Lexikon

Tbet

Geschichte

Die Überlieferung der Geschichte Tibets vor dem 7. Jahrhundert ist weitgehend legendär. Im 7. Jahrhundert entstand aus Stammesfürstentümern ein zentralisiertes Königreich. Es dehnte in den folgenden Jahrhunderten seine Herrschaft auf Teile Chinesisch-Turkestans sowie der heutigen Provinzen Gansu und Sichuan aus. 763 eroberten tibetische Truppen vorübergehend die chinesische Hauptstadt Chang'an (das heutige Xi'an). Seit dem 8. Jahrhundert setzte sich in Tibet der Buddhismus gegen die Bon-Religion durch. Nach 900 zerfiel das Königreich in kleine Herrschaftsgebiete. Der Buddhismus in der Sonderform des Lamaismus wurde zur herrschenden Macht. Die lamaistischen Klöster erwarben Großgrundbesitz; es entstand ein „Kirchenadel“, der sich mit dem alten Feudaladel verband. Die Mehrheit der Bevölkerung lebte in Leibeigenschaft.
Kublai Chan, der Begründer der mongolischen Yuan-Dynastie in China, machte Tibet zum Vasallenstaat Chinas; er setzte 1276 den Lama Phagspa aus der Sakyapa-Sekte als Oberpriester und Herrscher Tibets ein. Damit wurde Tibet zur Theokratie.
Im 15. Jahrhundert wurde die Gelugpa-Sekte führend. Weltliches Oberhaupt wurde der Dalai Lama und, geistliches Oberhaupt der Panschen Lama.
Dalai-Lama
Tenzin Gyatso
Dalai-Lama Tenzin Gyatso
Während unter der Ming-Dynastie nur eine nominelle Oberhoheit Chinas bestand, griff China im 18. Jahrhundert zunehmend in die inneren Verhältnisse Tibets ein und übernahm schließlich die politische und militärische Kontrolle über das Land. Zwei Residenten mit einer kleinen Garnison vertraten die chinesische Regierung in Lhasa.
Mit der Schwächung Chinas im 19. Jahrhundert lockerte sich auch seine Herrschaft über Tibet. Großbritannien und Russland, die eigene Interessen in Innerasien verfolgten, erkannten 1906/07 die chinesische Oberhoheit über Tibet formell an. Nach dem Sturz der Qing-Dynastie (1911) war Tibet praktisch unabhängig. In der Folgezeit stärkte Großbritannien seine Stellung in Tibet. Die chinesische Republik erhob Anspruch auf Tibet, konnte sich aber nicht durchsetzen.
1950 marschierten Truppen der Volksrepublik China in Tibet ein. 1951 gestand die Volksrepublik in einem Vertrag Tibet weitgehende Autonomie unter der Regierung des Dalai Lama zu. Sie setzte jedoch die administrative und militärische Durchdringung des Landes fort. Es kam zu Widerstandsaktionen der Bevölkerung und 1959 zu einem Volksaufstand, der niedergeschlagen wurde. Der Dalai Lama und Zehntausende von Tibetern flohen nach Indien. China übernahm nun die direkte Verwaltung des Landes; zahlreiche Chinesen ließen sich in Tibet nieder. Als Statthalter wurde der Panchen Lama eingesetzt, 1964 jedoch wieder abgesetzt. 1965 wurde formell das autonome Gebiet Tibet errichtet. Große Teile des früheren Gebietes gliederte man verschiedenen anderen chinesische Provinzen an.
Tibet: chinesische Besetzung
Tibet: chinesische Besetzung
1950 marschierten Truppen der Volksrepublik China in Tibet ein und übernahmen die Verwaltung des Landes.
Seit 1959 und verstärkt während der Kulturrevolution 19661969 wurde die Gesellschaftsordnung in kommunistischem Sinne umgestaltet. Die lamaistische Geistlichkeit wurde entmachtet und enteignet, traditionelle Lebensformen und Einrichtungen, besonders Klöster, wurden zerstört. Tausende von Tibetern fielen diesem Vernichtungskampf zum Opfer.
Nach dem Tod Mao Zedongs (1976) und dem Kurswechsel in Peking erfolgte eine begrenzte Liberalisierung. Einheimische Kräfte wurden in vermehrtem Umfang zu Leitungsaufgaben herangezogen, einige Klöster wurden wieder eröffnet. Gleichzeitig förderte die chinesische Regierung aber die Einwanderung von Han-Chinesen (Sinisierung). Seit 1987 kam es wiederholt zu Protestdemonstrationen gegen die chinesische Herrschaft und zu schweren Unruhen. Zeitweise wurde das Kriegsrecht verhängt. 1995 entstand zwischen der chinesischen Führung und der lamaistischen Geistlichkeit ein Streit über die Berufung eines neuen Panchen Lamas, der vom kommunistischen Regime eigenmächtig eingesetzt wurde. Dieses widersetzte sich auch in der Folgezeit allen Autonomieforderungen des Dalai Lamas und der tibetischen Exilregierung, hielt am Repressionskurs und der Sinisierungspolitik fest und forcierte Ressourcenausbeutung sowie wirtschaftliche Entwicklung (2005 Fertigstellung der Eisenbahnlinie nach Lhasa). Im März 2008 eskalierten tibetische Demonstrationen gegen das chinesische Regime zu gewalttätigen Ausschreitungen, die von den Sicherheitskräften massiv unterdrückt wurden. Die Pekinger Regierung verstärkte ihre Militärpräsenz in Tibet.
Tibet: Unabhängigkeitsbewegung
Tibet: Unabhängigkeitsbewegung
Tibetische Demonstranten protestieren in der tibetischen Hauptstadt Lhasa gegen die chinesische Besetzung ihres Landes.
  1. Einleitung
  2. Landesnatur
  3. Bevölkerung
  4. Wirtschaft
  5. Geschichte
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