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Heute grüßt das Murmeltier!

Jedes Jahr am 2. Februar hat in den USA ein sonst eher unauffälliges Tier seinen großen Auftritt: das Murmeltier. Denn diese possierlichen Erdhörnchen sollen eine ganz besondere Fähigkeit besitzen: Wenn sie nach ihrem Winterschlaf aus ihrem Bau kommen, verrät ihr Verhalten, wie das Wetter in den kommenden sechs Wochen wird. Am Groundhog Day beobachten daher tausende Amerikaner gespannt, was die Murmeltiere tun.
NPO, 02.02.2017

Waldmurmeltiere erwachen aus ihrem Winterschlaf, wenn es im Spätwinter wärmer wird.
Murmeltiere haben es gut: Während wir Menschen im Winter auch bei Schnee und Eiseskälte regelmäßig unser behagliches Bett und die warme Wohnung verlassen müssen, können sie schlafen. Bis zu neun Monate lang verbringen die Erdhörnchen in ihren behaglich ausgepolsterten Höhlen und zehren vom zuvor angefressenen Winterspeck. Aktiv werden sie erst wieder, wenn es draußen wärmer wird.

Wie die Tradition entstand

Weil die Murmeltiere erst Ende des Winters bei mildem Wetter aus ihrem Bau kommen, sprach man ihnen schon Mitte des 19. Jahrhunderts besondere Fähigkeiten als Frühlingsboten zu.  Vor allem in den Siedlungsgebieten der ursprünglich aus Deutschland stammenden Bewohner Pennsylvanias, den Pennsylvania Dutch, gab es den Brauch, das Verhalten des Waldmurmeltiers als Wetterprophezeiung zu deuten.

Im Jahr 1841 notierte dazu James Morris aus Pennsylvania in seinem Tagebuch: "Letzten Dienstag, den 2. Februar, war Lichtmess. Die Deutschen sagen, dass an diesem Tag das Waldmurmeltier kurz aus seinem Winterquartier hervorlugt. Wenn es seinen Schatten sieht, verschwindet es für die nächsten sechs Wochen wieder in seiner Höhle, um zu schlafen. Doch ist der Tag bewölkt, bleibt es draußen, da das Wetter gemäßigt sein wird."

Er ist das berühmteste "Wetter"-Murmeltier der USA: Punxsutawney Phil.
Was passiert am Groundhog Day?

Dieser Volksglauben führte dazu, dass seit 1887 der 2. Februar in den USA zum "Murmeltiertag", dem "Groundhog Day" wurde.  Seit damals wird an diesem Tag in vielen Orten vor allem in Pennsylvania ein Fest gefeiert, bei dem Tausende von Menschen darauf warten, dass das jeweils zum "Meteorologen" gekürte Waldmurmeltier aus seinem Bau kommt. Sogar im Internet wird das Ereignis inzwischen übertragen.

Am bekanntesten und größten ist die Groundhog Day-Feier in der Kleinstadt Punxsutawney. Das Murmeltier "Punxsutawney Phil" lebt in einem Bau ein paar Kilometer außerhalb des Ortes und gilt bei seinen Fans seit Jahrzehnten als das einzig wahre Wetter-Murmeltier. Allerdings: Murmeltiere leben nur rund sechs Jahre lang. Der heutige "Phil" ist daher eher der Urururenkel des ursprünglichen "Wetterprofis".

Bei uns bekannt wurde der Murmeltiertag vor allem durch den Spielfilm "Und täglich grüßt das Murmeltier". In ihm soll ein ziemlich unausstehlicher TV-Wetteransager live aus Punxsutawney berichten, wird aber in einer Zeitschleife gefangen. Fortan muss er den gleichen Tag immer aufs Neue durchleben – bis er seinen Charakter wandelt.

Wie treffsicher sind die Murmeltier-Meteorologen?

Auch wenn seine Fans auf die Vorsage-Fähigkeiten von Punxsutawney Phil schwören – wirklich gute Meteorologen sind die Murmeltiere eher nicht. So widersprechen sich die an verschiedenen Orten gefeierten Murmeltier-Stars, selbst wenn sie nur wenige Kilometer weit voneinander entfernt leben: Der eine deutet durch sein Verhalten einen frühen Frühling an, während der andere eher sechs weitere Wochen Winter anzeigt.

Und auch insgesamt ist die Trefferquote eher mäßig: Vergleich der Murmeltier-Vorhersagen mit den Wetterdaten für die betreffenden Orte und Regionen ergaben, dass Punxsutawney Phil und seine Kollegen in etwa einem Drittel bis maximal der Hälfte ihrer "Prognosen" richtig lagen. Das allerdings ist nicht viel besser als der Zufall. Dem Spaß am Murmeltier-Schauen und dem Feiern des Groundhog Day tut dies allerding keinen Abbruch.

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