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Die Dracheninsel – das Zuhause von gigantischen Reptilien

Komodo ist eine kleine, auf den ersten Blick unscheinbare Insel im Indischen Ozean. Doch diese "Dracheninsel" lockt jährlich tausende Touristen an. Und das hat auch einen Grund: Komodo und ihre Nachbarinseln sind das weltweit einzige Zuhause riesiger Echsen, die sogar für uns Menschen gefährlich werden können. Aber was genau macht sie so bedrohlich? Und warum wurde Komodo ein Jahr lang für Besucher geschlossen?
ABO, 14.01.2021

Komodo zählt zu den niederschlagsärmsten und heißesten Regionen des indonesischen Archipels, so dass weite Teile von kahlen und oftmals schroffen Hügeln geprägt sind.

Komodo ist eine der indonesischen Inseln im Indischen Ozean. Das zu den Kleinen Sundainseln gehörende Eiland ist Teil des  Nationalparks Komodo – ein Naturschutzgebiet, das auch die Inseln Rinca und Padar sowie zahlreiche kleinere umfasst. Zwar ist Komodo nur von wenigen Menschen bewohnt, dafür beherbergen die Dracheninsel und einige ihrer Nachbarinseln sehr seltene Tiere: Komodowarane (Varanus komodoensis) - die größten gegenwärtig lebenden Echsen.

Der bei weitem größte Teil der etwa 2.000 Bewohner von Komodo lebt in der gleichnamigen Ortschaft.

Urzeitliche Echse

Die Warane entwickelten sich ursprünglich in Australien, breiteten sich nach Indonesien aus und erreichten vor etwa 900.000 Jahren Flores, eine der Nachbarinseln Komodos. Im Laufe der Jahrtausende jedoch starben diese Riesenechsen überall außer auf Komodo und ihren Nachbarinseln  aus. Die "Drachen von Komodo" gelten damit  letzte Überlebende der großen Warane.

Bis heute zählen sie zu den Königen der Reptilienwelt: Mit drei Metern Länge und einem Körpergewicht von bis zu 70 Kilogramm sind Komodowarane die größten Echsen der Welt. Ihr schuppiger Körper, die Krallen und der lange Schwanz geben ihnen zudem eine drachenähnliche Gestalt, sodass sie wie ein Relikt aus der Urzeit wirken.

Berühmt wurde die Insel vor allem durch den Komodowaran, die größte heute noch lebende Echsenart der Welt.

iStock.com, USO

Räuberische Riesen-Reptilien

Und sie sind nicht nur als kleine Drachen, sondern auch als sehr erfolgreiche Räuber bekannt: Mithilfe ihrer Ausdauer, Kraft und der messerscharfen Zähne können ausgewachsene Tiere nicht nur Insekten, Vögel und Kleinsäuger  fressen, sondern sogar Beutetiere erlegen, die doppelt so groß sind wie sie selbst. So schrecken sie weder vor kleinen Büffeln und Hirschen noch vor Wildschweinen zurück und verschlingen ihre Beute nach dem Erlegen fast vollständig.

Erwischen sie ein Beutetier nicht direkt, reicht ein Biss der gigantischen Echsen aus, um es tödlich zu verletzten. Denn beim Zubeißen setzt der Komodowaran mit Drüsen in seinem Unterkiefer Gift frei, das in die Wunde der Beute gelangt und sich in deren Körper verteilt. Das Toxin stoppt unter anderem die Blutgerinnung und sorgt dafür, dass ein ausgewachsener Hirsch  innerhalb kurzer Zeit verblutet. Mit seinem außerordentlichen Geruchssinn muss der Komodowaran schließlich nur noch dem Aas-Geruch folgen, um das erlegte Tier zu verspeisen.

Zudem gelten Komodowarane als Kannibalen: Nachdem die jungen Warane aus ihren Eiern geschlüpft sind, kann es vorkommen, dass sogar die eigene Mutter die Kleinen verschlingt. Zum Schutz davor retten sich die Jungtiere der wehrhaften "Drachen" auf Bäume und ernähren sich zunächst hauptsächlich von Insekten und kleinen Echsen.

Schaufütterung im Nationalpark

pixabay.com, endriqstudio

Tourismusmagnet Komodowaran

Trotz ihrer selbst für den Menschen gefährlichen Fressgewohnheiten locken die Giganten seit ihrer Entdeckung viele Besucher nach Komodo. Zunächst erreichten unter anderem chinesische Händler die Dracheninsel und töteten hunderte der großen Reptilien, um ihre Körperteile zu verkaufen. Heute besuchen jährlich tausende Touristen die seltenen und streng geschützten Warane und nehmen an geführten Wanderungen teil, um die Tiere live zu sehen.

Das Problem: Die ohnehin schon kleinen Populationen der urzeitlichen Echsen gehen durch die Inselbesucher zunehmend zurück. Die Menschen gefährden nicht nur die Komodowarane selbst, sondern auch ihre Beutetiere und ihren Lebensraum, darunter Monsunwälder und Grasland.

Der Ausblick von den Gipfeln der kleineren Nachbarinsel Padar zählt zu den berühmtesten Fotomotiven Indonesiens.

Unsplash.com / Fajruddin Mudzakki

Insgesamt wird die heute noch lebende Restpopulation des Komodowarans auf wenige tausend Tiere geschätzt. Ihre Art gilt als stark gefährdet, weshalb das sogenannte „Washingtoner Artenschutzübereinkommen“ jeglichen Handel mit lebendigen Komodowaranen oder ihren Körperteilen wie zum Beispiel ihrer Haut verbietet.

Außerdem bilden Komodo und seine Nachbarinseln seit 1980 ein Schutzgebiet. Um die sensible Natur und die seltenen Echsen noch weiter zu schützen, schloss die indonesische Regierung die Dracheninsel zudem zeitweise für den Tourismus, pflanzte neue Bäume und kündigte an, den Eintritt für Touristen stark zu erhöhen.

Die Region um Komodo ist eines der berühmtesten Tauchreviere Indonesiens.

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