Lexikon

Terrorsmus

Begriffsbestimmung und Abgrenzungen

Hauptmerkmale terroristischer Aktivitäten sind Fortgesetztheit und Organisation: Fortgesetztheit, weil einzelne, isolierte Gewaltereignisse wie z. B. Tyrannenmorde nicht als Terrorismus gelten; Organisation, damit spontane Gewaltanwendungen wie z. B. Eskalationen bei Demonstrationen abgegrenzt werden können. Zudem hat Terrorismus immer eine politische Zielsetzung; auch dann, wenn Religionen (wie z. B. der Islam) als Legitimation missbraucht werden. Schließlich geht es Terroristen in der Regel nicht darum, sich an die Stelle des Gegners zu setzen oder die Regierung zu übernehmen, sondern staatliche Organe zu bestimmten Handlungen zu nötigen bzw. durch Schockwirkung zur allgemeinen Destabilisierung und damit zur Schwächung des bekämpften Systems beizutragen.
Die Begriffe Terror und Terrorismus müssen voneinander abgegrenzt werden. Unter Terror wird allgemein staatliche Schreckensherrschaft („Gewalt von oben“) verstanden. Im Gegensatz dazu fallen gezielte Angriffe gegen die Machtausübenden („Gewalt von unten“) unter den Begriff Terrorismus. Terrorismus ist durchweg die letzte Eskalationsstufe des politischen Extremismus.
Innerhalb des Terrorismus wird zwischen nationalem und internationalem Terrorismus unterschieden. Beim nationalen Terrorismus handelt es sich um die Terroraktivitäten von nationalen Gruppen, die sich auf ihr Heimatterritorium bzw. ihre Region beschränken. Seit Ende der 1960er Jahre ist eine deutliche und zunehmende Tendenz zur Internationalisierung terroristischer Aktivitäten zu erkennen. Internationaler Terrorismus liegt vor, wenn ein ideologisches Grundmodell des Kampfes vorliegt, das sich zudem nicht auf konkrete Regionen bezieht; wenn die Zielsetzungen, Begründungen und Aktionsräume der Terroristen überregional bzw. global angelegt sind; wenn die Mitglieder der Terrorgruppe aus unterschiedlichen Ländern stammen, so dass mit der Ausweitung ihrer Aktivitäten in dieses Umfeld gerechnet werden muss.
Besonders umstritten ist die begriffliche Abgrenzung des Terrorismus zum Guerilla- und Freiheitskampf. Terroristen halten sich für Freiheitskämpfer oder Kämpfer für die Rechte der Unterdrückten. Solche Auffassungen kommen auch in der Benennung von Terrorgruppen zum Ausdruck. Im Unterschied zu den Anarchisten des 19. Jahrhunderts und den Revolutionären des frühen 20. Jahrhunderts, für die die Bezeichnung „Terroristen“ oft als Ehrbegriff galt, ersetzten politische Gewalttäter mit zunehmender Stigmatisierung den Begriff des Terrorismus durch positiv besetzte Termini wie „Freiheitskampf und Befreiung“ oder „Widerstand und Selbstverteidigung“. Terroristen sind allerdings keine Guerilla- oder Freiheitskämpfer. Einzelne fließende Übergänge zwischen den beiden Kampfmethoden dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich um verschiedene Vorgehensweisen handelt: Guerillakampf ist eine militärische Strategie, die auf die Belästigung, Einkreisung und letztlich Vernichtung des Gegners zielt. Im Gegensatz dazu stellt Terrorismus eher eine Kommunikationsstrategie dar, wobei Gewalt als Signal verwendet wird, um eine psychologische Öffentlichkeitswirkung zu erzielen. Guerillakämpfer respektieren zudem in der Regel die Trennlinie zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten, während Terroristen auch beliebige Unbeteiligte zu ihren Opfern und Geschädigten machen. Relativ unproblematisch ist die Einordnung einer Organisation, wenn sie sich nur einer der beiden Kampfmethoden bedient (z. B. einerseits islamistische Terrorismusgruppen, andererseits afrikanische Rebellenverbände). Schwierig ist eine klare Einordnung, wenn eine Gruppe beide Methoden kombiniert anwendet (wie z. B. die Tamil Tigers in Sri Lanka).
  1. Einleitung
  2. Begriffsbestimmung und Abgrenzungen
  3. Methoden und persönliche Motive
  4. Historische Entwicklungslinien
  5. Die globale Bedrohung durch den gewaltbereiten Islamismus
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