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Algen: Wasser ist ihr Element

Welche Algen können in der Gezeitenzone leben?

Braunalgen (Klasse Phaeophyceae). Deren Oberfläche ist mit einer Schleimschicht bedeckt, die sie vor dem Austrocknen schützt, wenn sie bei Ebbe trockenfallen. Sie gehören zu den größten Algen und weisen von allen Klassen den kompliziertesten Bau auf. So sind beim Riesentang (Macrocystis pyrifera) bereits Siebröhren vorhanden, die zur Weiterleitung der Nährstoffe dienen und dem Leitgewebe der Höheren Pflanzen ähneln. Als Lebensraum bevorzugen Braunalgen die Meere der gemäßigten Breiten bis hin zu den Polargebieten. Sie wachsen vor allem in der Nähe von Felsküsten, wo sie regelrechte Wiesen und Wälder bilden, die zahlreichen Tieren Unterschlupf bieten. Einige wenige Arten kommen auch in Süßwasser vor.

Der große verzweigte Vegetationskörper der Algen – auch Thallus genannt – ähnelt zwar einer Pflanze, ist jedoch aus in sich gleichen Zellen aufgebaut; es können keine Blätter oder Stiele unterschieden werden. Bei Algen, die an festen Oberflächen wie Felsen wachsen, haben sich hingegen wurzelähnliche Gebilde entwickelt, mit denen sich die Pflanze fest verankern kann. Die Oberfläche des Thallus ist mit einer Schleimschicht bedeckt, die ihn vor dem Austrocknen schützt. Braunalgen sind deshalb in der Lage, das regelmäßige Trockenfallen in der Gezeitenzone der Meere zu überstehen.

Übrigens: Die braune bis olivgrüne Farbe der Algen wird von besonderen Pigmenten hervorgerufen, die es ihnen auch ermöglichen, den kurzwelligen Teil des Sonnenlichts für die Fotosynthese auszunutzen. Da er tief in das Wasser eindringt, sind Braunalgen bis in eine Tiefe von 40 Metern zu finden.

Können Algen Fische töten?

Ja, massenhaftes Fischsterben kann von sog. Algenblüten (»Roten Tiden«) ausgelöst werden. Rote Tiden entstehen regelmäßig in warmen Küstengewässern, wenn sich die Algenarten der »Panzergeißler« explosionsartig vermehren. Der Name verweist auf die braun- bis orangerote Farbe der Algenpigmente, die dem Wasser seine ungewöhnliche Farbe verleiht. Dieses Naturphänomen tritt nicht erst in jüngster Zeit auf, denn es wird bereits in der Bibel und in Homers »Ilias« erwähnt. Allerdings werden die Abstände zwischen den Roten Tiden immer kürzer. Als Ursache gilt u. a. der übermäßige Einsatz von Düngemitteln, die aus dem Boden ausgespült werden, in das Grundwasser und schließlich in die Meere gelangen, in denen sie das Algenwachstum beschleunigen.

Panzergeißler betreiben normalerweise Fotosynthese, aber es ist auch eine räuberisch lebende Art bekannt: Pfiesteria piscicida. Diese »Killeralge« lebt von Fischfleisch. Sie greift die Fische mit einem Nervengift an, das die Opfer innerhalb von Minuten tötet. Auch Menschen wird Pfiesteria piscicida gefährlich. Belegt sind u. a. starke Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses, Hautreizungen, Wunden an Armen und Beinen sowie Taubheitsgefühle in den Händen.

Auch andere Arten scheiden Giftstoffe aus, die sich etwa in Muscheln anreichern können. Obwohl die Toxine den Muscheln selbst nicht schaden, können sie beim Menschen, wenn er belastete Muscheln verzehrt, lebensgefährliche Vergiftungen hervorrufen.

Welches Gestein besteht aus toten Algen?

Kieselgur. Kieselalgen sind einzigartige Organismen, deren Formenreichtum ungewöhnlich groß ist. Ihre Zellwände, die sich aus zwei wie Deckel und Schachtel übereinander greifenden Schalen zusammensetzen, bestehen aus Kieselsäure – demselben Stoff, der auch den Hauptbestandteil von Glas ausmacht. Diese Schalen zeigen die bizarrsten Strukturen: Sie sind kreisförmig oder abgerundet dreieckig, stab- oder schiffchenförmig, büchsenförmig oder zylindrisch. Da sie mit einer Größe von wenigen Tausendsteln bis zu zwei Millimetern sehr klein sind, kann man ihre filigrane Schönheit nur mithilfe eines Mikroskops erkennen.

Wussten Sie, dass …

Rotalgen nicht immer rot sind? Je nach Wassertiefe sind sie unterschiedlich gefärbt: Nahe der Wasseroberfläche herrschen oft grünliche Töne vor, in mittleren Wassertiefen sind sie rot und in tieferen Bereichen fast schwarz.

Algen auch auf Schnee gedeihen können? Sie siedeln sich auf der Oberfläche von Altschnee (Firn) oder Eis an und färben je nach Art den Schnee unterschiedlich, entweder grün, orange oder rot.

man Algen auch technisch nutzen kann? In Sibirien beispielsweise stellt man daraus Papier sowie Isolations- und Baumaterial (»Algilit«) her.

es eine Alge gibt, die sowohl wie eine Pflanze als auch wie ein Tier leben kann? Die Vertreter der Gattung Euglena, deren Name übersetzt »Schönaugentierchen« bedeutet, sind in der Lage, hinsichtlich ihrer Ernährung zwischen tierischer und pflanzlicher Lebensform zu wechseln.

Eignen sich Algen als Nahrungsmittel?

Ja, besonders die Ostasiaten schätzen Algen schon lange. Meeresalgen sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Jod; außerdem enthalten sie Mehrfachzucker, die ein gutes Quellvermögen besitzen. Braunalgen liefern z. B. Alginate, die zum Andicken von Fertigsoßen, Cremes oder Pudding dienen, aber auch in Appreturen für Textilien, in Zahnpasta und Salben enthalten sind. Das wichtigste Algenprodukt ist das aus Rotalgen gewonnene Carrageen. Es wird vielen Lebensmitteln, aber auch Kosmetika und Arzneimitteln als Verdickungsmittel beigemischt.

In Korea und Japan sind Algen ein wichtiges Nahrungsmittel. Begehrt sind zum Beispiel Thallusstücke von Hijikia fusiformis, die zunächst getrocknet und später wie Gemüse zubereitet werden. Auch Sargassum kommt als Salat oder – mit Kokosmilch und Zitronensaft zubereitet – als Gemüse auf den Tisch. Porphyra wird in Korea und Japan seit Jahrhunderten kultiviert. Diese Alge liefert »Nori«, das getrocknet und gepresst in den Handel kommt und zum Beispiel als Umhüllung von Sushi verwendet wird.

Wissenschaft

Tobias Erb

(*1979) ist Biochemiker am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg. Mit seiner Forschungsgruppe untersucht er Stoffwechsel-Mechanismen. Der Fokus liegt dabei auf der Umwandlung von Kohlendioxid durch Bakterien, Algen und Pflanzen – und wie sich dieser Prozess synthetisch verbessern lässt.

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