algen von Bedeutung, die im Gewebe der Korallen leben. Durch die Photosynthese der Algen werden die Polypen mit Nährstoffen versorgt, was ihr Wachstum fördert und die Kalkausscheidung begünstigt. Nebenbei verhelfen die Algen den Korallen auch zu ihrer Farbenpracht. Wichtig für die Riffbildung ist außerdem die Beschaffenheit des Meeresbodens: Dieser muss fest sein, damit sich die Korallen daran fixieren können. Großen Einfluss hat auch der Salzgehalt des Wassers; das Optimum liegt bei 36 %. Daher gibt es dort, wo durch Flüsse viel Süßwasser ins Meer gelangt, keine Korallenriffe.

Welche unterschiedlichen Rifftypen gibt es?

Das Saumriff, die einfachste und am häufigsten vertretene Form, entsteht zunächst als schmaler Riffsaum parallel zur Küste und dehnt sich – abhängig vom Gefälle des Meeresgrundes – nach und nach in Richtung offenes Meer aus.

Barriereriffe folgen ebenfalls dem Verlauf der Küste, wachsen aber nicht vom Ufer seewärts, sondern entstehen entlang der Ränder der Kontinentalsockel. Bis zu mehreren Kilometer breite und 100 m tiefe Lagunen trennen die Barriereriffe vom Festland.

Das Atoll ist der vermutlich bekannteste Rifftyp. Seine Entwicklungsgeschichte beginnt als Saumriff um eine Vulkaninsel. Lässt die Vulkantätigkeit nach, versinkt der Inselkern nach und nach im Ozean – und mit ihm das Riff. Während die Korallen in lichtarmen Tiefen absterben, wachsen die Korallen in oberen Regionen dem Meeresspiegel entgegen. Ist die Insel vollständig versunken, bleibt nur noch der typische und gelegentlich von kleinen sandigen Koralleninseln gekrönte Riffring als Atoll zurück.

Übrigens: Gemeinsam ist den verschiedenen Typen die Bedrohung durch sich ändernde Umwelteinflüsse wie Wasserverschmutzung, Erwärmung des Wassers oder Ansteigen des Meeresspiegels.

Wussten Sie, dass …

das Große Barriereriff vor der australischen Ostküste etwa ein Drittel der Fläche aller Korallenriffe auf der Erde (rd. 600 000 km²) umfasst?

die ersten Riffe schon vor 2 Mrd. Jahren im Präkambrium entstanden? Damals waren Cyanobakterien die Baumeister der sog. Stromatolithenriffe. Die heute vorherrschenden scleractinen Korallen (Hartkorallen) erschienen erst vor etwa 190 Mio. Jahren.

der Naturforscher Charles Darwin einer der Ersten war, der sich mit der Entstehung von Korallenriffen beschäftigte? In dem Buch »Über den Bau und die Verbreitung der Korallenriffe« stellte er die Klassifikation auf, die bis heute weithin gebräuchlich ist.

Wie würde die Erde ohne Korallen aussehen?

Während die meisten bei der Beantwortung der Frage an die farbenprächtigen Unterwassergärten in tropischen Regionen denken, vergessen sie z. B. die Dolomiten in Südtirol. Sie sind ein großes fossiles Korallenriff, das bei der Entstehung der Kalkalpen emporgehoben wurde – ein Beleg für die Verbreitung des urzeitlichen Meeres. Ohne urzeitliche Korallen würde es heute also manche Gebirge nicht geben.

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