Lexikon

Reimann

Aribert, deutscher Komponist und Pianist, * 4. 3. 1936 Berlin; Schüler von Ernst Pepping und Boris Blacher; als Pianist besonders als Liedbegleiter z. B. von Dietrich Fischer-Dieskau aktiv; Professor in Hamburg (19741983) und Berlin (19831998). Reimann schreibt in einer individuellen Tonsprache, die von Anton von Webern und Alban Berg sowie von indischer Musik beeinflusst ist. Er ist vor allem ein bedeutender Bühnenkomponist, dessen Werke als sog. Literaturopern Werke der Weltliteratur verarbeiten; der Durchbruch gelang ihm 1978 mit der Oper „Lear“ nach William Shakespeare; seither entstanden u. a. „Troades“ 1986 nach Franz Werfel, „Das Schloss“ 1992 nach Franz Kafka und „Bernarda Albas Haus“ 2000 nach Federico García Lorca; außerdem Orchestermusik, (Orchester-)Lieder („Shine and Dark“ nach James Joyce 1989), Chor-, Kammer- und Klaviermusik. 2011 erhielt Reimann den Ernst von Siemens-Musikpreis.
  • Erscheinungsjahr: 1978
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Reimann, Aribert
  • Deutscher Titel: Lear
  • Genre: Oper
Am 9. Juli wird in der Bayerischen Staatsoper München die zweiteilige Oper »Lear« von Aribert Reimann (* 1936) nach William Shakespeares Drama »Die wahre Geschichte von Leben und Tod König Lears« uraufgeführt. Die Komposition wurde durch Dietrich Fischer-Dieskau angeregt, der bei der Uraufführung die Titelrolle verkörpert. Reimann hat jeder Figur des Dramas verschiedene Zwölftonreihen und Klangwirkungen zugeordnet. Lear ist durch »cluster« (Klangballungen) umrissen, die Hysterikerin Regan durch hypertrophe Koloraturen, die herrschsüchtige Goneril durch starre Akkordfolgen. Mit dem Aufsehen erregenden Werk macht Reimann deutlich, dass er zu den wichtigsten Vertretern der musikalischen Avantgarde in Deutschland gehört.
  • Erscheinungsjahr: 1986
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Reimann, Aribert
  • Deutscher Titel: Troades
  • Genre: Oper
An der Bayerischen Staatsoper in München wird am 7. Juli die Oper »Troades« von Aribert Reimann (* 1936) uraufgeführt. Das Werk, dem die antike Tragödie »Die Troerinnen« von Euripides zugrunde liegt, enthält eine zeitlose Anklage gegen die Sinnlosigkeit des Krieges, besonders eindrucksvoll dargestellt von Helga Dernesch in der Rolle der trauernden Hekabe. Die Kritik lobt die aussagekräftigen Chöre, suggestiven Klangballungen und die Expressivität des Orchesterklangs einer Oper, komponiert von einem der meistgespielten zeitgenössischen Opernkomponisten.
  • Erscheinungsjahr: 2000
  • Veröffentlicht: Deutschland
  • Verfasser: Reimann, Aribert
  • Deutscher Titel: Bernarda Albas Haus
  • Genre: Oper
Die Domäne von Aribert Reimann ist die Vertonung literarischer Vorlagen mit seiner Oper nach William Shakespeares »König Lear« wurde er 1978 international bekannt, es folgten u.a. musikalische Umsetzungen von Frank Kafkas Roman »Das Schloß« sowie August Strindbergs Dramen »Gespenstersonate« und »Traumspiel«. Nun hat sich Reimann das letzte Stück von Federico García Lorca vorgenommen, »Bernarda Albas Haus«, kurz vor der Ermordung des spanischen Dichters 1936 fertiggestellt und 1945 in Buenos Aires uraufgeführt. Die Tragödie sexuell frustrierter, in ihren Entfaltungsmöglichkeiten brutal eingeschränkter und voller Missgungst gegeneinander agierender Frauen Bernarda Alba hat nach dem Tod ihres Mannes ihren fünf unverheirateten Töchtern eine achtjährige Trauer verordnet, während der sie das Haus nicht verlassen dürfen hat Reimann in eine düstere, karge und schlackenlose Musiksprache umgesetzt: Die weiten, von rhythmischen und melodischen Sprüngen unterbrochenen Gesangslinien in den Vokalpartien zu Mutter und Töchtern kommen noch zwei Mägde sowie die Mutter Bernarda Albas werden von den Instrumentalisten nicht grundiert, sondern »das Orchester muss zu allem, was geschieht, in unmittelbare Beziehung gesetzt werden« (Reimann). Der Komponist wählt dazu eine ungewöhnliche Besetzung: Vier teils präparierte Klaviere, Flöten und Klarinetten von den höchsten bis zu den tiefsten Lagen, je drei Trompeten und Posaunen sowie eine Tuba. Die Oper wird von einigen Kritikern begeistert aufgenommen, anderen erscheint die Dauer-Intensität des existenziellen Frauengesangs redundant, und der Komponist selbst meint: »Der höllische Mikrokosmos, den Bernarda und ihre Töchter im Haus leben, betrifft uns heutige, zunehmend vernetzte und kontrollierte Welt mehr, als wir es uns vorstellen möchten.«
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