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Deutsche Reisekonzerne im Porträt
Deutschland gilt als die Reisenation schlechthin: In keinem anderen Land der Welt ist das Selbstverständnis vom gepflegten Urlaub so tief verankert wie in der Bundesrepublik. Kein Wunder, dass drei der fünf größten Reisekonzerne Europas hierzulande beheimatet sind. Wir stellen die drei Top-Player TUI, Thomas Cook und Rewe Touristik in Unternehmensporträts vor.
TUI AG
Der Durchmarsch war beispiellos: Innerhalb eines halben Jahrzehnts stieg die Preussag AG vom grundstofforientierten Unternehmen zum weltweit größten Touristikanbieter auf, der inzwischen als TUI AG firmiert. Mitten in der Rezession der Jahre 1995-1996 traf das Management der Preussag AG eine weit reichende Entscheidung: Die Investition in den Wachstumsmarkt Dienstleistung mit dem Kerngeschäft Touristik.
Ein rasanter Prozess begann: Seit 1998 gehört mit der Hapag-Lloyd AG ein starker Partner mit eigener Reisebürokette und Fluglinie zum Konzern. Durch den vollständigen Erwerb von TUI Deutschland sicherte sich Preussag im gleichen Jahr die deutschlandweit führende Marke für Pauschalurlaub. Infolge der Übernahme der FIRST Reisebüros wurde die Vision des Unternehmens, “Urlaub aus einer Hand anbieten zu können, Realität: Preussag deckte die gesamte touristische Wertschöpfungskette ab und stieg zum integrierten Touristik-Konzern auf.
22 Millionen TUI-Kunden wissen inzwischen diesen All-in-One-Service zu schätzen: Durch die konzernübergreifenden Aktivitäten in den Bereichen Vertrieb, Veranstalter, Flug und Hotel will TUI einen durchgängigen Qualitätsstandard gewährleisten vom Betreten des Reisebüros bis zur Ankunft nach dem Urlaub in der Heimat. Mit diesem Konzept der Pauschalreise übernimmt der Konzern mit der Markenmission “Putting a smile on peoples faces für seine Kunden die komplette Reiseabwicklung von der Wahl des Veranstalters über die Fluglinie bis zum ausgewählten Hotel.
Diese Strategie ging auch international auf. Auf dem europäischen Markt expandierte TUI im Jahr 2000 massiv durch die vollständige Übernahme der britischen Thomson Travel Group, unter der Auflage der Veräußerung der britischen Thomas Cook Holding (März 2001 abgeschlossen). Im selben Jahr beteiligte sich TUI am größten französischen integrierten Reiseunternehmen Nouvelles Frontières und vereinbarte eine schrittweise Übernahme.
Mit Fritidsresor kam im Jahr 2000 zudem ein starker Veranstalter im skandinavischen Raum hinzu. Damit ist der Konzern heute in allen wichtigen Märkten Europas vertreten: Die deutsche TUI Group, die im Zentrum Europas engagiert ist, und die Thomson Travel Group decken gemeinsam allein mehr als zwei Drittel des europäischen Reisemarktes ab!
Die Zahlen sprechen für TUI und sie sprechen eine deutliche Sprache: Im Jahr 2001 entschieden sich rund 22 Millionen Gäste aus 15 europäischen Ländern für einen Urlaub mit der Dachmarke World of TUI. Insgesamt gehören der TUI AG mittlerweile 81 Veranstaltermarken, über 3 700 Reisebüros, 88 Flugzeuge, 32 Zielgebietsagenturen und 150 000 Betten in 285 Hotels an.
Die Geschäftsentwicklung spiegelt den Wachstumskurs wider: Im Rekordjahr 2001 erwirtschafteten die knapp 70 000 Beschäftigten der TUI AG bei einem Umsatz von rund 22,41 Milliarden Euro (wovon 12,8 Milliarden Euro durch Touristik-Aktivitäten erwirtschaftet wurden) einen operativen Gewinn von 346 Millionen Euro. An der Börse jedoch wird diese Entwicklung kaum hinreichend gewürdigt. Bei gegenwärtig 21 Euro notiert die TUI-Aktie mit Ausnahme des Tiefs nach dem 11.9. auf einem Fünfjahrestief; das Allzeithoch hatte noch bei knapp 60 Euro gelegen.
Die Analystenzunft steht indes größtenteils hinter dem Touristik-Marktführer um Vorstandschef Dr. Michael Frenzel: Von 44 Analysten stuften 26 die Aktie zum Kauf ein, 13 schätzten sie als neutral ein, und nur fünf Analysten rieten zum Verkauf.