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Woher stammte das Libretto des »Messias«?
Aus Händels gut bestückter Schublade: Denn als der irische Vizekönig Händel 1741 einlud, sich in Dublin mit einem Oratorium an einer Wohltätigkeitsveranstaltung zu beteiligen, erinnerte sich der unter immensem Zeitdruck stehende Komponist eines Librettos, das Charles Jennens aus Texten des Alten und Neuen Testaments unter dem Titel »Der Messias« zusammengestellt hatte. Mit Feuereifer machte sich Händel an die Komposition, für deren Niederschrift er nur 22 Tage benötigte– eine unvorstellbar kurze Zeit!
Ohne das Verfahren der Parodie, also der Verwendung von Teilen älterer Arbeiten, wäre es aber auch nicht zu bewerkstelligen gewesen. Italienische Duette arbeitete er beispielsweise zu Chören um, für anderes machte er Anleihen bei Georg Philipp Telemann: ein Verfahren, das in einer Zeit ohne Urheberrecht gang und gäbe war.
Nicht ein konkreter Handlungsverlauf gibt dem »Messias« Händels seine dreiteilige Form, vielmehr nimmt der Text des Oratoriums Bezug auf Verkündigung und Geburt, Leiden und Triumph sowie das Nachleben Jesu. Der Messias, der »Titelheld«, tritt anders als bei Johann Sebastian Bach (1685–1750) indessen nicht selbst auf, was eine größere Distanz erlaubt. Den meditativen Grundcharakter der Bach'schen »Matthäuspassion« wird man im »Messias« vergeblich suchen. Hier herrscht eine christliche Heilsgewissheit vor, die statt frommer Demut glaubensstarkes Selbstbewusstsein demonstriert.
Goldgrube in der Schublade
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