Lexikon
Orientalịsmus
die Hinwendung zu Folklore und Kultur besonders des Nahen Ostens; schon in der Goethezeit angebahnt („West-östlicher Divan“), aber im engeren Sinn eine Modeerscheinung des 19. Jahrhunderts, die im Gefolge der Eroberung Ägyptens durch Napoleon (1798) einsetzte und bis in die 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts fortwirkte. Man kann den Orientalismus als eine Sonderform des Exotismus begreifen; Letzterer ist geographisch umfassender und schließt auch die Anverwandlung der Kulturen des Fernen Ostens und der sog. primitiven Völker (Gauguin in der Südsee) ein. Die Bewegung des Orientalismus ging von Frankreich aus und wurde vor allem durch E. Delacroix (Algerienbilder) und durch G. Flaubert (Ägyptisches Tagebuch, „Salammbô“) in die Wege geleitet. Eine Vielzahl (z. T. weniger bekannter) Maler aus allen europäischen Ländern griffen diesen Trend auf, so z. B. Léon Belly, T. Chasseriau, Rudolf Ernst, Ludwig Deutsch, Frank Dillon, E. Fromentin, C. Gleyre, Carl Haag, W. H. Hunt, Leopold Carl Müller, Henri Regnault, A. Renoir, Giulio Rosati, H. Vernet und Carl Werner.
Die Hauptvertreter auf dem literarischen Sektor waren in Frankreich neben Flaubert G. de Nerval, in England William Beckford, Lord Byron und P. B. Shelley; in Amerika W. Irving, Lewis Wallace und H. R. Haggard, in Deutschland Georg Ebers und K. May. Auch Komponisten fühlten sich zum Orientalismus hingezogen, z. B. G. Bizet, L. Delibes, E. Humperdinck, O. Respighi, R. Strauss, G. Verdi und K. Szymanowski.
Bizet, Georges
Georges Bizet
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