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Sghers

Anna, eigentlich Netty Radványi, geb. Reiling, deutsche Schriftstellerin, * 19. 11. 1900 Mainz,  1. 6. 1983 Ostberlin; heiratete einen ungarischen Sozialisten, 1928 Mitglied der KPD; als Emigrantin seit 1933 in Frankreich und Mexiko; seit 1947 in Ostberlin, dort Nationalpreisträgerin und Präsidentin des Schriftstellerverbands. Erzählungen und Romane: „Der Aufstand der Fischer von St. Barbara“ 1928; „Die Rettung“ 1937; „Das siebte Kreuz“ 1942; „Transit“ spanisch 1944, deutsch 1948; „Der Ausflug der toten Mädchen“ 1946; „Die Toten bleiben jung“ 1949; „Die Entscheidung“ 1959; „Das Vertrauen“ 1969; „Überfahrt“ 1971; „Steinzeitliche Wiederbegegnung“ 1977.
Seghers, Anna
Anna Seghers
  • Deutscher Titel: Der Aufstand der Fischer
  • Original-Titel: WOSSTANIJE RYBAKOW
  • Land: UdSSR
  • Jahr: 1934
  • Regie: Erwin Piscator
  • Drehbuch: Georgi Grebner, Willy Döll, nach einer Erzählung von Anna Seghers
  • Kamera: Pjotr Jermolow, Michail Kirillow
  • Schauspieler: Alexej Diki, Emma Zesarskaja, Sergej Martinson
Der Reeder Bredel (Sergej Martinson) behandelt seine Leute schlecht. Als der Fischer Kedennek (Alexej Diki) alle Küstenfischer zum Streik aufruft, werden Soldaten herbeigerufen, die den Rädelsführer töten. Als seine Witwe die Arbeiter am Grab ihres Mannes zum bewaffneten Aufstand aufruft, flieht Bredel und die Fischer nehmen den Kampf um die politische Macht auf.
In seinem einzigen Spielfilm deutet der in die UdSSR emigrierte Theaterleiter Erwin Piscator Anna Seghers Erzählung »Der Aufstand der Fischer von St. Barbara« (1928) in einen Aufruf zur Bildung einer deutschen Volksfront gegen Adolf Hitler um. Die Montage des Films zeigt Einflüsse des Stummfilms, stilistisch ist er ganz vom Theater Bertolt Brechts geprägt.
  • Erscheinungsjahr: 1928
  • Veröffentlicht: Deutsches Reich
  • Verfasser: Seghers, Anna
  • Deutscher Titel: Der Aufstand der Fischer von St. Barbara
  • Genre: Erzählung
Für ihr Erstlingswerk, die 1928 beim Verlag Gustav Kiepenhauer in Berlin erschienene Erzählung »Der Aufstand der Fischer von St. Barbara«, erhält die deutsche sozialistische Erzählerin Anna Seghers (* 1900,  1983) ein Jahr später den Kleistpreis. Die Fischer von St. Barbara fordern von den Reedern einen höheren Anteil am Fang, schließen sich zusammen und erheben sich gegen die Allianz von Schiffseignern und Staatsgewalt. Als der Aufstand niedergeschlagen ist, bleibt den Fischern das Wissen um die Stärke gemeinsamen Handelns. Das dem Stil der Novellen Heinrich von Kleists verpflichtete Werk ist ein bedeutendes Dokument des Stils der Neuen Sachlichkeit. 1934 wird die Erzählung in der UdSSR verfilmt.
  • Erscheinungsjahr: 1937
  • Veröffentlicht: Deutsches Reich
  • Verfasser: Seghers, Anna
  • Deutscher Titel: Die Rettung
  • Genre: Roman
Die im Exil lebende sozialistische Erzählerin Anna Seghers (eigentl. Netty Radványi, geb. Reiling; * 1900,  1983) veröffentlicht in Amsterdam den Roman »Die Rettung«, die Geschichte des konservativ-katholischen Bergarbeiters Andreas Bentsch, der erst nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 erkennt, welches Unrecht dieses neue Regime verursacht, und die Konsequenz daraus zieht: Er geht in den politischen Untergrund. Dadurch wird er »gerettet«.
  • Deutscher Titel: Das siebte Kreuz
  • Original-Titel: THE SEVENTH CROSS
  • Land: USA
  • Jahr: 1944
  • Regie: Fred Zinnemann
  • Drehbuch: Helen Deutsch, nach einem Roman von Anna Seghers
  • Kamera: Karl Freund
  • Schauspieler: Spencer Tracy, Signe Hasso, Hume Cronyn, Jessica Tandy
Fred Zinnemann verfilmt das Schicksal von Konzentrationslagerhäftlingen in Deutschland.
Sieben Gefangene fliehen 1936 aus dem KZ Westhofen bei Worms. Der deutsche Lagerkommandant lässt sieben Kreuze errichten, um die Flüchtlinge nach ihrem Auffinden anzunageln. Der Suchaktion fallen sechs der sieben Häftlinge zum Opfer. Nur Georg Heisler (Spencer Tracy) kann entkommen. Während seiner Flucht muss er aber erkennen, dass Angst und Anpassung Deutschland verändert haben. Durch die Liebe einer Frau und die Unterstützung von Freunden kann er ins Ausland fliehen.
Zinnemann hält sich eng an die Roman-Vorlage von Anna Seghers, die das Buch im Exil schrieb. Er setzt reißerische Elemente sparsam ein, um die Ernsthaftigkeit des Themas herauszustreichen, vermeidet aber sentimentales Pathos und läßt Fakten und Bilder für sich sprechen. Tracy agiert sehr glaubwürdig in der zurückhaltenden Kulisse, die ein wenig zu idyllisch deutsche Landschaften zeigt.
  • Erscheinungsjahr: 1942
  • Veröffentlicht: Deutsches Reich
  • Verfasser: Seghers, Anna
  • Deutscher Titel: Das siebte Kreuz
  • Genre: Roman aus Hitlerdeutschland
Anna Seghers (* 1900,  1983), seit 1941 im Exil in Mexiko, erringt mit dem antifaschistischen Roman »Das siebte Kreuz« Weltruhm. 1939 erschien ein Teilabdruck in der Moskauer Zeitschrift »Internationale Literatur«, 1942 kommt der »Roman aus Hitlerdeutschland« beim Verlag El libro libre in Mexiko heraus, 1944 wird er in den USA unter der Regie von Fred Zinnemann verfilmt. Anna Seghers schildert das Schicksal von sieben Häftlingen, die aus dem Konzentrationslager ausbrechen und zur Strafe an sieben Kreuzen sterben sollen. Nur einem gelingt durch die Solidarität der anderen die Flucht, das siebte Kreuz bleibt leer. Es wird zum Symbol der Hoffnung und des Widerstands. Mit einem Gefühl des Triumphs erleben die KZ-Häftlinge, wie die sieben Kreuze auf dem Appellplatz beseitigt werden, obwohl der siebte Flüchtling nicht eingefangen wurde. Sie begreifen, dass es trotz allen Terrors »im Innersten etwas gab, was unangreifbar war, und unverletzbar.«
  • Erscheinungsjahr: 1949
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Seghers, Anna
  • Deutscher Titel: Die Toten bleiben jung
  • Genre: Roman
Beim Aufbau-Verlag in Berlin (Ost) erscheint der Roman »Die Toten bleiben jung« von Anna Seghers (* 1900,  1983), in dem die politisch engagierte Schriftstellerin eine Bilanz der Epoche deutscher Geschichte zwischen der Novemberrevolution und dem Zusammenbruch des NS-Regimes zieht. Durch mehrere Handlungslinien, denen jeweils typische Figurengruppen zugeordnet sind, ergibt sich ein repräsentativer Gesellschaftsquerschnitt, wobei die Autorin erstmals der sog. herrschenden Klasse mehr Platz als in ihren bisherigen Werken einräumt. Als bewegendes Element des geschichtlichen Prozesses erscheint der Antagonismus der Klassen. Am Anfang des Romans wird der Kommunist Erwin während der Novemberrevolution von Konterrevolutionären »auf der Flucht« erschossen. Schließlich erschießt der Mörder Erwins am Ende des Zweiten Weltkriegs auch Erwins Sohn Hans als Deserteur. Doch die kommunistische Idee wird überleben so das Fazit des Romans , die Toten bleiben jung.
  • Erscheinungsjahr: 1959
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Seghers, Anna
  • Deutscher Titel: Die Entscheidung
  • Genre: Roman
Beim Aufbau-Verlag in Berlin (Ost) erscheint der Roman »Die Entscheidung«, in dem Anna Seghers (* 1900,  1983) am Beispiel des ostdeutschen Stahlwerks Kossin die Jahre von 1947 bis 1951 behandelt, eine Zeit, in der in der sowjetischen Zone bzw. der späteren DDR grundlegende Entscheidungen zwischen Kapitalismus und Sozialismus getroffen wurden. »Mir war die Hauptsache, zu zeigen«, erläuterte die Autorin, »wie in unserer Zeit der Bruch, der die Welt in zwei Lager spaltet, auf alle, selbst die intimsten Teile unseres Lebens einwirkt: Liebe, Ehe, Beruf sind so wenig von der großen Entscheidung ausgenommen wie Politik oder Wirtschaft. Keiner kann sich entziehen, jeder wird vor die Frage gestellt: Für wen, gegen wen bist du.«
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