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Georgien: Steile Berge, alte Städte und hohe Türme

Noch ist Georgien bei Deutschen eher ein unbekanntes Reiseziel. Seit kurzem zieht es jedoch besonders Naturliebhaber in das kleine Land am Kaukasus. Hier bieten sich dem Besucher nicht nur Ausblicke auf vereiste Bergflanken und weite Steppen. Zwischen Höhlenstädten und Wehrtürmen kann man auch die reiche Geschichte des Landes entdecken.
YBR, 18.04.2018

Die vier Wehrdörfer von Uschguli sind berühmt für ihre zahlreich und gut erhaltenen Wehrtürme und gelten als die am höchsten gelegenen, ganzjährig besiedelten Orte Europas.

Es liegt vor allem an seiner jüngsten Vergangenheit, dass immer noch wenige Touristen nach Georgien kommen. Die Rosenrevolution beendete 2003 zwar eine Zeit der Korruption und Kriminalität, doch schon fünf Jahre später kämpfte das Land im Kaukasuskrieg fünf Tage lang gegen Russland. Seitdem sind die abtrünnigen Regionen Abchasien und Süd-Ossetien für Touristen Tabu. Abgesehen davon ist von den unruhigen Zeiten heute aber nichts mehr zu spüren.

Tiflis – Mürbe aber charmant

Eine Reise durch Georgien beginnt fast immer in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Der ehemalige Knotenpunkt der Seidenstraße ist zwar an einigen Stellen schon etwas bröckelig, strotzt aber geradezu vor Charme und Geschichte. Immer noch stehen einige der Karawansereien aus alten Zeiten, verzierte Holzbalkone schmücken ausgeblichene Fassaden.

Im Bäderviertel der Altstadt erheben sich markante Ziegelkuppeln aus dem Boden: Darunter befinden sich Schwefelbäder, die aus heißen Quellen unterhalb der Stadt gespeist werden. Nicht weit entfernt, vorbei an Saftständen, befinden sich der Botanische Garten und die Narikala-Festung, deren uralte, halb verfallene Mauern über der Stadt thronen.

Unter den markanten Kuppeln im Abanotubani, dem Bäderviertel von Tiflis, verbergen sich noch heute einige der Schwefelbäder, dort seit über 700 Jahren genutzt werden.

Wer dringend seinen Proviant aufstocken muss, sollte den Deserter Basar in der Nähe vom Hauptbahnhof besuchen. Genauso groß wie chaotisch, werden hier Berge von Früchten, Wein oder Schweinehälften feilgeboten, hausgemachter Käse und Honig stapeln sich in so manchem Kofferraum. Feinschmecker kriegen hier auch die zapfenförmigen Tschutschchela, ein typisch georgisches Dessert, das aus mit Traubensaft-Kuvertüre ummantelten Walnüssen besteht. Souvenir-Jäger finden auf dem Flohmarkt auf der Trockenen Brücke garantiert ein Andenken, sei es ein altes Grammophon, ein Säbel oder ein goldgerahmtes Bild von Stalin.

Das Mitte des 6. Jahrhunderts gegründete Kloster Dawit Garedscha war die Keimzelle eines riesigen Komplexes, der im Hochmittelalter etwa 5.000 Mönchszellen umfasst haben soll.

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Jonathan Cardy / CC BY-SA 3.0

Zwischen Klostern, Höhlen und Wehrtürmen

Einen Steinwurf von Tiflis entfernt, an der Grenze zu Aserbaidschan, befindet sich Dawit Garedscha, das älteste Kloster Georgiens. Neben den Fresken und aus dem Fels gehauenen Mönchszellen beeindruckt hier vor allem der Blick über die weite Steppenlandschaft. Verlässt man Tiflis in die entgegengesetzte Richtung, nach Uplistsikhe, scheint man in der Zeit zurückzureisen. In der Höhlenstadt versteckten sich bereits vor 1.000 Jahren Siedler vor einfallenden Mongolen und Arabern. Gleich nebenan, in Gori, der Geburtsstadt Stalins, kann man persönliche Besitztümer des Diktators im ihm gewidmeten Museum besichtigen. Eine aufgeklärte Auseinandersetzung mit der Geschichte findet hier jedoch nicht statt.

Wer es besonders ursprünglich mag, macht sich auf den Weg Richtung Kaukasus, nach Swanetien. Die Region ist bekannt für ihre schroffen Berglandschaften und hohen Wehrtürme. In den schlanken mit Schießscharten bewährten Bauten suchten die Dorfbewohner früher schon Schutz vor Feinden, von denen es in den langanhaltenden Familienfehden immer genug gab. Die kleinen Dörfer Mestia und Uschguli sind berühmt für ihre steinerne Skyline und gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Das Enguri-Tal in der dünn besiedelten Region Swanetien, überragt von der Hauptkette des Große Kaukasus.

Wandern und Bergsteigen im Kaukasus

Hier im Kaukasus können sich Wanderer richtig austoben. In Swanetien führt die wohl beliebteste Wanderroute über Berge und durch Flüsse von Mestia nach Uschguli. Auf der drei bis vier Tage dauernden Tour ist zwar kein Zelt notwendig, im mittleren Teil müssen aber beachtliche Steigungen überwunden werden. Von Mestia sind daneben auch Tagestouren möglich, etwa zu den Koruldi-Seen oder dem Chalaadi-Gletscher. Wer die Extreme sucht, besteigt den Elbrus an der Grenze zu Russland. Mit seinen 5.642 Metern Höhe macht er dem Mont Blanc als höchstem Berg Europas Konkurrenz, ganz abhängig von der Definition "Europa".

Auch die Kasbegi-Region lockt im östlichen Teil des Hochgebirges mit Alpenpanoramen und vielen 4.000-ern. Die Stadt Stepanzminda dient als Ausgangspunkt für die Besteigung des 5.047 Meter hohen Kasbek. Wer sich nicht über die verschneiten Hänge des Berges schleppen möchte, kann sich auch einfach vor der Dreifaltigkeitskirche Gergetis Sameba mit dem Kasbek im Hintergrund ablichten lassen – ein beliebtes Fotomotiv.

Die kleine Dreifaltigkeitskirche von Gergeti thront vor einem fantastischen Gebirgspanorama und ist das inoffizielle Wahrzeichen Georgiens.

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