wissen.de Artikel
Warum erkranken derzeit so viele Kinder an Scharlach?
Wenn im Kindergarten und in der Schule wieder alle Kinder schniefen, husten und niesen, machen neben der üblichen saisonalen Erkältung auch andere typische Kinderkrankheiten die Runde. Darunter sind Windpocken, Ringelröteln, Magen-Darm-Infektionen, die Hand-Fuß-Mund-Krankheit, aber auch Scharlach. Scharlach tritt besonders in den Wintermonaten auf.
Hautausschlag und Himbeerzunge
Einmal mit Scharlach angesteckt, zeigt sich die Krankheit durch Halsschmerzen und hohes Fieber. Nach ein bis zwei Tagen bilden sich eine weiß belegte Zunge, die sich anschließend typisch rot zur „Himbeerzunge“ verfärbt, sowie ein nicht juckender Hautausschlag, der sich auf dem ganzen Körper – abgesehen von Fußsohlen und Handinnenflächen – ausbreitet. Nachdem der Hautausschlag verschwunden ist, löst sich die Haut vor allem an den Fußsohlen und Handinnenflächen ab.
Ausgelöst wird Scharlach durch Streptokokken. Diese kugelförmigen Bakterien bilden Giftstoffe, die dann die typischen Symptome verursachen. Weil die Bakterien unterschiedliche Giftstoffe bilden können, können wir auch mehrmals im Leben an Scharlach erkranken. Eine Immunität entwickeln wir nur gegen den spezifischen Giftstoff des Erregers, der die durchgemachte Infektion verursacht hat. Typischerweise ist Scharlach jedoch eine Kinderkrankheit und kommt nur selten bei Erwachsenen vor.
Vor allem Kinder zwischen fünf und neun betroffen
Im Jahr 2023 erkrankten zuletzt besonders viele Kinder an Scharlach: insgesamt 439.500 Kinder und Jugendliche zwischen eins und 14 Jahren, wie Hochrechnungen des DAK-Kinder- und Jugendreports ergaben. Während der Coronapandemie gingen die Fallzahlen im Jahr 2021 auf nur etwa 26.000 Fälle zurück. Vor der Pandemie lag die Anzahl an Scharlacherkrankten mit 210.500 Erkrankten im Jahr 2019 jedoch auch niedriger als 2023.
Besonders bei Schulkindern zwischen zehn und 14 Jahren stieg die Zahl der Scharlach-Fälle zuletzt stark an. Die DAK stellte in dieser Altersgruppe zwischen den Jahren 2022 und 2023 einen Anstieg um 412 Prozent fest. Kinder zwischen fünf und neun Jahren trifft es jedoch nach wie vor am häufigsten. 252.500 Kinder in diesem Alter erkrankten 2023 an Scharlach, also sogar mehr als vor der Pandemie insgesamt.
Folge der Coronapandemie?
„Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendreports spiegeln die Realität in den Praxen eindrucksvoll wider“, sagt Michael Hubmann vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V.. „Der starke Anstieg von Scharlach-Fällen bei Kindern ist auf Nachholeffekte nach der Pandemie zurückzuführen. Die pandemiebedingte ‚Infektvermeidung‘ hatte neben den schwierigen sozialen auch negative infektiologische Folgen.“ Für das Jahr 2024 gibt es noch keine aktuellen Zahlen zu Scharlacherkrankungen, Mediziner rechnen jedoch damit, dass sich die Fallzahlen nach den Nachholeffekten wieder normalisieren.
Erkrankte können Antibiotika verschrieben bekommen, um die Ansteckungsgefahr für ihre Mitmenschen zu reduzieren. Die Krankheit klingt in der Regel jedoch auch von allein ab. Eine Impfung gegen Scharlach gibt es nicht. Um sich und seine Kinder vor Scharlach zu schützen, helfen nur gängige Hygienemaßnahmen, wie den Kontakt zu Erkrankten zu vermeiden und regelmäßig die Hände mit Wasser und Seife zu waschen.