Lexikon

Ethnologie

[
griechisch
]
Völkerkunde; englisch social oder cultural anthropology
Völkerkunde: Artefakte
Völkerkunde: Artefakte
die Wissenschaft, die die Verbreitung und Entwicklung der Kulturen von Völkern (Ethnien) untersucht. Aufgrund der durch Feldforschung gewonnenen Beschreibungen (Ethnographie) versucht man die Kulturen der einzelnen Ethnien zu vergleichen, voneinander abzugrenzen und die Beziehungen untereinander zu analysieren sowie Veränderungsprozesse zu erklären. Die moderne Ethnologie beschränkt ihre Studien nicht mehr nur auf die Erforschung von (schriftlosen) Völkern in Rückzugsgebieten, sondern hat auch die Industriegesellschaften in ihre Untersuchungen mit einbezogen. Mit der Verbreiterung der Forschungsgebiete hat sich eine starke inhaltliche (Ethnolinguistik, Ethnosoziologie, Religionsethnologie u. a.) und regionale (Afrikanistik, Amerikanistik, Ozeanistik) Spezialisierung entwickelt.
Die Forschungsergebnisse der Ethnologie finden ihren praktischen Bezug in der „angewandten Ethnologie“, die früher z. B. von Missionsgesellschaften und Kolonialherren genutzt wurden, heute vorwiegend dem Schutz von Minderheiten und dem Erhalt ihrer Kultur dienen.
Die Ethnologie ist erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine selbständige Wissenschaft geworden. Sie stand zunächst unter dem Eindruck des naturwissenschaftlichen Entwicklungsgedankens (Evolutionismus). Die geographische Ausrichtung wurde von F. Ratzel mit der Betonung der Wanderungen und Kulturübertragungen geprägt. Der Einfluss der Geschichtsforschung bestimmte die Lehre vom Kulturkreis (mit der Kulturmorphologie) und der darauf aufbauenden kulturhistorischen Ethnologie (Wiener Schule). Die innere Abhängigkeit der Elemente einer Kultur betont der Funktionalismus ebenso wie die Strukturlehre F. Krauses sowie R. Benedicts Lehre von den Kulturstilen (patterns of culture). Neuere Forschungsrichtungen nahmen ihren Ausgang von C. Levi-Strauss, der mit den Mitteln des Strukturalismus die Motive für gesellschaftliche Veränderungen untersuchte. In den Vordergrund heutiger Studien sind die Fragen ethnischer Identität, der Prozess des Kulturwandels und der Kulturbeeinflussung beim Zusammentreffen verschiedenartiger Kulturen (Akkulturation) getreten.
Die Farblithografie „Im Hafen einer Hansestadt“ ist Teil einer Serie kulturgeschichtlicher Bilder, entstanden um 1909.
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