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Futterpflanzen: Wichtig für die Landwirtschaft

Wachsen auf Wiesen und Weiden die gleichen Grasarten?

Nein, denn sie müssen – je nach ihrem Standort – unterschiedlichen Anforderungen genügen. Ob Sense oder Mähmaschine: Die Pflanzen einer Mähwiese müssen Schnitt gut vertragen. Wertvolle Arten sind beispielsweise Wiesengoldhafer (Trisetum flavescens), Glatthafer (Arrhenatherum elatius) oder Wiesenfuchsschwanzgras (Alopecurus pratensis). Sie und einige andere Gräser liefern sehr gutes Viehfutter und werden zum Teil in verschiedenen Sorten gezüchtet und ausgesät. Weniger durch seine Futterqualität als vielmehr durch seinen Duft fällt auf Wiesen das Gewöhnliche Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) auf. Es enthält Cumarin, das für den typischen Heuduft verantwortlich ist.

Weidegräser müssen dagegen das Kürzen der Stängel und Blätter durch Ziegen, Schafe oder Kühe aushalten. Allerdings kommt auf der Weide noch ein weiterer Aspekt hinzu: Die Pflanzen müssen Tritt dulden. Ein Gras, das diese Eigenschaft mitbringt und sich als hervorragendes Futtergras hervortut, ist das oft schlicht Lolch genannte Deutsche Weidelgras (Lolium perenne). Zusammen mit Weißklee (Trifolium repens), Wiesenkammgras (Cynosurus cristatus), Wiesenlieschgras (Phleum pratense) und wenigen anderen Pflanzenarten bildet es futterreiche, aber relativ artenarme Viehweiden aus. Eine ebenfalls bewährte Futterpflanze auf intensiv genutzten Weiden ist das Wiesenrispengras (Poa pratensis) aus der großen Gattung der Rispengräser. Sein kleiner Cousin, das Einjährige Rispengras (Poa annua), ist dank seiner Anpassungsfähigkeit mittlerweile in den meisten Teilen der Erde anzutreffen.

Welche ist die älteste kultivierte Futterpflanze?

Die Saatluzerne (Medicago sativa), auch »Ewiger Klee« genannt. Sie gehört zu den sog. Futterleguminosen und wird heute als Viehfutter überall in der Welt angebaut. Ihre Geschichte im Dienst des Menschen reicht sehr lange zurück. Ursprünglich kommt sie aus den Steppengebieten Vorderasiens, wo sie Reitervölker schon in vorchristlicher Zeit als Futterpflanze für die Pferde angebaut haben. Erst sehr viel später gelangte sie nach Europa. Noch heute ist sie – gerade in niederschlagsarmen Gebieten der gemäßigten Zonen – die wichtigste Futterpflanze.

Saatluzerne ist reich an Mineralstoffen und Eiweiß und liefert hohe Erträge. Da sie mehrfach geschnitten werden kann, wird sie zuweilen auch »Ewiger Klee« genannt. Sie bevorzugt ein warmes Klima und kalkhaltige Böden. Die Staude wird bis zu 80 Zentimeter hoch und trägt kleine, bläulich violette Blüten.

Welcher Klee wird gern verfüttert?

Rot- und Weißklee. Als Tierfutter feuchterer Gebiete nimmt der Rotklee (Trifolium pratense ssp. pratense) eine wichtige Stellung ein. Die Futterpflanze war zwar in hiesigen Gebieten schon im Mittelalter bekannt, der Durchbruch zum Massenanbau ließ indes bis ins 18. Jahrhundert auf sich warten. Mittlerweile wird der Rotklee auf allen Kontinenten in gemäßigten Regionen angebaut, wobei er sowohl allein als auch zusammen mit Futtergräsern ausgesät wird.

Eine weitere, von Tierhaltern geschätzte Kleeart ist der Weißklee (Trifolium repens). Diese zierlich wirkende, aber robuste Kleeart wird häufig verfüttert und deshalb in Gemeinschaft mit anderen nahrhaften Pflanzen kultiviert, wobei sie sich nicht selten ganz von selbst auf Wiesen und Weiden sowie – zum Unwillen vieler Gärtner – auch in Zierrasenflächen einfindet und mittels Ausläufern hartnäckig ausbreitet. Da Weißklee dichten Boden und gelegentliche Tritte verträgt, ist er eine ideale Weidepflanze.

Was zeichnet die Wicke als Futterpflanze aus?

Die nahrhaften Samen der Saat- oder Futterwicke (Vicia sativa), die man im 16. Jahrhundert auch unter den Namen Rosswicke, Taubenwicke, Feldwicke oder Zahme Wicke kannte, enthalten bis zu 35 Prozent Eiweiß, aber auch Blausäure. Will man die Samen in größerem Umfang an Tiere verfüttern, müssen die Gift- und Bitterstoffe vorher entfernt werden.

Die ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatete, rötlichviolett blühende Pflanze, die schon die Römer als Futterpflanze kannten, wird oft zusammen mit Hafer und Gerste angebaut. Stand lange Zeit der Anbau als Körnerfutter im Vordergrund, so werden Saatwicken heute vor allem zur Gewinnung von Grünmasse für die Fütterung und Gründüngung kultiviert.

Wo werden dem Klee magische Wirkungen nachgesagt?

Vor allem in Irland, wo die Pflanze neben der Harfe als Nationalsymbol gilt. Einer irischen Legende nach nutzte der Heilige Patrick die dreiteiligen Blätter des Rotklees, um den schwer zu bekehrenden Iren die Dreifaltigkeit zu erklären. Noch heute schmückt man sich am 17. März, dem St. Patrick's Day, mit Kleeblättern. Auf der vor der nordirischen Küste gelegenen Insel Rathlin Island glaubte man außerdem, dass derjenige, der sich zerstoßenen Klee über die Augen rieb, eine Feeninsel zwischen Rathlin und Irland sehen könne.

Der Glaube, dass ein Kleeblatt Glück bringt, ist auch hierzulande verbreitet.

Wussten Sie, dass …

Klee nicht nur als Futterpflanze geschätzt ist? In den Tropen und Subtropen wirkt er als niedrig wachsende Bodenpflanze auch der Erosionsgefahr entgegen.

sich hinter Alfalfasprossen gekeimte Saatluzerne verbirgt? Im englisch-amerikanischen Sprachraum wird diese Pflanze nämlich Alfalfa genannt. Die Sprossen passen mit ihrem nussartigen Geschmack besonders gut zu Käse.

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