Aus Paar wird Familie – Was ist jetzt neu?
Aus zwei mach drei
Für viele Paare - ob verheiratet oder nicht - sind die ersten Monate und Jahre ihrer Beziehung eine wunderbare Zeit. Vermutlich haben auch Sie diese Phase genossen. Sie und Ihr Partner waren beide unabhängig - sowohl beruflich wie finanziell - vermutlich wohnten Sie allerdings schon geraume Zeit zusammen. Sie haben sich gemeinsam - zumindest mehr oder weniger - um den Haushalt gekümmert und sich oft mit Ihren gemeinsam Freunden verabredet. Kurzum, Sie haben das gemacht, was die meisten jungen Paare tun, nämlich das Leben die gewisse Unabhängigkeit in vollen Zügen genossen! Mal fährt man spontan übers Wochenende in die Berge, mal entschließt man sich in letzter Minute doch noch in die Samstagabendvorstellung im Kino zu gehen, um sich den Film anzusehen, der momentan in aller Munde ist. Ob berufsbegleitende Abendkurse oder zeitaufwendige Hobbys - das alles scheint in einer harmonischen Partnerschaft kein Problem darzustellen. Jeder lebt sein Leben eigenständig und doch auch mit dem Partner zusammen. Je harmonischer dieses Zusammenleben, diese Beziehung, funktioniert, desto wahrscheinlicher wird der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind, der Wunsch eine eigene kleine Familie zu gründen. Mit etwas Glück stellt sich die Schwangerschaft auch schon bald darauf ein und während der darauffolgenden neun Monate erlebt das Paar eine neue, besonders intensive Zeit miteinander. Beide Partner freuen sich nun voll und ganz auf den ersten Nachwuchs.
Jetzt sind wir eine Familie – was ändert sich nun?
Ist das Baby erst mal da, ist wie über Nacht nichts mehr wie bisher. Alles dreht sich nun um den kleinen Wonnenproppen, der es - wie jedes Baby - geschickt versteht, die uneingeschränkte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und auch lautstark auf seine Bedürfnisse aufmerksam macht. Wer kann sich schon dem Zauber eines friedlich in seiner Wiege schlummernden Säuglings entziehen oder den großen Kulleraugen des "Juniors", der einen so herzerweichend anschaut?
Der ganze Tagesablauf, die ganze Aufmerksamkeit - fast alles - dreht sich jetzt erst einmal ums Baby. Neben all der Freude kostet das jedoch auch viel Kraft und Nerven und verursacht ebenso Stress - besonders, wenn Sie plötzlich kaum noch eine Nacht in Ruhe durchschlafen können. Zwar gibt es Babys, die zur "pflegeleichten" Sorte gehören und bereits von Anfang an fast die ganze Nacht durchschlafen, doch gehören diese eher zur Ausnahme.
Veränderte Rollen – das klassische Rollenspiel
Sie werden feststellen, es geschehen plötzlich völlig unerwartete Dinge. Viele junge Eltern verfallen, ohne sich dessen anfangs bewusst zu werden, in die klassische Rollenverteilung, wie sie sie noch von ihren Eltern kennen. Dies überrascht umso mehr, als diese Paare vor der Geburt meist eine moderne Auffassung von den Rollen von Mann und Frau hatten und dachten, die "klassische" Verteilung gehöre definitiv nicht mehr in ihre Generation.
Plötzlich sieht sich der junge Vater als Geldverdiener für die ganze Familie, lastet sich gar zusätzliche Arbeit auf und legt urplötzlich konservative Gedankenzüge an den Tag, die ihm vorher fremd waren. So stehen beispielsweise Sicherheit, Schutz und finanzielle Unabhängigkeit für sich und seine Familie auf einmal im Vordergrund.
Viele junge Mütter wiederum verzichten auch heute noch auf ihre Karriere oder ihre Ausbildung - z. B. brechen auch heute noch viele Frauen ihr Studium dem Nachwuchs zuliebe ab oder unterbrechen es auf unbestimmte Zeit. Oft bleibt den Frauen nun weniger Zeit für ihre Freundinnen und sie verhalten sich - zu ihrer eigenen Überraschung - immer mehr wie eine "typische" Mutter. Andere Prioritäten treten in den Vordergrund. Der Kleiderschrank wird ausgemistet und dort, wo vorher flippige und gestylte Klamotten hingen, befindet sich nun hauptsächlich praktische und bequeme Kleidung.
Gemeinsam sind wir Eltern – gemeinsam bleiben wir ein Paar
Doch mit den neuen Anforderungen bleibt auch immer weniger Zeit für Zwiegespräche mit dem Partner, leidenschaftliche Unternehmungen, Zärtlichkeit und partnerschaftliche Liebe.
Womöglich stellen Sie jetzt vermehrt fest, wie anstrengend doch so ein Baby-Alltag sein kann und dass Sie abends viel zu müde sind, um sich noch große Unternehmungen zu starten. Auch Ihr Partner wird in dieser Zeit gestresster und erschöpfter sein, immerhin bedeutet die neue Herausforderung als Familienvater ein Mehr an Arbeit und Stress im Beruf. Doch vielen Paaren fällt dieses Verhaltensmuster anfangs nicht auf - und gerade hier liegt die Gefahr für Ihre Beziehung als Paar. Wenn Sie beide in dieser Situation nicht über Ihre neue Art der Beziehung nachdenken, könnte das unerwünschte Folgen nach sich ziehen: Sie verstehen sich nicht mehr so gut wie früher, Missverständnisse könnten sich häufen und das "nebeneinanderher leben" würde schließlich sogar zu einer Scheidung führen. Wenn Sie jedoch die ersten Monate als Familie auch gleichzeitig gemeinsam als Paar bestreiten wird Ihre Beziehung sich weiter festigen und umso intensiver werden.
Dazu genügen oft Kleinigkeiten:
- Pflegen Sie den Kontakt zu Ihrem Bekanntenkreis. Das ist jetzt unheimlich wichtig, um nicht den Anschluss zu verlieren und sich nicht abzukapseln. Sicher werden Sie weniger Zeit haben, sich mit Ihren Freunden, Kollegen und sogar Geschwistern zu treffen, aber es gibt da ja noch andere Mittel und Möglichkeiten, in Kontakt zu bleiben, z. B. über Telefon und e-Mail.
- Überlegen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Partner, wie das zukünftige Leben als Kleinfamilie aussehen wird. Sprechen Sie beispielsweise konkret darüber, wie Sie die Aufgaben wie Geldverdienen und Haushalt untereinander tatsächlich aufteilen wollen. Was zählt für Sie, was ist Ihnen beiden wichtig? Es kann beruhigend wirken, darüber zu reden - und auch erleichternd, wenn man vor Augen sieht, dass aus dem Baby eines Tages irgendwann einmal eine eigenständige Person werden wird, die wieder neue Gestaltungsmöglichkeiten für das Familienleben eröffnet.
- Verlieren Sie nicht Ihren Humor, sondern nehmen Sie die Dinge ruhig etwas lockerer. Schmunzeln Sie über sich selbst, wenn Sie mal wieder etwas zu ernst genommen haben sollten. In ein paar Monaten wird der "Anfangsstress" wieder etwas nachgelassen haben.
- Bitten Sie Ihre Freunde und Bekannten, Sie jetzt nicht einfach "außen vor" zu lassen und Sie seltener einzuladen, gerade so, als seien Sie weiter fort gezogen. Bitten Sie sie, Ihnen gelegentlich beiseite zu stehen, und sei es nur durch einen Anruf, um zu hören, wie es Ihnen geht. Erklären Sie Ihnen, dass in den nächsten Monaten viele neue Belastungen auf Sie zukommen werden und Sie das Verständnis und die Unterstützung des Freundeskreises jetzt besonders brauchen.
- Als frischgebackene Mutter sollten Sie jetzt nicht in die Falle tapsen, sich mit Ihrem Baby einzuigeln und den Vater zum Handlanger zu machen.
- Als Vater sollten Sie nicht erst warten, bis Ihre Frau Sie um Hilfe bittet, sondern sollten selbstständig erkennen, wo Sie benötigt werden. Beteiligen Sie sich aktiv an der Versorgung Ihres Kindes.