Lexikon
Honigbiene: Bienensprache
Die Tanzsprache der Bienen
Wenn die Pflanzenwelt in Blüte steht, beginnt für ein
Bienenvolk die wohl wichtigste Zeit im Jahr, denn um auch den kommenden Winter
wieder bestehen zu können, muss es sich jetzt einen neuen Nahrungsvorrat
anlegen. Die Bienen gehen auf Tracht, wie der Imker sagt.
Am Ende ihres ersten Lebensabschnitts haben die Arbeiterinnen bereits
in einem Orientierungsflug die nähere Umgebung des Stockes erkundet.
Sie lernten dabei den für ihren Standort typischen Verlauf der Sonnenbahn
kennen und sind dadurch als Sammelbienen später in der Lage, sich mit
diesem Himmelskompass im Gelände zurechtzufinden. Bei bedecktem Himmel
genügt ihnen aber auch ein kleines Fenster in der Wolkendecke, und sie
finden durch das Schwingungsmuster des polarisierten Lichts ihren Weg.
Damit ihre Suche nach Pollen und Nektar so erfolgreich und wirtschaftlich
wie möglich ist, haben diese hoch entwickelten Insekten eine eigene Tanzsprache
entwickelt, mit der sie wichtige Informationen untereinander austauschen:
Eine Sammlerin, die in unmittelbarer Nähe vom Stock eine reiche Tracht
entdeckt hat, gibt dieses Wissen durch einen einfachen Rundtanz an ihre Kolleginnen
weiter. Liegt die Futterquelle aber 20 bis 100 Meter weit entfernt, zeigt
die Tänzerin nun mit einem komplizierten Schwänzeltanz recht genau
an, wo die Nahrung zu finden ist. Die Biene durchläuft dabei eine gerade
Strecke, wobei sie mit ihrem Hinterleib schwänzelnde Bewegungen ausführt,
und kehrt dann in einem Halbkreis zum Ausgangspunkt zurück, läuft
wieder geradlinig und vollführt einen weiteren Halbkreis zur anderen
Seite. Über die gerade Strecke gibt die Tänzerin den Winkel zwischen
der Futterquelle und der Sonne an. Im dunklen Stock, wo die Bienen auf der
senkrechten Fläche einer Honigwabe tanzen, wird diese Richtung in Beziehung
zur Schwerkraft gesetzt. Zeigt der Schwänzellauf senkrecht nach oben,
wissen die anderen Sammelbienen, die der Tänzerin folgen, dass die Futterquelle
in Richtung zur Sonne liegt, zeigt der Schwänzellauf aber nach unten,
müssen sie bei ihrer Suche die Sonne im Rücken haben. Weicht der
Schwänzeltanz in einem bestimmten Winkel von der Senkrechten ab, so entspricht
dieser dem Winkel, den die Futterquelle versetzt zur Sonnenrichtung liegt.
Veränderungen des Sonnenstandes im Tagesverlauf werden dabei sowohl von
der tanzenden Biene als auch ihren Stockgenossinnen berücksichtigt.
Mit der Anzahl der Durchläufe in einer bestimmten Zeit geben
die Vortänzerinnen die Entfernung noch etwas genauer an, denn je schneller
sie tanzen, desto näher liegt die Futterquelle am Stock. Entfernungen
messen die Bienen durch ihren Energieverbrauch während des Fluges, weshalb
Bienen, die mit Gegenwind zu kämpfen hatten, im Stock größere
Entfernungen angeben.
Die Bienen informieren sich aber
nicht nur gegenseitig darüber, wo eine Futterquelle zu finden ist, sondern
bringen mit dem Temperament ihrer Vorführung auch die Menge und den
Zuckergehalt des Nektars zum Ausdruck und lassen die anderen an dem Blütenduft
teilhaben, der ihnen anhaftet, so dass die daraufhin ausfliegenden Sammelbienen
nun gezielt nach bestimmten Blüten suchen.

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