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Sekten: Heilssuche abseits anerkannter Pfade

Was sind Adventisten?

Das sind Gruppierungen, die die Wiederkunft Christi erwarteten. Viele davon entstanden seit Anfang des 19. Jahrhunderts in Amerika, wo die sozialen Verwerfungen des beginnenden Industriezeitalters viele Menschen die Orientierung verlieren ließen. Die adventistischen Gemeinschaften wollten hier Abhilfe schaffen. Zur Vorbereitung auf die Wiederkehr Christi forderten sie klare, biblische Maßstäbe in der Lebensführung der Gläubigen.

Woher kamen die Zeugen Jehovas?

Die Zeugen Jehovas gingen aus einer dieser Endzeitgemeinschaften hervor. Sie wollen möglichst viele Menschen auf die bereits begonnene Endzeit hinweisen und sie zu einem gottgefälligen Leben führen. Aus den ehemaligen »Ernsten Bibelforschern« ist eine exklusive Heilsgemeinschaft geworden. Die bestehenden Kirchen befinden sich nach Ansicht der Zeugen Jehovas – wie die weltlichen Organisationen auch – auf der Seite des Widersachers, der die Menschen vom Glauben abhalten will. Daraus erklärt sich die weitgehende Vermeidung von Kontakten außerhalb der Gemeinschaft. Seit einigen Jahren werden keine konkreten Angaben mehr über den Termin der Wiederkunft Christi gemacht – das Ausbleiben dieses mehrfach prognostizierten Ereignisses hatte für Irritationen gesorgt. Mittlerweile öffnet man sich vorsichtig der Gesellschaft.

Auf welche Glaubensinhalte beziehen sich die Mormonen?

Eigentlich heißen sie »Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage« und sie berufen sich auf die Offenbarungen, die im Buch »Mormon« veröffentlicht wurden. Den Mormonen gilt Amerika als das Land, in dem die Wiederkehr Jesu erfolgen wird. Darüber hinaus unterscheiden sich die Mormonen durch weitere Sonderlehren von den christlichen Kirchen und Freikirchen. So glauben sie etwa daran, das Heil für bereits verstorbene Familienangehörige durch eine stellvertretende Taufe erlangen zu können, und pflegen das Selbstverständnis als wiederhergestellte Kirche, die bereits zu Zeiten des Alten Testaments bestanden haben soll. Die Mormonen nehmen aktiv am gesellschaftlichen Leben teil.

Wofür stehen die Gurus aus Indien?

Gurus treten als heilige Lehrer auf, die religiöse Erkenntnisse asiatischer, meist indischer Herkunft vermitteln. Sie hatten zunehmend Erfolg im Westen. Im Mittelpunkt der im Jahr 1966 in New York von Srila Prabhupada initiierten Hare-Krishna-Bewegung (International Society for Krishna-Consciousness, ISKCON) steht die liebende Verehrung der Gottheit Krishna. Allein das Singen (»chanten«) des Krishna-Mantras soll den Einzelnen und die Welt aus der materialistischen Verderbtheit führen.

Der indische Philosophieprofessor Rajneesh Chandra Mohan wiederum hat die hinduistische Religiosität und die westliche humanistische Psychologie miteinander verknüpft. Um die verfestigten psychischen Strukturen des Einzelnen aufzubrechen, entwickelte der seit 1971 als »Bhagwan« (»Erhabener«) bezeichnete Rajneesh verschiedenste Meditationstechniken. Im Zuge der Verbreitung von AIDS trat der sexuelle Aspekt dieser Techniken schrittweise zurück. Kurz vor seinem Tod im Januar 1990 änderte Bhagwan seinen Namen in »Osho« (»Priester«).

Welche Ziele verfolgt Scientology?

In der Praxis versucht Scientology, durch mentales Training die psychischen Eigenschaften eines Menschen zu verbessern. Der Scientology-Gründer L. Ron Hubbard (1911 bis 1986) hat die grundlegenden Prinzipien bereits 1950 in seinem Buch »Dianetik« beschrieben und im Lauf der Jahre auf andere Bereiche (Erziehung, Bildung, Wirtschaft) übertragen. Dabei vertritt Scientology ein stark auf Erfolg, Leistung und Überlegenheit bezogenes Menschenbild, das von einem rigiden Freund-Feind-Denken durchzogen ist. Daraus ergeben sich auch die übermäßige Vereinnahmung von Anhängern sowie die Aggressivität, mit der Scientology Kritikern begegnet. Ob Scientology als Religionsgemeinschaft gelten kann, wird sehr unterschiedlich beurteilt.

Wussten Sie, dass …

die 1954 von dem Koreaner San Myung Mun gegründete Vereinigungskirche die Verbindung von Mann und Frau als Keimzelle für die geistige Erneuerung der Welt ansieht? Diese Idee findet Ausdruck in den spektakulären Massenhochzeiten, die die Mun-Sekte regelmäßig veranstaltet. Neuerdings können daran auch Paare teilnehmen, die nicht Mitglied der Vereinigungskirche sind.

Wodurch erlangten die Davidianer traurige Berühmtheit?

Bei einer spektakulären Polizeiaktion kamen 1993 über 80 Sektenmitglieder auf ihrer Ranch im texanischen Waco um. Die Davidianer, eine seit den 1930er Jahren bestehende Splittergruppe der Siebenten-Tags-Adventisten, wurden in ihrem Zentrum durch die US-Bundespolizei FBI wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt belagert. Die Sekte deutete dies als Beginn der apokalyptischen Auseinandersetzung zwischen Gott und Satan. Bei der Erstürmung des Geländes brach dann aus nicht geklärter Ursache das tödliche Feuer aus, das über 80 Opfer forderte.

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