Die Arbeitslosenquote beträgt 1995 9,5%. Dies entspricht 3,6 Mio. registrierten Erwerbslosen. Die Zahl der nicht gemeldeten Erwerbslosen wird auf 2,1 Mio. Personen geschätzt. Mit 4 270 426 erreicht die Arbeitslosigkeit im Februar 1996 ihren bisherigen Höchststand in der Nachkriegszeit. Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit erklären sich die Gewerkschaften zu substanziellen Zugeständnissen bereit. Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall Klaus Zwickel schlägt im November ein„Bündnis für Arbeit“ vor: Wenn sich die Arbeitgeber verpflichten, in den nächsten drei Jahren 300 000 Arbeitsplätze zu schaffen und die Bundesregierung auf Kürzungen von Arbeitslosengeld und -hilfe verzichte, sei die Gewerkschaft mit einer Nullrunde für Löhne und Gehälter einverstanden. Auf überregionaler Ebene scheitert die Initiative im Mai 1996 am Widerstand im Arbeitgeberlager. Auf regionaler Ebene und in verschiedenen Branchen kommt es zu Einzelvereinbarungen.
Die Arbeitslosenquote steigt im Jahresdurchschnitt auf 11,4% und erreicht damit eine neue Rekordmarke (1996: 10,4%). 1997 sind 4,384 Millionen Menschen bei den Arbeitsämtern als arbeitslos registriert. Noch immer klafft die Schere in der Beschäftigungsentwicklung der alten und der neuen Bundesländer weit auseinander: Während sich im Westen die Quote um 0,7 Prozentpunkte auf 9,8% verringerte, erhöhte sie ich im Osten von 2,4 Prozentpunkte auf 18,1%. Als Ursache für die hohe Arbeitslosigkeit machen Unternehmer und Bundesregierung zu hohe Steuern und Lohnnebenkosten verantwortlich, durch die sich die Betriebe in ihrer Innovationsbereitschaft gebremst sähen. Die Bundesregierung plant eine drastische Senkung der Spitzensteuersätze, weitere Lockerungen im Kündigungsschutz und die Flexibilisierung der Arbeitszeit. Die Gewerkschaften verlangen als entscheidende Maßnahme zur Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit dagegen die Verkürzung der Arbeitszeit.