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Wolfsmilcharten: Kennzeichen Milchsaft

Was ist für Wolfsmilchgewächse typisch?

Vorderhand ihr weißlicher Milchsaft, das sog. Latex. Es fließt in ungegliederten Milchgefäßen, welche die vegetativen Teile der Pflanzen durchziehen. Der Milchsaft ist giftig und wirkt auf empfindliche Körperpartien wie Augen und Schleimhäute ätzend. Bei manchen Arten ist dieser Saft so toxisch, dass er Verbrennungen ähnelnde Hautreizungen hervorruft und zu temporärer Erblindung führen kann. Andere Arten produzieren einen Milchsaft, der – oral aufgenommen – Erbrechen auslösen kann oder stark abführend wirkt.

Typisch für die Wolfsmilchgewächse ist zudem die Umgestaltung ihrer Blüten zu einfachen, reduzierten Blütenständen. Jeder Blütenstand besteht aus einer lang gestielten, nach unten gewendeten weiblichen Gipfelblüte. Sie ist von fünf Gruppen ebenfalls gestielter männlicher Blüten umgeben, von denen jedoch nur ein Staubblatt übrig ist. Charakteristisch sind die farbigen Hochblätter, die den Blütenstand umgeben und die Funktion der Blütenkronblätter übernommen haben.

Was ist an Bingelkräutern ungewöhnlich?

Bingelkräuter (Gattung Mercurialis) produzieren zum einen keinen Milchsaft, zum anderen zeigen sie ein ungewöhnliches Farbverhalten. Die Tatsache, dass sie keinen Milchsaft besitzen, macht sie zur großen Ausnahme unter den Wolfsmilchgewächsen. Ihr besonderes Farbverhalten äußert sich darin, dass der Inhaltsstoff Hermidin in einen blauen, roten oder braunen Farbstoff umgewandelt werden kann. So färbt er etwa bei Ausscheidung den Harn rot; trocknet man das Kraut, färbt er sich dagegen blau. Beim Trocknen entsteht ein unangenehmer Geruch, weswegen das Bingelkraut auch »Stinkerich« heißt.

Übrigens: Das in Mitteleuropa heimische Einjährige Bingelkraut (Mercurialis annua) dient seit alters als Heilpflanze. Nach einer Legende soll die Heilkraft der römische Gott Merkur, der vor allem in nachantiker Zeit dem griechischen Götterboten Hermes gleichgestellt worden ist, entdeckt haben. Ihm zu Ehren nannte man das Kraut Mercurialis.

Welche Blume heißt auch »Rose des Advents«?

Der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima). Sein botanischer Artname bedeutet »Allerschönste der Euphorbien« – und die Pflanze trägt ihn zu Recht. Allerdings rührt ihre Attraktivität nicht von großen Blüten her, sondern von den leuchtend roten oder gelbgrünen Hochblättern, die sich von den sattgrünen Laubblättern kontrastreich abheben. Trotz der unscheinbaren Blüten lockt der Weihnachtsstern auf diese Weise Vögel zur Bestäubung an. Für sie hält er einen außergewöhnlich zuckerreichen Nektar bereit.

In seiner mexikanischen Heimat wächst der Weihnachtsstern zu einem stattlichen Busch heran, der über vier Meter hoch werden kann und in seinen unteren Teilen mit der Zeit verholzt. Die vor allem zur Weihnachtszeit bei uns angebotenen Zimmerpflanzen werden mithilfe von Hormonen kleingehalten. Im Zimmer benötigt er einen hellen, aber keinen sonnigen Fensterplatz und Temperaturen um 18 °C; zu oft sollte man ihn nicht gießen.

Weshalb ähnelt der Christusdorn einem Kaktus?

Weil er zu den sukkulenten Wolfsmilchgewächsen gehört, die aufgrund ähnlicher Lebensumstände ähnliche Merkmale wie Kakteen entwickelt haben, obwohl beide Pflanzenfamilien nicht miteinander verwandt sind.

Die Erkennungsmerkmale sukkulenter Euphorbien sind – wie bei Kakteen auch – dicke, Wasser speichernde Stämme (Stammsukkulenz), die Ausbildung von Rippen und polsterartigen Wucherungen, reduzierte Blätter, häufig auch Dornen.

Sukkulente Euphorbien sind vor allem in den trockenen Wüsten der afrikanischen Tropen zu Hause. Von hier stammt auch der Christusdorn (Euphorbia milii), der in seiner Heimat bis zu zwei Meter hoch werden kann. Seine kräftigen, kantigen Zweige sind mit langen, spitzen Dornen und länglichen grünen Blättern besetzt. Außerdem umgeben rote Hochblätter an den Zweigspitzen die unscheinbaren Blüten.

Übrigens: Die beliebte Zimmerpflanze hat außer dem Namen nichts mit der Dornenkrone Christi gemein, denn im Mittelmeerraum war die Pflanze vor 2000 Jahren noch unbekannt.

Trägt die Sonnwendwolfsmilch ihren Namen zu Recht?

Ja, denn die einjährige Euphorbia helioscopia dreht ihren Blütenstand immer nach der Sonne. Auf dieses Verhalten verweist auch der botanische Artzusatz helioscopia, der vom griechischen »helios« für Sonne und »scopein« für schauen abgeleitet ist.

Übrigens: Als Begleiter des Menschen lässt sich das Kraut bereits in prähistorischen Siedlungen nachweisen. Heute findet man es auf nährstoffreichen Böden, etwa am Rand von Getreidefeldern, in Weinbergen und auf Ödland; es wurde auch in fast alle Erdteile verschleppt.

Wussten Sie, dass …

der Weihnachtsstern eine Kurztagspflanze ist? Seine farbigen Hochblätter entwickeln sich nur, wenn er eine Zeit lang mindestens zwölf Stunden pro Tag im Dunkeln steht.

der Weihnachtsstern auch unter dem Namen Pointsettie bekannt ist? Der erste Botschafter der USA in Mexiko, Joel R. Pointsett, brachte die Pflanze in seine Heimat, von wo aus sie ihren Siegeszug als beliebter Zimmerschmuck antrat.

die Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia lathyris) angeblich Wühlmäuse und Maulwürfe vertreibt? Die ungeliebten Gartengäste sollen von dem Geruch der Pflanzen abgeschreckt werden.

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