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Pappeln: Schlanke Alleebäume

Was zeichnet Pappeln aus?

Ihr rasches Wachstum, weshalb sie für Forstwirtschaft und Holzindustrie von großer Bedeutung sind. Innerhalb von 40 Jahren können Pappeln bereits 30 Meter hoch werden und einen Stammdurchmesser von einem Meter erreichen. Dank des schnellen Wachstums ist ihr Holz leicht und sehr weich.

Pappelholz eignet sich hervorragend für Drechsler- und Schnitzarbeiten und wird, wie Weidenholz auch, zur Herstellung der Holländerschuhe (»Klompen«) genutzt. Vor allem aber liefern Pappeln wichtiges Industrieholz, das zu Kisten, Zündhölzern, Sperrholz, Zellstoff und Papier verarbeitet wird. Als Blindholz ist es in der Möbelindustrie die Grundlage für Furniere. Sogar mit den Pappelblättern wussten die Menschen früherer Zeiten etwas anzufangen: Sie verfütterten sie an das Vieh. Und die in der Rinde enthaltenen Gerbstoffe benötigten sie, um sehr strapazierfähige Leder herzustellen.

Wegen ihrer Schnellwüchsigkeit eignen sich Pappeln auch für Aufforstungsarbeiten: Auf Ödland, bei der Rekultivierung von Müllkippen, zur Bodenbefestigung auf Dünen oder bei der Verbauung von Wasserläufen lassen sich die schlanken Bäume problemlos einsetzen. Da manche Pappelarten sehr windbeständig sind, bilden größere Bestände einen ausgezeichneten Windschutz. Einen Nachteil haben sie allerdings: Die schnell wachsenden Bäume entziehen dem Boden viel Wasser und können so den Grundwasserspiegel absenken; außerdem können sie andere Gehölze verdrängen.

Welche Pappel ließ Napoleon als Alleebaum anpflanzen?

Die Pyramidenpappel (Populus nigra ’Italica‘), auch Italienische Pappel genannt, die eine Varietät unserer häufigsten heimischen Pappel, der Schwarzpappel (Populus nigra) ist. Der schlanke, hoch gewachsene Baum stammt vermutlich aus dem Orient und wurde um 1750 von Italien aus nach Mitteleuropa eingeführt. Napoleon ließ ihn in großem Umfang an Straßenrändern anpflanzen. Vor allem seine Heerstraßen soll er mit Pyramidenpappeln gesäumt haben – als Schattenspender für seine Soldaten im Sommer und damit der Straßenverlauf im Winter auch bei Schnee gut zu erkennen war. Noch heute säumen sie viele Landstraßen, wo sie als Windschutz dienen.

Übrigens: Die Säulenform der Pyramidenpappel kommt dadurch zustande, dass sie sich schon kurz über dem Boden zu verzweigen beginnt, wobei die Äste senkrecht in die Höhe wachsen. Selbst mehrere hundert Jahre alte Bäume weisen Kronen auf, die kaum breiter als zwei Meter sind. Pyramidenpappeln lieben tiefgründige Böden und bevorzugen tiefere Lagen. Sie finden sich nicht nur an Landstraßen, sondern oft auch an Flussufern oder in der Nähe von Bauernhöfen als natürliche Blitzableiter.

Wie verbessern Silberpappeln das Stadtklima?

Sie reinigen die Luft von Staub. Dank ihrer wollig-filzig behaarten Blätter sind Silberpappeln (Populus alba) in der Lage, große Mengen an Schmutzpartikeln aus der Luft zu filtern. Der Staub verfängt sich in den Blatthärchen und wird dann von starken Niederschlägen direkt in den Boden abgewaschen. Silberpappeln leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Luftreinhaltung in unseren Städten. Man pflanzt sie deshalb immer häufiger in Parkanlagen und vor allem an Straßen an.

Übrigens: Die erst im Mittelalter aus dem Süden nach Mitteleuropa gebrachte Silberpappel ist eine typische Vertreterin der sog. kollinen Stufe, des Hügellandes bis 600 Meter Höhe. Sie kann bis zu 35 Meter hoch werden und – unter günstigen Bedingungen – ein Alter von 300 bis 400 Jahren erreichen.

Trägt die Zitterpappel ihren Namen zu Recht?

Ja, denn ihre Blätter sind ständig in Bewegung. Dieses »Zittern« ist durch den relativ langen und abgeflachten Blattstiel der Zitterpappel (Populus tremula) bedingt. Aufgrund dieser vergrößerten Windangriffsfläche bewegen sich die Blätter schon beim geringsten Hauch. Die Zitterpappel wird auch Espe oder Aspe genannt – so erklärt sich die bekannte Redewendung »zittern wie Espenlaub«. Auch der botanische Gattungsname, der sich vom lateinischen Wort für Volk, »populus«, ableitet, nimmt einer Sage zufolge auf die Zitterpappel Bezug: Die Blätter der Zitterpappeln befinden sich in einem Zustand ständiger Bewegung und Erregung und zeigen so nach Vorstellung der Römer – oder genauer: der politischen Elite Roms – ähnliche Eigenschaften wie das Volk.

Sind Zitterpappeln empfindlich?

Nein, obgleich Zitterpappeln in volkstümlichen Überlieferungen als Symbol der Furcht und des Bangens gelten. Tatsächlich aber ist diese Pappelart ungewöhnlich widerstandsfähig. Sie ist äußerst industriefest und toleriert Abgase ebenso wie das Stadtklima.

Außergewöhnlich ist vor allem ihre enorme Frostresistenz. Selbst die kältesten Winter scheinen Zitterpappeln nichts auszumachen. So hat man festgestellt, dass die Bäume noch Temperaturen von –70 °C überstehen. Empfindlich zeigen sich die sonst fast unverwüstlichen Pappeln allerdings bei heftigem Wind, der die Bäume recht leicht entwurzeln kann.

Was sind Marschpappeln?

Hinter diesem volkstümlichen Namen verbirgt sich die Graupappel (Populus canescens), eine Kreuzung der Silberpappel (Populus alba) mit der Espe (Populus tremula). Die Bezeichnung »Marschpappel« gibt Auskunft über den Lebensraum der Graupappel, die häufig an den Küsten und in den Marschen anzutreffen ist. Graupappeln eignen sich als Pionierbäume für leichte Böden und dank ihrer großen Windbeständigkeit besonders gut als Windschutzgehölz.

Wussten Sie, dass …

Pappeln im Englischen »Baumwollbäume« genannt werden? Die Samen sind mit seidigen, weißen Haaren ausgestattet und werden mit dem Wind verbreitet; häufig ist der Boden unter Pappeln deshalb mit weißer »Pappelwolle« bedeckt, die früher tatsächlich zum Füllen von Kissen verwendet wurde.

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