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Ginseng: Universalmittel der Chinesischen Medizin

Welcher Ginseng gilt als besonders wertvoll?

Der Koreanische Ginseng (Panax ginseng), der in Asien seit Jahrtausenden in hohem Ansehen steht. Seine goldgelben, rübenartigen Wurzeln werden je nach Alter, Farbe und Ähnlichkeit mit der menschlichen Gestalt als mehr oder minder wertvoll bewertet: Je älter eine Wurzel und je menschenähnlicher, umso kostbarer ist sie. Auf die Bedeutung der Pflanze weist bereits ihr botanischer Name: Das aus dem Lateinischen kommende Wort »panax« bezeichnet eine Pflanze, die alle Leiden heilen soll.

In den schattigen Gebirgswäldern der Mandschurei und Koreas wächst Ginseng wild. Die Waldstaude benötigt einen humusreichen, durchlässigen Boden und verträgt keine direkte Sonneneinstrahlung. Sie treibt im Frühjahr einen bis zu 60 Zentimeter langen Stängel, an dem ahornähnliche, lang gestielte Blätter sitzen. Die hellgrünen Blüten erscheinen im April und sind in einfachen Dolden angeordnet. Wenn sie verwelken, treten runde, rötliche Früchte an ihre Stelle.

Kann man Ginseng kultivieren?

Ja, aber nur schwer: Der Anbau von Ginseng erfordert viel Pflege, Zeit und Erfahrung. Bereits die Vorbereitung des Bodens und das Pflanzen der Wurzeln müssen von Hand erledigt werden. Erst nach sechs bis acht Jahren hat die Wurzel den optimalen Gehalt an medizinisch wirksamen Stoffen erreicht. Dann wird sie vorsichtig ausgegraben und an der Luft getrocknet.

Um die riesige Nachfrage befriedigen zu können, wird Ginseng in Ostasien, besonders in Korea, erwerbsmäßig in großen Plantagen angebaut. Die Wurzel heißt dort »Goryeo Ginseng« – nach dem alten Königreich Goryeo, von dem sich Koreas heutiger Name ableitet. Auf dem Weltmarkt erzielen Ginsengwurzeln exorbitant hohe Preise.

Übrigens: Es kommt leider immer noch wilder Ginseng in den Handel, obgleich die rücksichtslose Plünderung der wild wachsenden Bestände dazu geführt hat, das diese nahezu zerstört worden sind.

Wie wird Ginseng medizinisch eingesetzt?

Die Traditionelle Chinesische Medizin, in der Ginseng seit etwa 4000 Jahren eine herausragende Rolle spielt, verwendet ihn, um die körpereigenen Abwehrstoffe zu stärken und die Genesung zu beschleunigen. Er wird also nicht als Heilmittel gegen eine bestimmte Krankheit eingesetzt, sondern zur allgemeinen Stärkung (Tonisierung): Wer Ginseng regelmäßig zu sich nimmt, soll aktiver und ausgeglichener werden. Außerdem soll Ginseng die Organe stärken, das Herz stimulieren, das Durchhaltevermögen steigern und die Nerven beruhigen.

Übrigens: Die Heilwirkung des Ginsengs wird von der klassischen westlichen Medizin anerkannt. Allerdings wird die der Wurzel ebenfalls nachgesagte Wirkung bei Impotenz bezweifelt. Da das Geschäft mit der Wurzel äußerst lukrativ ist, findet man eine schier unüberschaubare Anzahl an Ginsengpräparaten auf dem Markt – darunter finden sich auch viele minderwertige oder gefälschte Produkte.

Kennt man Ginseng nur aus Korea und China?

Nein, außer dem »echten«, dem Koreanischen Ginseng (Panax ginseng) gibt es weitere Arten, die als Ginseng bezeichnet werden und ebenfalls heilkräftig sind: Vor allem sind der Amerikanische Ginseng (Panax quinquefolium), der ursprünglich aus dem Nordosten der USA kommt, und der auch Schlafbeere genannte Indische Ginseng (Withania somnifera), der in Nordindien und Pakistan zu Hause ist, zu nennen.

Lange bevor die europäischen Siedler in die Neue Welt kamen, nutzten bereits indianische Kulturen die Wurzel des Amerikanischen Ginsengs als Heilmittel. Diese indianische Tradition übernahmen später die weißen Einwanderer, besonders in den südlichen Appalachen. In dieser Gegend spielt der Handel mit der Wurzel nach wie vor eine wirtschaftlich bedeutende Rolle. Sie wird vor allem nach Asien exportiert.

Der immergrüne, mehrjährige Indische Ginseng ist für die ayurvedische Medizin, in der die Pflanze Ashwagandha heißt, ähnlich bedeutsam wie der Koreanische Ginseng für die Traditionelle Chinesische Medizin. Zu therapeutischen Zwecken werden die Wurzeln, Blätter, Früchte und Samen verwendet; die Wirkung der Droge ist wissenschaftlich belegt. Man gibt sie als Stärkungsmittel im Alter sowie zur Genesung nach chronischen Krankheiten oder körperlicher Auszehrung. Bei Überlastung, nervöser Erschöpfung oder lang anhaltendem Stress fördert sie die Wiederherstellung der Vitalität. Sie wird außerdem gegen Tumore, Entzündungen, Arthritis und Infektionen eingesetzt. Äußerlich gebraucht man Wurzel und Blätter, um Hauterkrankungen, Schwellungen und Verbrennungen zu behandeln.

Wussten Sie, dass …

das Wort Ginseng aus dem Chinesischen abgeleitet ist? Das chinesische »Shin-shen«, das zu Ginseng abgewandelt wurde, bedeutet so viel wie »Menschen-« oder »Lebenswurzel«.

nur der Koreanische Ginseng in Deutschland als Arzneimittel zugelassen ist?

Gibt es einen Ersatz für den Koreanischen Ginseng?

Ja, den Sibirischen Ginseng (Eleutherococcus senticosus) aus Nordchina und Ostsibirien. Der auch Taigawurzel, Borstige Fingeraralie oder Stachelpanax genannte Strauch besitzt ähnliche Eigenschaften wie der Koreanische Ginseng, lässt sich aber einfacher kultivieren. Gegen Ende der Vegetationsperiode gräbt man die Wurzeln aus, die vor allem Triterpensaponine, Eleutheroside und Lignane enthalten. Sie gehen hauptsächlich in den Export nach Europa und Amerika. In Russland selbst verwendet man die Pflanze als Stärkungsmittel.

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