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Sexualität: Neue Verhütungsmittel für den Mann
Wollen Männer in Sachen Verhütung Verantwortung übernehmen, ist die Auswahl übersichtlich: Ihnen bleibt das Kondom oder als drastischer Schritt die Vasektomie. Während für Frauen in der Vergangenheit zahlreiche neue Methoden zur Empfängnisverhütung entwickelt worden sind, tut sich im Männerbereich seit geraumer Zeit nichts – genauer: seit der Erfindung des Kondoms.
Tatsächlich entstand die Idee für dieses Verhütungsmittel bereits im 16. Jahrhundert. Seit den Anfängen mit Überziehern aus Leinen hat sich das Präservativ zugegebenermaßen deutlich gewandelt. Komplett neue Mittel für Männer sind seither jedoch nicht entstanden. Und das, obwohl Wissenschaftler seit Jahrzehnten an Alternativen forschen.
Hormonspritze gescheitert
Das Problem: Spermien zum Beispiel mithilfe einer Pille für den Mann befruchtungsunfähig zu machen, scheint ein schwieriges Unterfangen zu sein. Zwar haben Forscher schon etliche Wirkstoffe entdeckt, die die Samenzellen hemmen können. Den Weg aus dem Labor hat bislang jedoch noch kein Medikament geschafft.
Besonders hochgehandelt hatten Experten noch bis vor Kurzem eine hormonelle Verhütungsspritze für Männer. Viele hatten das Mittel im Geiste wohl schon in den Apothekerregalen vor sich gesehen. Doch auch dieser Ansatz scheiterte: So musste im November 2016 eine Studie zu der Spritze abgebrochen werden, weil Probanden über Akne, veränderte Libido oder Stimmungsschwankungen klagten – Nebenwirkungen, die Frauen bei der Pille seit Jahrzehnten ertragen.
Skurril: Das Samenleiterventil soll den Spermienfluss mittels Kippschalter regulieren.
Spermienfluss an – oder aus
Auch weil die Zweifel groß sind, ob sich Männer wie viele ihrer Partnerinnen freiwillig Hormone in den Körper jagen lassen wollen, experimentieren Forscher und Tüftler inzwischen längst mit weiteren, nicht-hormonellen Ansätzen. Clemens Bimek ist einer von ihnen. Der gelernte Tischler hat ein Ventil entwickelt, das in den Samenleiter eingesetzt wird und den Zufluss der Spermien nach Bedarf regulieren kann.
Der Mann, so die Idee, kann nach einer kurzen Operation beliebig zwischen Verhütung und Zeugungsabsicht hin und her wechseln: mithilfe eines durch die Haut tastbaren Kippschalters. Ähnlich wie nach einer Vasektomie enthält das Ejakulat bei geschlossenem Ventil nur noch Sekrete der Geschlechtsdrüsen.
Was skurril und genial zugleich klingt, hat jedoch einen Haken: Bislang trägt das Samenleiterventil von der Größe eines Gummibärchens nur der Erfinder selbst. Für klinische Studien fehlt bislang das Geld und damit auch der Nachweis, dass die Methode verlässlich wirkt und sicher ist – eine notwendige Voraussetzung für die Zulassung als Medizinprodukt.