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Coronavirus: Das Wichtigste zur neuen Epidemie
Die neue Epidemie hat Ende Dezember in der chinesischen Millionenstadt Wuhan begonnen: Dort meldeten sich immer mehr Patienten bei Ärzten und im Krankenhaus, die unter teils schweren Lungenentzündungen litten. Doch für diese Erkrankung war keiner der bisher bekannten Erreger verantwortlich, wie Analysen ergaben. Erst nachdem die Zahl der Fälle schon auf mehr als hundert angestiegen war, gelang es Forschern der chinesischen Gesundheitsbehörden am 7. Januar 2020, den Auslöser der Infektion zu identifizieren: Es handelt sich um einen neuen Typ von Coronaviren.
Von der Schlange zum Menschen
Der 2019-nCoV getaufte Virenstamm galt zunächst als nur von Tieren auf den Menschen übertragbar – aktuellen Analysen zufolge hat er sich wahrscheinlich in Schlangen entwickelt, die in der Gegend um Wuhan heimisch sind. Auf dem zentralen Markt von Wuhan, auf dem neben Lebensmitteln und Meeresfrüchten auch lebende Tiere verkauft werden, kamen die ersten Patienten dann vermutlich in Kontakt mit infizierten Schlangen. Der inzwischen geschlossene Markt gilt als "Epizentrum" der Epidemie.
Inzwischen mehren sich jedoch die Hinweise darauf, dass das neue Coronavirus auch von Mensch zu Mensch übertragbar ist. So sind in Wuhan mehrere Krankenhausangestellte erkrankt, die in engem Kontakt mit Coronapatienten waren. Auch in Guangdong sollen sich zwei Patienten bei erkrankten Angehörigen angesteckt haben. „Noch sind die Daten begrenzt, aber es erscheint wahrscheinlich, dass sich das Wuhan-Coronavirus durch den Kontakt mit infizierten Personen überträgt – durch Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen oder andere Sekrete“, erklärt Nathalie MacDermott vom King’s College London.
Mediziner haben zudem bei Genanalysen festgestellt, dass ein Oberflächenprotein des Virus so verändert ist, dass es auch an menschliche Zellen andocken kann. Dies hat dem Erreger den Artsprung von der Schlange zum Menschen ermöglicht und könnte auch die direkte Übertragung zwischen Menschen erleichtern.
Droht eine Pandemie?
Aktuell sind rund 24.300 Menschen an dem neuen Coronavirus erkrankt, 490 Patienten sind gestorben. Außer in Wuhan gibt es zahlreiche weitere Fälle in anderen Regionen Chinas. Um die weitere Ausbreitung zu verhindern, hat die chinesische Regierung inzwischen 17 Millionenstädte weitgehend abgeriegelt, darunter auch Wuhan, den Ausgangspunkt der Epidemie. Zudem wurden die Ferien zum chinesischen Neujahrsfest bis zum 9. Februar verlängert – in der Hoffnung, das Virus durch den starken Reiseverkehr nicht noch weiter auszubreiten. Auch aus 24 anderen Ländern wurden Infektionen gemeldet, darunter auch in Deutschland. Unter den zwölf hierzulande bekannten Fällen stehen zehn in direktem Zusammenhang mit dem ersten deutschen Patienten, der sich bei einer Schulung mit einer infizierten Chinesin angesteckt hatte. Anfang der Woche wurde von den Philippinen der erste Todesfall außerhalb der Volksrepublik China gemeldet. Der Verstorbene stammte angeblich aus Wuhan.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat eine globale Notlage ausgerufen. Bei uns in Europa besteht zurzeit aber noch kein Grund zur Sorge: Sowohl die europäische Seuchenschutzbehörde als auch das Robert Koch-Institut schätzen momentan das Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland als sehr gering ein, auch wenn inzwischen eine die ersten bestätigten Infektionsfälle auftraten. Aus Frankreich waren zuvor drei Fälle gemeldet worden - die ersten Europa. Bei den meisten Fällen außerhalb Chinas handelt es sich offenbar um recht milde Verläufe der Lungenkrankheit. Bei der SARS-Pandemie vor acht Jahren gab es in Europa nur wenige Fälle und nur einen Todesfall. In Deutschland waren damals neun Patienten erkrankt, keiner von ihnen starb.
Interview: Wie gefährlich ist das neue Coronavirus?