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Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1950

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Herzlich willkommen zu unserer Audio-Zeitreise in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Der Krieg war damals noch nicht lange vorbei und bei aller Beschwörung des deutschen Wirtschaftswunders ging es doch sehr vielen Menschen nicht ansatzweise so gut wie heute. Immerhin werden in diesem Jahrzehnt die Grundlagen gelegt für das Deutschland, wie wir es kennen, inklusive den ersten Rock and Rollern. Das bringt uns diese Jahre doch gleich ein bisschen näher. Komisch ist es, sich Bilder aus dieser Zeit anzusehen, denn die 50er sind doch noch durchgehend „Schwarzweiß“. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass das richtige Leben sich damals in Farbe abgespielt hat. Schwarzweiß oder besser Schwarz-Rot war ja auch die politische Konstellation der 50er. Das gab es nur Gut und Böse und nichts dazwischen. Und trotz Halbstarken, Elvis und der ersten Fernsehfamilie: Es ging doch verdammt konservativ zu. Gut, dass wir in einer anderen Zeit leben, oder?

Das Jahr 1950

Zu Beginn des Jahres 1950 haben die Bundesbürger die schlimmsten Nachkriegsjahre, die für die meisten Hunger und ein Leben unter schwierigsten Bedingungen bedeuteten, überstanden. Dennoch lastet die Bürde des Nationalsozialismus und des von den Deutschen entfachten Zweiten Weltkrieges noch schwer auf der westdeutschen Bevölkerung, die seit 1945 durch Flüchtlinge und Vertriebene um rund 13 Millionen Menschen angewachsen ist.

In vielen Städten gibt es noch große Trümmerberge; der Wiederaufbau kommt nur schleppend voran, es herrscht beträchtliche Wohnungsnot. Auch die Reorganisation der Wirtschaft erweist sich als schwierig: Das industriepotenzial ist durch Kriegsschäden und Demontagen geschwächt, für den Neuaufbau fehlt vielfach das Kapital. Kein Mangel herrscht dagegen an Arbeitskräften: Vor allem viele der aus Osteuropa stammenden Bundesbürger sind ohne Beschäftigung. Dies wirft soziale Probleme auf, belastet aber auch die Wirtschaft: Die Nachfrage im eigenen Land reicht für einen befriedigenden Absatz nicht aus; auf vielen Exportmärkten müssen sich bundesdeutsche Unternehmen erst noch durchsetzen.

Trotz der ungelösten Probleme herrscht in der Bevölkerung das Bewusstsein vor, dass es aufwärtsgeht.

In einer Umfrage zum Jahresbeginn äußern fast 60% der Befragten, ihre Lebensverhältnisse hätten sich im Jahr 1949 verbessert. Dies gilt für die Versorgung mit Lebensmitteln und Konsumgütern, während die Wohnsituation für die meisten Menschen unbefriedigend geblieben ist.

Der mit am häufigsten geäußerte Wunsch für das gerade begonnene Jahr ist der nach einer befriedigenden Arbeit und einem sicheren Arbeitsplatz (18,1% der Befragten); es folgen die Hoffnung auf bessere Lebensverhältnisse (16,6%), der Wunsch nach Gesundheit (13,3%), nach Frieden und einem wiedervereinigten Deutschland (13,2%) sowie nach einer Verbesserung der Wohnverhältnisse (7,3%).

Was sonst noch geschieht: Der deutsche Bundesrat betritt den Beitritt der Bundesrepublik zum Europarat. Der Kleinwagen Lloyd 300 von Borgward erhält den Spitznamen Leukoplastbomber wegen seiner mit Kunststoff überzogenen Holzkarosserie. Die Benzinpreise steigen zum Jahreswechseln 1950 um mehr als die Hälfte auf 0,60 DM.

Mehr als eine Randnotiz: In Baden-Baden wird die erste Miss Germany gekürt. Sie ist 24 Jahre alt, stammt aus Berlin und heißt Susanne Erichson.

 

Hier hören Sie das Audio "Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1951"

 

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