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Amphibien – zwischen Wasser und Land
Es waren die auch heute noch etwas altertümlich anmutenden Lurche oder Amphibien, die den entscheidenden Schritt wagten: Sie eroberten vor rund 370 Millionen Jahren als erste Wirbeltiere das Land. Doch sie konnten sich nie vollständig vom feuchten Element lösen – bedeutet »amphibisch« doch so viel wie »zwischen Wasser und Land lebend«. In ihrer Entwicklung von der Kaulquappe zum Lurch wiederholt sich dieser Übergang vom Wasser- zum Landbewohner auch heute noch bei jedem einzelnen Tier.
Stammesgeschichtlich gesehen nehmen die Amphibien denn auch eine Mittlerrolle ein zwischen den wasserlebenden Fischen, von denen sie abstammen, und den vollständig an das Landleben angepassten Reptilien, die aus ihnen hervorgehen sollten. Diese Zwischenstellung belegen unter anderem die im Jahr 2000 entdeckten fossilen Überreste von Livonia multidentato, die Merkmale beider Gruppen tragen. Heute sind rund 4400 Amphibienarten bekannt. Sie werden unterteilt in Schwanzlurche, Froschlurche und Blindwühlen oder Schleichenlurche, deren Beine und Augen völlig zurückgebildet sind.
Der Übergang zum Landleben setzte eine tiefgreifende Umgestaltung des gesamten Organismus voraus. So wurden die Brust- und Bauchflossen der Fische durch vier muskulöse Extremitäten ersetzt, die eine Fortbewegung auf festem Grund erlauben. Damit der Luftsauerstoff aufgenommen werden kann, wurden die Kiemen durch Lungen ersetzt, die sich aus den Schwimmblasen der Fische entwickelten. Schließlich benötigte der Körper ein tragfähigeres Skelett, damit er sich auch ohne den Auftrieb des Wassers aufrecht halten konnte. Nicht verändert wurde dagegen die Regelung der Körpertemperatur: Wie Fische und Reptilien sind Amphibien wechselwarm, ihre Körpertemperatur wird also von der Umgebungstemperatur bestimmt. Trinken können Amphibien übrigens nicht; sie nehmen das Wasser durch die Haut auf.
Schwanzlurche wie etwa der Feuersalamander sind in der freien Natur nicht einfach zu beobachten, leben sie doch meist recht versteckt am Erdboden; außerdem sind die meisten Arten erst in der Dämmerung oder nachts aktiv und verlassen am Tage nur bei Regenwetter ihre Schlupfwinkel. Froschlurche dagegen sind unüberhörbar, zumindest während der Paarungszeit, wenn die Männchen in regelrechten Konzerten um die Gunst der Weibchen werben.
Schwanzlurche: Salamander und Co.
Sind Schwanzlurche Eidechsen?
Nein, obwohl sie ihnen in der Körperform recht ähnlich sehen. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal ist die nackte Haut der Lurche, denn sie tragen, anders als Echsen, niemals Schuppen. Von ihren nächsten Verwandten, den Froschlurchen, unterscheiden sie sich durch ihren kräftigen Schwanz, den sie auch als ausgewachsene Tiere tragen.
Schwanzlurche sind in der freien Natur nicht einfach zu beobachten, leben sie doch meist recht versteckt am Erdboden. Ausgefallen – zumindest für Wirbeltiere – ist ihr Paarungsverhalten: Nach einem ausdehnten Balzritual setzt das Männchen, das keinerlei Kopulationsorgane besitzt, ein gestieltes Samenpaket ab, das vom Weibchen in die Kloake (die gemeinsame Öffnung von Harn-, Verdauungs- und Geschlechtstrakt) aufgenommen wird; die Eizellen werden dann im Körperinneren befruchtet. Die meisten Arten legen Eier, einige setzen aber auch lebende Junge oder Larven im Wasser ab.
Werden Molche nie erwachsen?
Einige, beispielsweise die amerikanischen Armmolche, die fast meterlang werden können, kommen über das Larvenstadium nicht hinaus. Diese sog. Dauerlarven besitzen weder Hinterbeine noch Beckenknochen. Lediglich ihre Vorderbeine und Kiemenbüschel weisen die Tiere als Amphibien aus. Auch bei den ebenfalls in Nordamerika heimischen Aalmolchen blieb die Umwandlung unvollständig, obwohl sie statt Kiemen bereits Lungen haben. Sie gehören zu den Rekordhaltern im Tierreich, sind bei ihnen doch die größten roten Blutkörperchen aller Wirbeltiere zu finden.
Einer der bekanntesten Lurche, die im Larvenstadium verbleiben und sich auch als Larve fortpflanzen, ist der Mexikanische Axolotl (Ambystoma mexicanum). Sein Name kommt übrigens aus der aztekischen Sprache und bedeutet so viel wie »Wasserungeheuer« – ein Hinweis darauf, dass er zeit seines Lebens das Wasser nicht verlässt. Neben den normalen, dunkel gefärbten Tieren gibt es zudem weiße, sog. Albinoformen mit blutroten Kiemen. Der Axolotl wird, da er sehr pflegeleicht ist, gern als Haustier gehalten und wird auch häufig im Labor als Versuchstier eingesetzt.
Übrigens: Das Phänomen der Dauerlarven bezeichnet man wissenschaftlich als Neotonie; sie tritt auch bei Grottenolmen und Furchenmolchen auf.
Wie passen sich Molche an den Lebensraum Wasser an?
Wenn Molche das Wasser aufsuchen, etwa im Frühling zur Fortpflanzung, entwickeln sie am seitlich abgeplatteten Schwanz häufig Flossensäume, die eine bessere Fortbewegung unter Wasser ermöglichen; während der Zeit, die sie an Land verbringen, sehen sie dagegen wie typische Salamander aus. Diese Anpassung an das feuchte Element ist beim Kammmolch (Triturus cristatus), dem mit ca. 15 Zentimetern größten einheimischen Molch, besonders gut ausgebildet. Zusätzlich legen sich die männlichen Kammmolche noch einen gezackten Kamm am Rücken und ein prächtiges Hochzeitskleid zu: Ihr ansonsten gelber Bauch leuchtet in der Paarungszeit orangerot.
Auch der Bergmolch (Triturus alpestris), der in kalten Gebirgsbächen, Tümpeln und Seen des Hochgebirges zu Hause ist, versucht mit einer auffälligen schiefergrauen Färbung, in die schwarze Flecken eingestreut sind, Weibchen anzulocken. Sein Rückenkamm ist zwar weniger ausgeprägt, seine Unterseite jedoch, wie bei vielen Molchen und Salamandern, kräftig und kontrastfarben gemustert.
Mögen Feuersalamander Hitze?
Nein, denn wie alle Schwanzlurche bevorzugen sie bergige Gegenden mit gemäßigtem, feuchtem Klima als Lebensraum. Außerdem ist der Feuersalamander (Salamandra salamandra) erst in der Dämmerung oder nachts aktiv und verlässt am Tage nur bei Regenwetter seinen Schlupfwinkel. Sein Name bezieht sich auf die ihm zugeschriebene Fähigkeit, im Feuer leben zu können, ohne von ihm verzehrt zu werden, wie auch die Macht, das Feuer zu löschen oder es neu zu entfachen. Diese Überzeugung hat wohl manches Tier das Leben gekostet, wenn es zum Löschzauber in die Glut geworfen wurde. Auch die mittelalterlichen Alchimisten verbrannten Feuersalamander, um mithilfe ihrer Asche Quecksilber in Gold zu verwandeln. Und nicht zuletzt galt der Feuersalamander als Haustier der Hexen und Zauberer oder gar als Spion des Teufels.
Besonders auffällig ist das Farbkleid des Feuersalamanders: Seine lackschwarze Haut zieren leuchtend gelbe Flecke. Das 20–30 cm lange Tier ist vor allem in Mittelgebirgsregionen zu finden. Feuersalamander sind sehr ortstreu; man kann sie jahrelang am selben Ort beobachten. Die Lebenserwartung in freier Wildbahn beträgt nachweislich über 20 Jahre, im Terrarium können sie mehr als doppelt so alt werden. Die Paarung wird an Land vollzogen, wobei die Eier im Mutterleib verbleiben. In ihnen entwickeln sich innerhalb von zehn Monaten Larven, die bei der Geburt – wenn die Mutter sie ins Wasser absetzt – aus dem Ei schlüpfen. Nach etwa vier Jahren sind Feuersalamander erwachsen.
Der einheitlich schwarze Alpensalamander (Salamandra atra), der bis in 3000 Metern Höhe vorkommt, bringt dagegen lebende Junge zur Welt. Die zwei bis drei Jahre dauernde Embryonalentwicklung durchlaufen die Larven in der Gebärmutter. Wenn sie schlüpfen, sind sie perfekte kleine Abbilder ihrer Eltern.
Molch oder Salamander: Welche Bezeichnung ist korrekt?
Beide sind zutreffend, die Begriffe beziehen sich auf die Lebensweise und stellen keine verwandtschaftliche Abgrenzung dar. Als »Molche« werden nämlich umgangssprachlich die Arten bezeichnet, die stark an das Wasser gebunden sind. Die landlebenden Formen dagegen sind als »Salamander« bekannt.
Zu den Echten Salamandern (Familie Salamandridae) zählen insgesamt 14 Gattungen mit rund 60 Arten, die in Europa, Nordafrika, Kleinasien und Nordamerika beheimatet sind. Alle Echten Salamander haben Hautdrüsen, die giftige Sekrete absondern und die Tiere so vor Fressfeinden schützen. Einige Arten können bei Bedrohung auch ihren Schwanz abstoßen, andere präsentieren ihre leuchtend bunte Unterseite und warnen so vor den Giftstoffen in der Haut.
Wussten Sie, dass …
es Salamander ohne Lungen gibt? Die Lungenlosen Salamander, die in Europa nur in Italien und Frankreich vorkommen, atmen ausschließlich über Haut und Mundhöhlenschleimhaut.
der berühmteste Salamander eine Comicfigur ist? Der Feuersalamander »Lurchi« wurde 1937 »geboren« und wirbt seitdem für Salamanderschuhe.
Frösche: Stimmgewaltig
Was zeichnet Frösche aus?
Charakteristisch für Frösche sind die langen Hinterbeine, mit denen sie weit und zielsicher springen können, ihre klebrige Klappzunge, die sie geschickt beim Fang von Beutetieren wie Fliegen oder anderen Insekten einsetzen, und bei den Männchen vieler Arten die Schallblasen, die als Resonanzkörper wirken und ihre Rufe verstärken. Denn wer in der Paarungszeit am lautesten quakt, lockt auch die meisten Weibchen an!
Die Eier der Froschlurche, zu denen neben den Fröschen auch Kröten und Unken gehören, werden fast immer außerhalb des Körpers befruchtet. Bei der Paarung umklammert das Männchen deshalb das meist etwas größere Weibchen von hinten und besamt den austretenden Laich. Da die Haut der Weibchen sehr glatt ist, haben sich an den Händen vieler Frosch- und Krötenmännchen Schwielen, Polster oder Dornen ausgebildet, damit sie bei der Paarung nicht so leicht den Halt verlieren.
Frösche haben zahlreiche Feinde: Etwa Störche, Reiher, Wasserschildkröten, Schlangen und manche Fledermäuse haben sie auf ihrer Speisekarte. Viel stärker setzt ihnen jedoch die Zerstörung ihren Lebensraumes durch Trockenlegung von Feuchtgebieten und das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln zu.
Übrigens: Eine der bis heute beschriebenen etwa 4 000 Arten der Froschlurche besitzt wie die Molche und Salamander auch im Erwachsenenstadium einen Schwanz: der Schwanzfrosch (Ascaphus truei).
Wie überstehen Frösche lange Phasen von Trockenheit?
Unter anderem durch Eingraben in den Boden, wie das Beispiel des Wasserreservoirfroschs (Cyclorana platycephala) zeigt, der in den heißen australischen Trockengebieten zu Hause ist: Er vergräbt sich tief im Boden und umgibt sich mit einer Schicht abgestoßener Hautzellen, die ihn vor Austrocknung schützt. Zusätzlich speichert er unter der Haut und in seiner Leibeshöhle viel Wasser. Nur nach heftigen Regenfällen kommt der »Regenfrosch« an die Oberfläche, um zu fressen und sich fortzupflanzen.
Einige Arten der Froschlurche beschränken sich dagegen völlig auf das Wasser als Lebensraum, so etwa Krallenfrösche, Wabenkröten und zahlreiche Echte Frösche. Bei anderen landlebenden Froschlurchen zeichnet sich dagegen der Trend ab, das Larvenstadium im Wasser stark zu verkürzen. Die rascheste Entwicklung durchlaufen nordamerikanische Schaufelfüße (Gattung Scaphiopus). Aus dem Laich, der in rasch austrocknenden Pfützen abgesetzt wird, schlüpfen bereits nach zwei Tagen Kaulquappen, die sich innerhalb von zwölf Tagen in fertige Frösche umwandeln.
Wer trägt eine »Gebärmutter« auf dem Rücken?
Die bis zu 20 Zentimeter lange Wabenkröte (Pipa pipa), sie zeigt ein höchst merkwürdiges Brutverhalten: Nachdem das Männchen die Eier im Wasser befruchtet hat, zwängt es sie in kleine Hauttaschen auf dem Rücken des Weibchens. Dort schlüpfen die Kaulquappen und wachsen heran, bis sie sich schließlich als winzige Jungfrösche (bzw. -kröten) aus der engen Kammer befreien. Bei den südamerikanischen Darwin-Nasenfröschen (Rhinoderma darwini) tragen dagegen die Männchen die Verantwortung für die Brut, die sie in ihren Schallsäcken beherbergen. Die Gruppe der Wabenkröten gehört zu den urtümlichsten und gleichzeitig eigenartigsten Fröschen, denn ihnen fehlt im Gegensatz zu allen anderen Fröschen nicht nur die Zunge, sondern sie sind zudem platt wie ein Pfannkuchen.
Übrigens: Vor der Entwicklung von chemischen Urintests wurden Frösche sozusagen als natürlicher Schwangerschaftstest genutzt: Injizierte man nämlich den Weibchen des in Afrika heimischen Glatten Krallenfroschs (Xenopus laevis) den Urin einer schwangeren Frau, so stießen sie ihre Eier aus. Da diese Tests meist in Apotheken durchgeführt wurden, nannte man den Frosch in Europa auch »Apothekenfrosch«.
Ist Froschhaut giftig?
Unter Umständen sogar hochgiftig, wie das Beispiel der Pfeilgiftfrösche zeigt, deren Gift die kolumbianischen Indianer für ihre Blaspfeile verwenden. Diese zwischen 1,5 und 6,2 Zentimeter »großen« Frösche, die in den mittel- und südamerikanischen Tropen leben, haben in der Umgangssprache gleich mehrere Namen: In Anlehnung an ihre Lebensweise werden sie als »Baumsteiger«, aufgrund ihrer Buntheit als »Farbfrösche« und wegen ihrer speziellen Verwendung als »Pfeilgiftfrösche« bezeichnet.
Anders als die meisten Frösche sind diese kräftig gemusterten, schockfarbenen Zwerge tagaktiv, denn in der Dunkelheit der Nacht wäre ihre Farbenpracht unnütz. Sie hat natürlich einen Sinn: Raubfeinde vor den hochgiftigen Drüsensekreten zu warnen. Bei dem Gelben Blattsteiger (Phyllobates terribilis) etwa führt schon eine Berührung zu Vergiftungen.
Übrigens: Die Tropen bergen besonders viele prächtig gefärbte Frösche, wie etwa das Goldfröschchen (Mantella aurantiaca) aus Madagaskar – ein orangeroter Farbfleck in der grünen Umgebung des Regenwalds. Nicht weniger fantastisch sind die mittel- und südamerikanischen Glasfrösche (Familie Centrolenidae) wie der nur etwa drei Zentimeter lange Nacktbauch-Glasfrosch (Centrolenella colymbiphyllum): Durch seine durchsichtige Bauchhaut kann man die inneren Organe erkennen und das Herz schlagen sehen.
Kröte oder Frosch: Woran kann man sie unterscheiden?
Typisch für Kröten ist zum einen ihre trockene, warzenreiche Haut, die vor übermäßiger Verdunstung schützt. Zum anderen haben Kröten im Gegensatz zu Fröschen keine Zähne; ihre Zunge ist jedoch gut ausgebildet. Im Allgemeinen sind Kröten plumper und untersetzter gebaut als die grazileren Frösche; sie haben zudem im Verhältnis zu ihrer Körperlänge kürzere und weniger muskulöse Hinterbeine. Deshalb sind sie nicht so sprungstark wie ihre grazileren Verwandten. Kröten sind zudem weniger an Wasser gebunden als Frösche und suchen Gewässer oft nur zum Ablaichen auf. Sie halten sich überwiegend auf dem Land auf und sind meist nur während der Nacht aktiv.
Echte Kröten (Familie Bufonidae) kommen in den gemäßigten und tropischen Zonen Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas in über 360 Arten vor. Mehr als die Hälfte von ihnen gehört zur Gattung der Kröten (Bufo).
Übrigens: Dass man Warzen bekommt, wenn man eine Kröte in die Hand nimmt, ist eine Mär. Dennoch sollte man sich die Hände waschen, wenn man eine Kröte angefasst hat, denn die Tiere können aus den bohnenförmigen, drüsigen Hautverdickungen hinter den Augen, den sog. Ohrdrüsen, ein giftiges Sekret ausscheiden. Dieses reizt die Schleimhäute und wirkt, wenn es in die Blutbahn gelangt, als ein starkes Gift.
Weshalb müssen Kröten wandern?
Weil sie für ihre Fortpflanzung auf das Wasser angewiesen sind. Viele Autofahrer kennen diese Szene: Plötzlich tauchen im Frühjahr auf Straßen, die in der Nähe von Gewässern liegen, massenweise Frösche und Kröten auf. Sie kommen aus ihren Winterquartieren und sind auf dem Weg zu ihren Laichplätzen. Dabei legen sie pro Tag Strecken von bis zu einem Kilometer zurück. Die Erdkröten beginnen schon auf der Wanderung, sich zu paaren, so dass die größeren Weibchen die Männchen huckepack weiterschleppen müssen. Am Teich oder Tümpel angekommen, legen die Weibchen nach einigen Tagen ihren Laich ab, der von dem Männchen besamt wird. Damit die Tiere Straßen gefahrlos passieren können, werden oft an gefährlichen Stellen Tunnel angelegt oder Krötenzäune errichtet.
Wo wurde eine Kröte zur Landplage?
In Australien. Dort führte man 1937 die bis zu 25 Zentimeter lange und bis zu 500 Gramm schwer werdende Aga-Kröte (Bufo marinus) ein, um sie bei der Schädlingsbekämpfung zu nutzen. Man ließ die gefräßigen Tiere unter anderem in Zuckerrohrfeldern frei, in denen sie Ratten und Insekten bekämpfen sollten. Doch inzwischen hat sich die Kröte, die ihr Gift über 30 Zentimeter weit verspritzen kann, in ihrer neuen Heimat so stark vermehrt, dass sie für die einheimische Fauna, aber auch für Haustiere und den Menschen selbst zur Plage geworden ist.
Dies trifft auf die in unseren Breiten heimischen Vertreter – Erdkröte (Bufo bufo), Kreuzkröte (Bufo calamita) und Wechselkröte (Bufo viridis) – glücklicherweise nicht zu. Aber auch sie produzieren ein giftiges Hautsekret, das als wirksames Mittel gegen Fressfeinde eingesetzt wird. Werden Erdkröten doch einmal angegriffen – zum Beispiel von einer Ringelnatter –, recken sie sich hoch und blähen sich auf, um möglichst groß zu erscheinen. Ihr gefährlichster Feind ist im Übrigen die Krötenfliege (Lucilia), deren Larven sich nach dem Schlüpfen in den Nasengängen sowie im Gehirn der Kröten einnisten und die Gewebe zerstören, so dass die Tiere eingehen.
Was versteht man unter dem Unkenreflex?
Beim Unkenreflex zeigen die Unken ihre auffällig grell gefärbte Unterseite. Damit reagieren auch die heimischen Rotbauchunken (Bombina bombina) und Gelbbauchunken (Bombina variegata) auf Gefahr: Fühlen sich die Tiere nämlich bedroht, krümmen sie den Rücken und heben Arme und Beine an, so dass die bunte Bauchseite sichtbar wird. Außerdem können Unken bei Gefahr so viel giftiges Sekret absondern, dass sie wie »eingeseift« erscheinen und sich nicht so leicht packen lassen.
Quaken alle Frösche gleich?
Nein, jede Art hat ihren eigenen »Gesang«. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass auch in einem Gewässer, in dem mehrere Arten gemeinsam musizieren, die richtigen Partner zusammenfinden. Im Übrigen sind es die Männchen, die bei den Fröschen den Ton angeben, die Weibchen bleiben weitgehend stumm. Beim Rufen presst das Männchen Luft aus den Lungen durch den Kehlkopf nach oben und bringt so seine Stimmbänder zum Schwingen, wobei es Mund und Nasenlöcher geschlossen hält. Der so erzeugte Ton wird durch eine oder mehrere Schallblasen verstärkt, die als Hauttaschen am Mundboden oder in den Mundwinkeln ausgebildet sind. Dabei ist die Tonhöhe innerhalb einer Art von der Körpergröße des Tieres abhängig. Auf diese Weise können sich paarungsbereite Weibchen durch genaues Zuhören ein »Bild« von dem werbenden Männchen machen, und Rivalen werden in die Lage versetzt, die Stärke ihres Konkurrenten abzuschätzen.
Wussten Sie, dass …
Amphibien recht alt werden können? So können Laubfrösche ein Höchstalter von 22 Jahren erreichen, Teichmolche bringen es auf 28 und Erdkröten auf etwa 40 Jahre, und Riesensalamander leben sogar 55 Jahre.
es einen 65 Kilogramm schweren Salamander gibt? Es ist der Chinesische Riesensalamander (Andrias davidianus), der bis 1,50 Meter lang wird.
Wussten Sie, dass …
Unken zu den Scheibenzünglern gehören? Die Bezeichnung bezieht sich auf ihre scheibenförmige Zunge, die am Mundboden angewachsen ist und deshalb nicht herausgeklappt werden kann.
man einst auch Schlangen als »Unken« bezeichnet hat? Dieser Sprachgebrauch war vor allem bis ins 17. Jahrhundert anzutreffen. Bei Jacob Grimm verbarg sich hinter einer »Unke« etwa die Ringelnatter und bei Alfred Brehm die Blindschleiche.
Was macht einen Krötenmann zur Frau?
Das sog. Bidder'sche Organ, ein verkümmerter Eierstock, der sich, wenn die Hoden entfernt werden, zu einem funktionsfähigen Eierstock entwickelt und so das Männchen zu einem Weibchen werden lässt – ein klassisches Beispiel dafür, dass bei Wirbeltieren das Geschlecht weitgehend durch Unterdrückung des anderen Geschlechts bestimmt wird.
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