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Eisenkraut und Co.: Als heilig verehrt
Wem galt das Eisenkraut als heilig?
Unter anderem den Römern, denn der Gattungsname Verbena ist von dem lateinischen Begriff für »heilige Zweige« abgeleitet: Römische Priester ließen den Altar des Jupiter regelmäßig mit einem Bündel Eisenkraut reinigen. Überdies berichtet der Gelehrte Plinius der Ältere (23–79 n. Chr.), dass römische Gesandte außerdem bei Friedensverhandlungen Eisenkraut bei sich oder als Kranz auf dem Kopf trugen. Er überliefert auch, dass die gallischen Druiden das Kraut zur Wahrsagerei nutzten.
Noch im 16. Jahrhundert war man von der Zauberkraft des Gewächses überzeugt und erhoffte sich von ihm Unterstützung in Liebesangelegenheiten. Es hieß seinerzeit, die Pflanze stünde in enger Beziehung zum Planeten Venus und könne Männern besondere Liebeskraft verleihen. Wegen seines Rufs als Liebeskraut tat man es in Gerichte und Liköre; außerdem durfte es in keinem Zaubertrank fehlen. Die Bedeutung, die dem Kraut einst zukam, spiegelt sich noch heute in Volksnamen wie beispielsweise Druiden-, Sagen-, Stahl- oder Wundkraut.
Ist die heilende Wirkung des Eisenkrauts belegt?
Nein, nach Angaben des Bundesgesundheitsamts nicht. In der Homöopathie wird das Echte Eisenkraut (Verbena officinalis) aber gegen Schlaflosigkeit, Nervenleiden, Epilepsie sowie zur Therapie von Nieren- und Gallensteinen verwendet. Es soll außerdem bei leichten Magenbeschwerden, Durchfällen und Appetitlosigkeit helfen; bei Erkältungen kann man einen Tee aus dem Kraut zubereiten. Tatsächlich stecken in dem Gewächs Glykoside, ätherische Öle, Gerbstoffe, Kieselsäure, Bitterstoffe und Schleimstoffe.
Übrigens: Das Aztekische Süßkraut (Lippia dulcis) ist in seiner südamerikanischen Heimat seit jeher ein ähnlich verehrtes Heilkraut wie das Echte Eisenkraut in der Alten Welt. Seine Blätter enthalten einen Süßstoff, der 1000-mal stärker süßen soll als Zucker. Als kalorienfreier Zuckerersatz ist es jedoch wegen seines hohen Kampfergehalts ungeeignet.
Welche Heilkunde nutzt Basilikum?
Das indische Ayurveda. Bei der Basilikumart, welche die alte indische Heilkunst nutzt, handelt es sich um das besonders intensiv kampferartig duftende Kleine Basilikum (Ocimum tenuiflorum), früher auch Ocimum sanctum – Heiliges Basilikum – genannt. Im Ayurveda, der ältesten bekannten Lebens- und Gesundheitslehre der Menschheit, wird es zur Stärkung des Immunsystems, gegen Stress, zur allgemeinen Konstitutionsverbesserung und zur Senkung des Cholesterinspiegels eingesetzt. Das Haus eines Hindu wird als unvollständig angesehen, sollte kein Heiliges Basilikum im Garten wachsen.
Übrigens: Bekannter ist diese Basilikumart unter dem Namen Tulsi. Gemäß einer alten indischen Legende entstand sie als Inkarnation der hinduistischen Schutzgöttin Tulsi (Tulasidevi), um der Menschheit als heilende Pflanze zu dienen.
Ist Basilikum krebserregend?
Das lässt sich zurzeit nicht eindeutig beantworten: Zwar enthalten Basilikumblätter Estragol, dessen krebserregende und erbgutschädigende Wirkung im Tierversuch nachgewiesen worden ist. Doch wurde bislang eine gesundheitsschädigende Wirkung beim Menschen nicht beobachtet, so dass es gegen den Verzehr der frischen Blätter in Speisen keine Bedenken gibt. Von einer arzneilichen Verwendung über längere Zeit wird jedoch abgeraten.
Wogegen hilft Ysop?
Ein Tee aus Blüten und Blättern des Ysop (Hyssopus officinalis ssp. officinalis) wirkt schleimlösend, blutreinigend und hilft bei Husten und Bronchitis. Darüber hinaus wurden dem Kraut einst noch zahlreiche weitere Wirkungen zugeschrieben: Schon in der Bibel wird Ysop als heilige Pflanze verehrt. Es diente früher als Reinigungsmittel für Aussätzige und Leute, die mit einem Leichnam in Berührung gekommen waren. Auch der essiggetränkte Schwamm, mit dem Jesus am Kreuz gelabt worden ist, soll auf einem Ysopstängel gesteckt haben. Nach einer alten Überlieferung soll das Verbrennen eines Ysopzweiges die Luft im Haus nach einem Streit und bösen Worten wieder reinigen.
Ysop ist im Osten bis in das Altaigebiet, im Süden bis zum Nordiran und im Norden bis in die Südalpen und bis Südfrankreich verbreitet. Aber auch in den Weinbaugebieten Mitteleuropas kommt das stattliche Kraut, das in einem schönen kräftigen und lebhaften Blauton blüht, vor.
Wussten Sie, dass …
das Eisenkraut seinen Namen einem Aberglauben verdankt? Im Altertum glaubte man fest daran, dass es das beste Heilmittel bei Hieb- und Stichverletzungen sei, solange das Kraut nicht mit Eisen in Berührung gekommen war.
man Basilikum konservieren kann? Die frischen Blätter lassen sich gut einfrieren, getrocknet verlieren sie dagegen viel von ihrem kräftigen Aroma.
Woher stammen die Gartenverbenen?
Die variantenreichen Gartenverbenen entstanden aus Arten, die auf dem amerikanischen Kontinent zu Hause sind. Es sind mehrjährige Stauden mit leicht behaarten Blättern, die vom Sommer bis zum Herbst ihre duftenden Blüten in dichten Büscheln ausbilden. In unseren Breiten werden sie vor allem als einjährige Sommerblumen in Beeten oder Balkonkästen kultiviert. Es gibt sie in zahlreichen Sorten mit großen violetten, blauen, roten oder weißen Blüten.
Eine der auffälligsten Arten, die bis zu einem Meter hoch werden kann, ist Verbena bonariensis aus Südamerika: Ihre violetten, gedrungenen Blütenähren öffnen sich ab Sommer bis tief in den Herbst hinein und locken mit reichlich Nektar Scharen von Schmetterlingen an. Hierzulande kann man sie als einjährige Pflanze in Blumenrabatten bewundern.
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