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Schwanzlurche: Salamander und Co.
Sind Schwanzlurche Eidechsen?
Nein, obwohl sie ihnen in der Körperform recht ähnlich sehen. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal ist die nackte Haut der Lurche, denn sie tragen, anders als Echsen, niemals Schuppen. Von ihren nächsten Verwandten, den Froschlurchen, unterscheiden sie sich durch ihren kräftigen Schwanz, den sie auch als ausgewachsene Tiere tragen.
Schwanzlurche sind in der freien Natur nicht einfach zu beobachten, leben sie doch meist recht versteckt am Erdboden. Ausgefallen – zumindest für Wirbeltiere – ist ihr Paarungsverhalten: Nach einem ausdehnten Balzritual setzt das Männchen, das keinerlei Kopulationsorgane besitzt, ein gestieltes Samenpaket ab, das vom Weibchen in die Kloake (die gemeinsame Öffnung von Harn-, Verdauungs- und Geschlechtstrakt) aufgenommen wird; die Eizellen werden dann im Körperinneren befruchtet. Die meisten Arten legen Eier, einige setzen aber auch lebende Junge oder Larven im Wasser ab.
Werden Molche nie erwachsen?
Einige, beispielsweise die amerikanischen Armmolche, die fast meterlang werden können, kommen über das Larvenstadium nicht hinaus. Diese sog. Dauerlarven besitzen weder Hinterbeine noch Beckenknochen. Lediglich ihre Vorderbeine und Kiemenbüschel weisen die Tiere als Amphibien aus. Auch bei den ebenfalls in Nordamerika heimischen Aalmolchen blieb die Umwandlung unvollständig, obwohl sie statt Kiemen bereits Lungen haben. Sie gehören zu den Rekordhaltern im Tierreich, sind bei ihnen doch die größten roten Blutkörperchen aller Wirbeltiere zu finden.
Einer der bekanntesten Lurche, die im Larvenstadium verbleiben und sich auch als Larve fortpflanzen, ist der Mexikanische Axolotl (Ambystoma mexicanum). Sein Name kommt übrigens aus der aztekischen Sprache und bedeutet so viel wie »Wasserungeheuer« – ein Hinweis darauf, dass er zeit seines Lebens das Wasser nicht verlässt. Neben den normalen, dunkel gefärbten Tieren gibt es zudem weiße, sog. Albinoformen mit blutroten Kiemen. Der Axolotl wird, da er sehr pflegeleicht ist, gern als Haustier gehalten und wird auch häufig im Labor als Versuchstier eingesetzt.
Übrigens: Das Phänomen der Dauerlarven bezeichnet man wissenschaftlich als Neotonie; sie tritt auch bei Grottenolmen und Furchenmolchen auf.
Wie passen sich Molche an den Lebensraum Wasser an?
Wenn Molche das Wasser aufsuchen, etwa im Frühling zur Fortpflanzung, entwickeln sie am seitlich abgeplatteten Schwanz häufig Flossensäume, die eine bessere Fortbewegung unter Wasser ermöglichen; während der Zeit, die sie an Land verbringen, sehen sie dagegen wie typische Salamander aus. Diese Anpassung an das feuchte Element ist beim Kammmolch (Triturus cristatus), dem mit ca. 15 Zentimetern größten einheimischen Molch, besonders gut ausgebildet. Zusätzlich legen sich die männlichen Kammmolche noch einen gezackten Kamm am Rücken und ein prächtiges Hochzeitskleid zu: Ihr ansonsten gelber Bauch leuchtet in der Paarungszeit orangerot.
Auch der Bergmolch (Triturus alpestris), der in kalten Gebirgsbächen, Tümpeln und Seen des Hochgebirges zu Hause ist, versucht mit einer auffälligen schiefergrauen Färbung, in die schwarze Flecken eingestreut sind, Weibchen anzulocken. Sein Rückenkamm ist zwar weniger ausgeprägt, seine Unterseite jedoch, wie bei vielen Molchen und Salamandern, kräftig und kontrastfarben gemustert.
Mögen Feuersalamander Hitze?
Nein, denn wie alle Schwanzlurche bevorzugen sie bergige Gegenden mit gemäßigtem, feuchtem Klima als Lebensraum. Außerdem ist der Feuersalamander (Salamandra salamandra) erst in der Dämmerung oder nachts aktiv und verlässt am Tage nur bei Regenwetter seinen Schlupfwinkel. Sein Name bezieht sich auf die ihm zugeschriebene Fähigkeit, im Feuer leben zu können, ohne von ihm verzehrt zu werden, wie auch die Macht, das Feuer zu löschen oder es neu zu entfachen. Diese Überzeugung hat wohl manches Tier das Leben gekostet, wenn es zum Löschzauber in die Glut geworfen wurde. Auch die mittelalterlichen Alchimisten verbrannten Feuersalamander, um mithilfe ihrer Asche Quecksilber in Gold zu verwandeln. Und nicht zuletzt galt der Feuersalamander als Haustier der Hexen und Zauberer oder gar als Spion des Teufels.
Besonders auffällig ist das Farbkleid des Feuersalamanders: Seine lackschwarze Haut zieren leuchtend gelbe Flecke. Das 20–30 cm lange Tier ist vor allem in Mittelgebirgsregionen zu finden. Feuersalamander sind sehr ortstreu; man kann sie jahrelang am selben Ort beobachten. Die Lebenserwartung in freier Wildbahn beträgt nachweislich über 20 Jahre, im Terrarium können sie mehr als doppelt so alt werden. Die Paarung wird an Land vollzogen, wobei die Eier im Mutterleib verbleiben. In ihnen entwickeln sich innerhalb von zehn Monaten Larven, die bei der Geburt – wenn die Mutter sie ins Wasser absetzt – aus dem Ei schlüpfen. Nach etwa vier Jahren sind Feuersalamander erwachsen.
Der einheitlich schwarze Alpensalamander (Salamandra atra), der bis in 3000 Metern Höhe vorkommt, bringt dagegen lebende Junge zur Welt. Die zwei bis drei Jahre dauernde Embryonalentwicklung durchlaufen die Larven in der Gebärmutter. Wenn sie schlüpfen, sind sie perfekte kleine Abbilder ihrer Eltern.
Molch oder Salamander: Welche Bezeichnung ist korrekt?
Beide sind zutreffend, die Begriffe beziehen sich auf die Lebensweise und stellen keine verwandtschaftliche Abgrenzung dar. Als »Molche« werden nämlich umgangssprachlich die Arten bezeichnet, die stark an das Wasser gebunden sind. Die landlebenden Formen dagegen sind als »Salamander« bekannt.
Zu den Echten Salamandern (Familie Salamandridae) zählen insgesamt 14 Gattungen mit rund 60 Arten, die in Europa, Nordafrika, Kleinasien und Nordamerika beheimatet sind. Alle Echten Salamander haben Hautdrüsen, die giftige Sekrete absondern und die Tiere so vor Fressfeinden schützen. Einige Arten können bei Bedrohung auch ihren Schwanz abstoßen, andere präsentieren ihre leuchtend bunte Unterseite und warnen so vor den Giftstoffen in der Haut.
Wussten Sie, dass …
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