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Haben wir genug Gas für den Winter?
Gasspeicher funktionieren wie ein Sparkonto, auf das Deutschland im Sommer einzahlt. Dann ist reichlich Gas vorhanden, denn in den warmen Monaten benötigen wir es lediglich für Warmwasser und Kochen. Im Winter hingegen steigt der Verbrauch mit Beginn der Heizsaison stark an und das zuvor eingelagerte Gas wird zur kritischen Reserve. Zusammengenommen können die deutschen Gasspeicher mehr als 25 Prozent des Jahresverbrauchs aufnehmen. Doch aktuell sind sie nicht so voll wie normalerweise zu diesem Zeitpunkt.
Einfluss des Ukraine-Kriegs
Seit dem Angriff auf die Ukraine 2022 haben die Gasreserven weiter an Bedeutung gewonnen, denn Russland hat seitdem die Gaslieferungen nach Deutschland gestoppt. Deshalb griff die Bundesregierung zu einer Notfallmaßnahme: Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, verpflichtete sie die Speicherbetreiber, zu bestimmten Fristen Mindestfüllstände zu erreichen – etwa 75 Prozent bis September, 85 Prozent bis Oktober und 95 Prozent bis November.
Mittlerweile hat sich die Lage wieder stabilisiert. Gas-Importe stammen jetzt vor allem aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Ein kleiner, aber zunehmender Teil davon ist Flüssiggas oder „LNG“, was für „Liquefied Natural Gas“ steht. Da die Gaslieferungen wieder gesichert sind, sind die Vorgaben für die Mindestfülllstände ab dem 1. November 2025 nicht mehr ganz so streng: Statt zu 90 Prozent müssen die meisten Speicher ab dann nur noch zu 80 Prozent gefüllt sein. Für bestimmte Porenspeicher mit technischen Einschränkungen gilt sogar ein Zielwert von gerade einmal 45 Prozent.
Reicht das Gas diesen Winter?
Aktuell liegt der Füllstand bei 76 Prozent. Mit dieser eingespeicherten Menge könnte Deutschland mehr als einen Monat lang ausschließlich aus den Speichern versorgt werden. Allerdings zeigt sich derzeit, dass die Füllstände langsamer steigen als in den Vorjahren. Zum Start des Winters könnten die Gasspeicher daher deutlich weniger gefüllt sein als in den vergangenen Jahren. Der Füllstand lag Anfang Oktober sogar unter dem Wert vom Jahresbeginn, was seit 2011 nur zweimal vorgekommen ist: 2020 und 2021, kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Fachleute sehen den aktuellen Füllstand der Gasspeicher jedoch gelassen. In einer Pressemeldung des Science Media Centers heißt es, es bestehe kein Grund zur Sorge. Der größte Teil der Gasversorgung basiert auf Importen. Einschränkungen bei diesen Lieferungen seien in den kommenden Monaten nicht zu erwarten, der Winter gelte als gesichert, so die Experten. Doch falls es im Winter sehr kalt wird oder es Probleme in LNG-Lieferländern gibt, könnte die Nachfrage schnell wachsen. Das solle man in den nächsten Monaten im Blick behalten, so die Experten.
Was können wir tun?
Trotz der aktuell stabilen Lage raten Experten Verbrauchern, Heizkosten zu sparen. Das funktioniert mit ein paar einfachen Handgriffen. Eine Faustregel besagt, dass der Energieverbrauch um sechs Prozent sinkt, wenn die Raumtemperatur um ein Grad gesenkt wird. Wer die Raumtemperatur beispielsweise von 23 auf 20 Grad senkt, kann somit fast ein Fünftel der Heizkosten einsparen. Es lohnt sich also, die Heizung herunterzudrehen und stattdessen einen warmen Pullover zu tragen.
Die Heizintensität kann man auch je nach Zimmer individuell anpassen. In der Küche, in der durch das Kochen ohnehin mehr Wärme entsteht, lohnt es sich, die Heizung etwas niedriger zu stellen. Zudem senkt eine kühlere Küche den Stromverbrauch des Kühlschranks. Selten genutzte Räume oder Schlafzimmer können ebenfalls etwas kühler sein als zum Beispiel das Bad.
Einmal Querlüften bitte
Ein weiterer Tipp: Öffnet man gegenüberliegende Fenster, kann die trockene Luft von draußen die feuchte Luft von drinnen ersetzen. Das ist besonders sinnvoll nach dem Kochen oder Waschen, was für viel Feuchtigkeit in der Luft sorgt. Trockene Luft wird schneller warm, sodass man Heizkosten spart. Lüften kann zudem auch Schimmelbildung vermeiden. Es lohnt sich also, ein paar Mal am Tag die Fenster komplett zu öffnen.
Gluckert die Heizung oder wird sie nur halb warm? Dann steckt meist Luft in den Leitungen. Mit einem Entlüftungsschlüssel aus dem Baumarkt kann man das Problem lösen. Einfach das Ventil öffnen und Luft rauslassen, schon hat man Geld gespart.