Die Europäische Union (EU) steht an einem Scheideweg ihrer 50-jährigen Entwicklung. Die Liste der Probleme, auf die es in naher Zukunft für alle Beteiligten tragfähige Kompromisse zu finden gilt, ist lang.
Thema: EU-Erweiterung
Es dürfte die größte historische Herausforderung für das europäische Integrationsprojekt sein: die Ost-Erweiterung der EU. Zehn Staaten haben gute Aussichten, bald neue Mitglieder der Union zu sein: Estland, Lettland und Litauen, Polen, Tschechien und die Slowakei, Slowenien, Ungarn, Malta und Zypern. Die Beitrittsverhandlungen sollen bis Ende 2002 abgeschlossen sein, im Jahr 2004 könnte der Beitritt erfolgen ― wenn sich der Fahrplan einhalten lässt. Darüber entscheiden dürfte einmal mehr das ungeliebte Geld: Das Subventionssystem der EU lässt sich auf die neuen Mitglieder nur übertragen, wenn die Überweisungen an die EU-Kasse steigen.
Weniger beachtet in der Diskussion: der Zypern-Konflikt. Der Südteil ― die griechische Republik Zypern ― erfüllt schon jetzt weitgehend den Pflichtenkatalog der EU. Doch solange keine Erfolge bei der Annäherung zwischen der Republik Zypern und der Türkischen Republik Nordzypern erzielt werden, droht der EU der Import des jahrhundertealten Konflikts zwischen Griechen und Türken. Immerhin: In jüngster Zeit haben sich die Beziehungen zwischen Athen und Ankara und damit auch zwischen griechischen und türkischen Zyprioten verbessert.