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Fünf der außergewöhnlichsten Fossilien weltweit

Jedes Fossil erzählt die Geschichte eines Lebewesens, das vor langer Zeit gelebt hat. Doch manche dieser Geschichten sind ausführlicher und dramatischer als andere. Einige wenige Versteinerungen haben unglaubliche Szenen aus der Urzeit festgehalten, zum Beispiel den Kampf zwischen zwei Dinosauriern oder einen Vulkanausbruch, der einst eine komplette prähistorische Savanne unter sich begrub. Wir stellen fünf Fossilien vor, die spektakuläre Einblicke in das Leben längst ausgestorbener Tiere bieten.
AMA, 22.05.2023
Schädel eines T-Rex

© Roger De Marfà, GettyImages

Die Erforschung des Verhaltens ausgestorbener Tiere nennt man auch Paläoethologie. Ihr stehen verschiedene Werkzeuge zur Verfügung, um mehr über das Leben in der Urzeit zu erfahren. Dazu gehören Vergleiche mit modernen Tieren, die den ausgestorbenen Wesen stark ähneln, spezielle Computermodelle und selbstverständlich Fossilien. So liefern etwa Bernstein-Einschlüsse, versteinerte Dinofährten oder fossiler Dung hilfreiche Einblicke in ferne Welten. Doch es geht noch deutlich atemberaubender.

„The Fighting Dinosaurs“ – Abguss im Nagoya City Science Museum, Japan
„The Fighting Dinosaurs“ – die 1971 in der Mongolei entdeckten Fossilien sind die Überreste eines Kampfes zwischen einem Protoceratops und einem Velociraptor.

Erstes Fossil: Die kämpfenden Dinosaurier

Eines der außergewöhnlichsten und berühmtesten Dino-Fossilien weltweit trägt den Titel „The Fighting Dinosaurs“. Es zeigt zwei Dinosaurier, die beide vor 75 Millionen Jahren in einem dramatischen Kampf gestorben sind. Die Rivalen: Ein wildschweingroßer Protoceratops – ein Cousin des bekannteren Triceratops – und ein truthahngroßer Velociraptor. Die Arena: Die heutige Wüste Gobi, auch damals eine Wüstenlandschaft.

Dem Fossil ist zu entnehmen, dass der Protoceratops definitiv keine leichte Beute war, sondern sich mit aller Kraft gegen die Attacken des Raptors wehrte. Noch heute ist der Unterarm des Velociraptors im kräftigen Schnabel des Protoceratops eingeklemmt. Gleichzeitig steckt aber auch die berüchtigte Sichelklaue des Raptors tief im Halsbereich seiner wehrhaften Beute. In genau dieser Position wurde der dramatische Kampf wahrscheinlich einst abrupt beendet, als eine zusammenbrechende Düne oder ein Sandsturm die Kontrahenten unter sich begrub und für die Ewigkeit konservierte.

Lebendrekonstruktion einer Sanajeh indicus in einem Sauropodennest mit Eiern und einem Jungtier
Lebendrekonstruktion einer etwa 3,5 Meter langen Schlange, die zusammen mit Eiern und einem Titanosaurierjungtier in Indien gefunden wurde.

© Sculpture by Tyler Keillor and original photography by Ximena Erickson; image modified by Bonnie Miljour - Benton MJ (2010); Benton MJ (2010) Studying Function and Behavior in the Fossil Record. PLoS Biol 8(3): e10003 / CC BY 2.5

Zweites Fossil: Eine Schlange als Dino-Fresserin

Doch Raubsaurier waren damals offenbar nicht die einzige Gefahr, vor der sich die pflanzenfressenden Dinosaurier in Acht nehmen mussten. Vor 67 Millionen Jahren, in der späten Kreidezeit, wurde eine weitere dramatische Szene in Stein eingefangen: Eine 3,50 Meter lange Schlange liegt auf einem Dino-Nest in der Nähe eines kleinen Baches und fixiert ein kleines Langhalsdinosaurier-Baby, das gerade frisch aus dem Ei geschlüpft ist. Die Schlange will gerade zum tödlichen Biss ansetzen und ihre hilflose Beute verschlingen, doch in dem Moment werden sie, das Jungtier und die Eier mit ungeschlüpften Jungtieren unter einer Schlammlawine begraben. So zumindest die Interpretation von Paläontologen. Die versteinerte Szene hat die schlängelnde Dino-Fresserin auf frischer Tat ertappt.

Dinosaurierspuren Morrison Fossil Area, Jefferson County, Colorado
Dinosaurierspuren im Morrison Fossil Area, Colorado

Drittes Fossil: Die Tanzfläche der Dinos

Das Leben in der Urzeit hatte aber deutlich mehr zu bieten als nur Mord und Totschlag. So finden sich im US-Bundesstaat Colorado zum Beispiel die Überreste eines großen Dinosaurier-Tanzplatzes. Die Wissenschaftler vermuten, dass vor 100 Millionen an genau dieser Stelle einige größere Raubsaurier einen Balztanz aufgeführt haben, um Dino-Weibchen zu beeindrucken.

Neben dreizehigen Fußabdrücken sind in der Tanzfläche auch fossile Kratzspuren mit einem Durchmesser von bis zu zwei Metern eingraviert. Laut Paläontologen haben die Männchen an diesen Stellen mit den Krallen über den Boden gescharrt, um den Weibchen zu zeigen, dass sie in der Lage sind, ein sicheres Nest für den gemeinsamen Nachwuchs zu bauen. Auch heute noch gehört dieser Tanzschritt zum Balzritual einiger Vögel – den einzigen lebenden Nachfahren der zweibeinigen Fleischfresser.

Skelett eines Utahraptors.
Skelett eines Utahraptors. 2001 fanden Paläontologen im US-Bundesstaat Utah einen 9-Tonnen-Sandblock, der die Fossilien von mindestens sieben dieser furchteinflössenden Räuber enthielt, neben einem ausgewachsenem Exemplar von 4,8 Meter Länge vor allem etwa hühnergroße Jungtiere.

Viertes Fossil: Die Tragödie der Raptorenfamilie

Doch nicht nur die Paarung, sondern auch das anschließende Familienleben sind in besonderen Fossilien festgehalten. Eines davon entstand vor 125 Millionen Jahren im US-Bundesstaat Utah, nahe dem heutigen Moab: Eine Gruppe Utahraptoren hatte gerade leichte Beute ausfindig gemacht. Einen massigen Entenschnabeldinosaurier, der im Schlamm feststeckte. Doch beim Versuch, sich dem Buffet zu nähern, blieben die Raptoren der Reihe nach selbst im Treibsand stecken. Mindestens ein rund fünf Meter langer Erwachsener sowie einige zum Teil nur hühnergroße Jungtiere verendeten an der Seite ihrer Beute.

Noch ist nicht final geklärt, ob die Szene damals tatsächlich genauso abgelaufen ist, da das entsprechende Fossil immer noch freigelegt und untersucht wird. Doch die Wissenschaftler denken, dass es womöglich mehr über die Dynamiken innerhalb der Utahraptor-Familie verraten könnte. Es wäre außerdem der erste verlässliche Beweis dafür, dass Raptoren einst überhaupt in sozialen Gruppen gelebt und gejagt haben, so wie es etwa in der „Jurassic Park“-Reihe zu sehen ist.

Rhino Barn, Ashfall State Park, Nebraska
Blick in den "Rhino-Schuppen" im Ashfall State Park, Nebraska. Dort laufen die Ausgrabungen der Überreste eine Herde prähistorischer Nashörner die vor zwölf Millionen Jahren einem Vulkanausbruch zu Opfer fiel.

Fünftes Fossil: Ein Vulkanausbruch der Superlative

Eine Tragödie deutlich größeren Ausmaßes ereignete sich vor zwölf Millionen Jahren im US-Bundesstaat Nebraska. Damals begrub die meterdicke Ascheschicht eines Supervulkans eine komplette Savanne unter sich – ähnlich wie der antike Vesuv-Ausbruch die Stadt Pompeji. Während kleinere Tiere sofort starben, konnten einige der größeren noch ein paar Wochen lang durchhalten. Doch irgendwann rafften die Lungenschäden, die sie durch das Einatmen der Asche erlitten hatten, sie schließlich ebenso dahin.

Dieses Schicksal traf unter anderem eine Herde prähistorischer Nashörner. Die Tiere starben nahe beieinander. In manchen Fällen schmiegen sich die Körper der Kälber immer noch an die ihrer Mütter. So tragisch der Tod einer gesamten Herde damals auch gewesen sein mag, heute verraten uns ihre Überreste mehr über das Zusammenleben der Tiere. Die Wissenschaftler gehen zum Beispiel davon aus, dass sich die Nashörner saisonal fortpflanzten, was die zahlreichen Kälber erklärt. Und dass sich wahrscheinlich einige dominante Männchen jeweils mit mehreren Weibchen paarten.

All diese Fossilien sind außergewöhnliche Beispiele für ganz besondere Schnappschüsse der Vergangenheit. Und unter der Erde warten wahrscheinlich noch viele weitere solcher Schätze darauf, entdeckt zu werden und neue Fenster in die Urzeit zu öffnen.

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