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Die Erschaffung Adams: Michelangelos Schöpfungsgeschichte
Wer gab die Cappella Sistina in Auftrag?
Papst Julius II. war ein großer Kunstmäzen. 1505 lockte er Michelangelo nach Rom mit dem Auftrag, ein päpstliches Grabmal zu schaffen. Kaum lagen die ersten Entwürfe vor, ließ der Papst das Grabprojekt fallen und wies Michelangelo an, das Gewölbe der Sixtinischen Kapelle auszumalen. Obwohl in der Freskomalerei ungeübt, nahm Michelangelo die schwere Aufgabe an. Nach einem ersten unbefriedigenden Entwurf erweiterte er die auszumalende Gewölbefläche auf rund 1000 Quadratmeter, sah die Darstellung der Schöpfungsgeschichte auf neun rechteckigen Bildfeldern im Mittelteil vor und entwickelte ein aus rund 300 Figuren bestehendes Bildprogramm, dem der Papst am Ende zustimmte.
Wie ist Adam dargestellt?
Auf dem Boden einer noch vegetationslosen Erde liegt müde der erste Mensch, als sei er aus einem Urschlaf erwacht. Michelangelo beschreibt Adam als einen kräftigen und anmutigen jungen Mann, der sich mühsam aufzurichten versucht, während er seinen linken Arm dem Schöpfergott entgegenstreckt. Dieser ist eine würdevolle greise Gestalt mit grauweißem Haar und langem Bart, begleitet und getragen von Engeln. Ein majestätischer Mantel, wie ein Segel im Fahrtwind aufgebläht, umhüllt die himmlische Formation und geleitet sie durch das Universum. In nächster Nähe zu Adam streckt Gottvater seine Hand aus und vollendet seine Schöpfung, indem er ihm durch eine kurze Berührung der Zeigefinger Leben und Geist spendet.
Welcher Augenblick der Schöpfung ist zu sehen?
Michelangelo zeigt den Moment unmittelbar vor dem entscheidenden Schöpfungsakt – ein spannungsgeladener, an Bedeutung für die Menschheit kaum zu übertreffender Augenblick. Die ganze Dramatik der Darstellung lebt von dieser Berührung, der gesamte Bildaufbau mit dem an dieser Stelle ausgeblendeten Hintergrund ist darauf ausgerichtet. Michelangelo nutzte das relativ niedrige, jedoch breite Deckenfeld für einen kompositorischen Kunstgriff. Die beiden Hauptakteure sind schräg und dabei parallel zueinander angeordnet mit einem noch halb schlafenden Adam und einem schwebenden Gottvater. Wie unterschiedlich sind doch die beiden Welten: links Jugend und Unerfahrenheit, Hilflosigkeit und Passivität, eine leblose, an die Schwerkraft der Erde gebundene Kreatur, die ihren Finger kaum zu heben vermag und den Blick sehnsüchtig auf den Schöpfer richtet. Rechts hingegen die kreative Kraft eines alten, weisen Gottes, der sein Werk vollendet, indem er sich des Menschen mit beinahe väterlicher Fürsorge annimmt. Michelangelo beschreibt den Schöpfungsakt nicht als ein göttliches Modellieren mit Ton und Erde. Adam ist bereits als körperlich vollkommenes Geschöpf existent. Der Schöpfungsakt ist hier in unbeschreibbare Sphären entrückt, Geist und Odem fließen unsichtbar durch die Kuppen der Zeigefinger. Der große erste Akt der Menschheitsgeschichte wird mit besonderer Leichtigkeit und genialer Einfachheit vorgetragen. Der Künstler vergaß auch nicht eine andere wichtige Tatsache: In weiser Voraussicht hält Gott gegen Adams Einsamkeit ein weibliches Wesen bereit, das unter seinem Arm neugierig hervorschaut …
Auf welchen Bibeltext bezog sich Michelangelo?
Michelangelo folgte mit seiner Darstellung der Erschaffung Adams der Beschreibung in der Genesis, dem ersten Buch des Alten Testaments. Hier heißt es, dass Gott den Menschen als sein Ebenbild schuf. Als letztes Werk der Schöpfung wird der Mensch als deren Krönung hervorgehoben – von Gott in die Welt gesetzt und zugleich ihm ebenbürtig. Nie zuvor in der Kunst war die Erschaffung des Menschen in ähnlich überzeugender Ausdruckskraft beschrieben worden. Spätere Malergenerationen konnten das Elementare dieses Vorgangs nur kopieren, nie mehr vollkommener darstellen.
Wie arbeitete Michelangelo?
Vier Jahre lang stand Michelangelo Tag für Tag auf einem 20 Meter hohen, primitiven Holzgerüst unter dem Gewölbe – »gekrümmt wie ein syrischer Bogen«. Man fragt sich, wie er aus dieser Distanz Szenen und Figuren in richtiger Perspektive malen konnte. Außer einem Gehilfen, der ihm die Farben zubereitete, war Michelangelo auf sich allein gestellt. Sein Auftraggeber hatte wenig Geduld und drängte auf eine schnelle Fertigstellung. Endlich, am 31. Oktober 1512, war es so weit. Bei der feierlichen Enthüllung war die gesamte römische Prominenz vertreten, auch Michelangelos Erzrivale Raffael – der sprachlos staunte.
Wussten Sie, dass …
Michelangelo eigentlich Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simonibar hieß?
der Künstler durch seine Arbeit jahrelang seine ganze Familie unterstützte?
Michelangelo 1541 im Auftrag des neuen Papstes Klemens VII. auch noch das große Altarbild in der Kapelle fertigstellte? Das Fresko stellt das Jüngste Gericht dar.
in der Sixtinischen Kapelle bis heute das Konklave, die Zusammenkunft der Kardinäle bei der Papstwahl, abgehalten wird?
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