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Schnee ist nicht gleich Schnee
Jedes Jahr zur kalten Jahreszeit kommt er wieder: der Schnee. Während die ersten Schneeflocken oft noch freudig bestaunt und besonders zu Weihnachten sehnsuchtsvoll erwartet werden, reißt uns der Anblick einer weißen Winterlandschaft schon nach einigen Wochen des Übermaßes nicht mehr sonderlich vom Hocker. Doch schaut man genauer hin, fällt einem auf, wie verschieden Schnee aussehen kann. Entsprechend viele Ausdrücke gibt es für verschiedene Schneephänomene.
Wie entsteht Schnee?
Schnee bildet sich weit oben in den Wolken, wenn es dort kälter als minus zwölf Grad Celsius ist. Dann kondensieren und gefrieren feine Wassertröpfchen an kleinen Staubteilchen in der Luft, schließen sich je nach Luftbewegung und Luftfeuchtigkeit zu größeren Teilchen zusammen und fallen dann als mehr oder weniger große und nasse Eiskristalle und Flocken zu Boden. Eine einzelne Schneeflocke kann dabei mehrere Millionen Eiskristalle vereinen. Wenn wir Glück haben, erhalten wir als Ergebnis fluffig-feinen Pulverschnee, der beim Gehen unter den Füßen staubt – der Traum vieler Skifahrer und Wintersportler. Wenn wir Pech haben, nur eine nasskalte Pampe, die sich schwer um die Schuhe und Skier legt.

Verschiedene Schneearten
Doch wie kommt es, dass Schnee nicht gleich Schnee ist? An der Form der Eiskristalle kann es nicht liegen, denn diese besitzen immer genau sechs Ecken. Beim Fallen können sie sich jedoch zu mehr oder weniger großen und symmetrischen Flocken zusammenschließen. Wie groß, schwer und nass diese werden, hängt vom Wassergehalt der Eiskristalle und von der Temperatur der Luftschichten ab, durch die die Flocken fallen.
Bei tiefen Temperaturen unter minus fünf Grad Celsius kommt Schnee beispielsweise in Form von kleinen, kantigen Sternchen, Plättchen oder Nadeln auf der Erde an. Dieser eisige Schnee fühlt sich im Gesicht entsprechend auch eher wie kleine Nadelstiche als sanfte Flocken an. In der Schweiz nennt man ihn entsprechend „Wildschnee“. Um den Gefrierpunkt von null Grad fallen hingegen eher kugelige Schneepellets, die beim Auftreffen auf den Boden zunächst abprallen, bevor sie liegen bleiben. Um die plus vier Grad Celsius kommt es wiederum zu Schneeregen.

Schneemann und Schneeballschlacht
Die optimalen Temperaturen zum Skifahren sowie für einen Schneemann oder eine Schneeballschlacht liegen jedoch zwischen minus fünf bis null Grad Celsius. Dann fallen besonders große, lockere Schneeflocken auf die Erde, die an weiche Federn oder Wattebäusche erinnern. Bei diesen Temperaturen schließen sich häufiger Eiskristalle und mehrere Flocken zusammen. Wegen ihrer Größe haben sie auch einen höheren Luftwiderstand als kleinere, kompakte Schneeformen und fallen dadurch langsamer und sanfter.
Im Idealfall für den Schneemann ist dieser Schnee nur leicht feucht und dadurch schön pappig und klebrig (Feuchtschnee). Das passiert am ehesten um die minus zwei bis null Grad. Die Flocken lassen sich dann gut formen und zu großen Kugeln rollen. Ist der Schnee hingegen sehr trocken und dadurch puderförmig, kleben die Flocken auch bei Druck nicht aneinander (Pulverschnee). Die Schneebälle zerbröseln dann in der Hand, kleben aber wiederum weniger an den Ski. Dazu muss die Luft kälter und sehr trocken sein. Ist der Schnee im umgekehrten Fall zu nass, werden die Kugeln zwar schön fest, aber zu schwer und zerfallen beim Versuch, sie aufeinander zu stapeln (Nassschnee). Das kann auch durch wiederholtes Schmelzen und Gefrieren passieren. Für Skifahrer bedeutet das erhöhten Widerstand.
Lawinen und Schneematsch
Von der Beschaffenheit der einzelnen Schneeflocken hängt auch ab, wie die Schneedecke am Boden aussieht. Feuchte, klebrige Flocken bilden etwa eine stabilere Schneeschicht als feiner, trockener Schnee. Je nach Schneeart kann es daher auch zu verschiedenen Lawinen kommen. Bei viel frisch gefallenem Neuschnee innerhalb kurzer Zeit oder bei vom Wind verwehtem Altschnee, der sich noch nicht (wieder) am Boden stabilisiert hat, können zum Beispiel spontan trockene Schneebrett-Lawinen abgehen.
Die Temperatur des Bodens und Wind können den Schnee und seine Form auch nachträglich verändern. So entstehen infolge von Schneeverwehungen und Flugschnee beispielsweise sanfte Schneedünen, frostige Krusten (Harsch) oder auch harte Eisbretter in der Landschaft. Fällt hingegen Regen auf den Schnee oder wird es wärmer als null Grad und er fängt an zu schmelzen oder tauen, bildet sich am Boden ein Schnee-Wasser-Gemisch, der berühmte Schneematsch oder Faulschnee.

Wann wird aus Neuschnee ein Gletscher?
Während im Tal und in niedrigen Lagen Schnee oft nur eine kurzweilige Angelegenheit ist, bleibt er in Bergregionen und höheren Lagen häufiger und länger liegen, weil dort Luft und Boden kälter sind. Umso länger der Schnee liegen bleibt, desto mehr setzt er sich, wird kompakter und dichter. Die Oberfläche wird dann glatter. Man spricht in den ersten 24 Stunden zunächst von lockerem Neuschnee, am Folgetag von gebundenem Neuschnee, anschließend von körnigem Altschnee, ab mindestens einem Jahr von Firnschnee und nach langer Zeit schließlich vom Gletschereis.