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Kardiotechniker/in
Ein Beruf an der Schnittstelle von medizinischem Fachwissen und echter Ingenieurs-Kunst: der Kardiotechniker. Er gehört zur festen Besetzung bei Operationen am offenen Herzen und ist Experte für die künstliche Aufrechterhaltung des Blutkreislaufes, während Herz und Lunge abgeschaltet sind. Doch nicht alle Kardiotechniker arbeiten im grünen Kittel. Immer mehr von ihnen finden einen Arbeitsplatz in der medizinischen Geräte-Industrie.
Ein ungewöhnlicher Beruf mit verschiedenen Einstiegsmöglichkeiten
Die Geschichte der Herzchirurgie ist untrennbar mit der technologischen Entwicklung der extrakorporalen Zirkulation (Kreislauf außerhalb des Körpers) verknüpft. So wurden Eingriffe am offenen Herzen routinemäßig erst mit der Erfindung der Herz-Lungen-Maschine möglich. Der weltweit erste erfolgreiche Einsatz einer solchen Apparatur am Menschen gelang dem Amerikaner Gibbon am 6. Mai 1953 beim Verschluss eines Defektes in der Vorhof-Scheidewand. Die monströs dimensionierten Herz-Lungen-Maschinen wurden seinerzeit von bis zu drei Ärzten und Ingenieuren bedient. Heutzutage ist die Bedienung, Steuerung, Überwachung und Weiterentwicklung dieser und anderer ähnlich komplexer Maschinen wie z. B. Herzersatzsysteme Aufgabe des Kardiotechnikers.
Wer als Kardiotechniker in einer Klinik arbeitet, ist oft nicht den direkten Weg gegangen: Gut die Hälfte aller deutschen „OP-Ingenieure“ sind ehemalige Krankenpfleger, ein Viertel kommen von der Medizintechnik. Als wohl einziger „freier Beruf“ im deutschen Gesundheitswesen bedarf der Kardiotechniker keiner staatlich anerkannten Ausbildung - wohl aber einer entsprechenden Vorbildung im medizinischen und technischen Bereich. „Wer jedoch mit einem staatlichen Fachhochschulabschluss aufwarten kann, hat gerade in der Industrie interessante Aufstiegschancen bis hin zum Produktions- oder Entwicklungsleiter. Das gleiche gilt für Kliniker mit langjähriger Praxiserfahrung“, meint Holger Zorn, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiotechnik.