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Sternenhimmel im Juli 2025 – Tierkreis-Reigen, Mondhenkel und leuchtende Wolken
Im Juli, dem durchschnittlich wärmsten Monat des Jahres, beginnt hierzulande der Hochsommer. Seine lauen Sommernächte eignen sich jedoch nicht nur außerordentlich gut zum Grillen, sondern auch, um Sterne und Planeten zu beobachten – egal ob mit dem Teleskop auf dem Balkon oder auf der nächsten Parkwiese liegend mit bloßem Auge. Auch wenn die Juli-Nächte kurz sind, bietet der Sternenhimmel diesen Monat einige sehenswerte Anblicke.
Tierkreis-Reigen und fliegender Schwan
Im Juli können Himmelsgucker fast alle Sternbilder des Tierkreises entdecken – lediglich die Zwillinge und der Krebs sind nicht zu sehen. Zu Beginn des Monats ist bis etwa Mitternacht der Löwe im Westen zu sehen. Ihm folgt die Jungfrau. Neben der Waage steht der Skorpion an seinem höchsten Punkt im Süden. Am 7. Juli steht der Mond nahe des rötlichen Sterns Antares, dem Hauptstern des Skorpions. Er soll das Herz des Spinnentiers darstellen.
Das Sternbild Schütze löst den Skorpion im Verlauf der Nacht ab und im Südosten stoßen Steinbock und Wassermann zum Tierkreis-Reigen hinzu. Kurz danach „schwimmen“ auch die Fische im Osten über das Himmelszelt. Vor der Morgendämmerung erscheint noch der Widder. Ende Juli ragen sogar noch die Hörner des Stieres über den Horizont.
Neben den Sternen des Tierkreises ist zurzeit Arktur im Bärenhüter der hellste Stern am Himmel. Ebenfalls auffällig ist das Sternbild Schwan, das in Sommernächten über den Himmel „fliegt“ und aufgrund seiner Form auch als „Kreuz des Nordens“ bekannt ist. Sein markantester Stern Deneb bildet zusammen mit den Sternen Wega in der Leier und Altair im Adler das Sommerdreieck. Gegen Mitternacht ist es hoch im Süden zu sehen.
Prächtige Milchstraße
Der Schwan leitet unseren Blick aber noch zu einem weiteren sehenswerten Himmelsobjekt: der Milchstraße. „Wir können unsere Galaxie zu jeder Jahreszeit am Himmel ausmachen, aber im Sommer ist ihr Anblick am prächtigsten. Denn nun schauen wir aufgrund unserer Stellung zur Sonne und der Neigung der Erdachse in Richtung ihres Zentrums“, erklärt Björn Voss, Direktor des Planetariums Hamburg. „Hier ist deutlich mehr zu entdecken als in dem äußeren Seitenarm der Milchstraße, der sich uns im Winter präsentiert.“
„Während die Sterne an unserem Himmel unsere unmittelbare Umgebung darstellen, bildet das Band der Milchstraße sozusagen ein Hintergrundpanorama. Uns zeigt sich das Licht von Millionen von Sternen, die wir einzeln nicht mehr erkennen können. Daher wird es zu einem milchigen Leuchten“, erklärt der Astrophysiker. „In späten Julinächten steht das Band der Milchstraße senkrecht am Himmel und erstreckt sich von Süd über den Zenit bis nach Nord.“
Um die Milchstraße überhaupt erkennen zu können, muss es allerdings so dunkel wie möglich sein. Das ist vor allem in ländlichen Gebieten der Fall. Zur Beobachtung ideal sind die Tage rund um den Neumond am 24. Juli. Wer schon vorher auf Sternenjagd gehen möchte, kann ab dem 12. Juli die Leuchtspuren der Delta-Aquariden verfolgen. Der Höhepunkt dieses mittelstarken Sternschnuppenschauers wird jedoch erst nach Mitternacht am 30. Juli erwartet.
„Goldener Henkel“ am Mond
Aber auch der Mond lockt Himmelsgucker im Juli vor das Teleskop: Am 5. Juli ab etwa halb sieben Uhr abends zeigt der Erdtrabant seinen „Goldenen Henkel“. Am Rand seiner unbeleuchteten Seite trifft die Sonne einen hochliegenden Kraterrand, der wie ein kleiner Henkel in die dunkle Seite des Mondes hereinragt. Dabei handelt es sich um einen Sonnenaufgang über dem sechs Kilometer hohen Jura-Gebirge des Mondes. Um halb neun ist der Goldene Henkel am besten zu sehen.
Der Vollmond am 10. Juli ist kaum eine Handbreit über dem Horizont zu sehen. Dann wirkt der Mond aufgrund einer optischen Täuschung besonders groß. „Obwohl die tatsächliche Größe des Mondes natürlich konstant bleibt, nimmt ihn unser Gehirn in Horizontnähe oft viel größer wahr als hoch am Himmel stehend“, erklärt Voss. „Ohne aktiv darüber nachzudenken, vergleichen wir den Mond mit der Landschaft und Objekten wie Häusern oder Strommasten. Dies beeinflusst unser Empfinden von Größe und Entfernung.“
Begrüßung des Jupiters, Abschied von Mars
Knapp eine Woche nachdem er als Vollmond am Himmel stand, stattet der Erdtrabant dem Planeten Saturn am 16. Juli einen Besuch am Morgenhimmel oberhalb des Osthorizonts ab. Saturn ist nach Mitternacht am besten zu beobachten. „Sein Auftritt wird vom Leuchten des markanten Morgensterns übertroffen. Die Venus ist nach dem Mond das hellste Objekt an unserem Nachthimmel“, sagt Dr. Voss. „Am 21. Juli bietet sie uns gemeinsam mit dem schmalen Sichelmond den wohl schönsten Himmelsanblick des Monats. In ihrem Umfeld funkeln die Sterne Kapella im Fuhrmann und Aldebaran im Stier. Weiter rechts entdecken wir Saturn.“
Mitte des Monats taucht Jupiter für kurze Zeit am frühen Morgenhimmel auf und geht kurz nach seinem Aufgang bereits gegen vier Uhr wieder unter. Am 23. Juli gesellt sich die zarte Mondsichel links über ihn. Während der Gasriese in den nächsten Wochen besser sichtbar wird, verabschiedet sich unser Nachbarplanet Mars langsam vom Nachthimmel. Nach der Monatsmitte ist er kaum noch ohne Teleskop oder Fernglas zu erkennen. Am 28. Juli hilft der zunehmende Sichelmond, ihn zu finden: Bei der Abenddämmerung steht der Mond im Westen unterhalb von Mars.
Seltenes Sommernachts-Phänomen
Im Juli haben Nachtschwärmer außerdem wieder die Chance, leuchtende Nachtwolken zu sehen. Sinkt die Sonne zwischen sechs und 16 Grad unter den Horizont, schimmern mit etwas Glück silbrigweiße Wolken am Nachthimmel. Das ist vor allem im Norden Deutschlands der Fall, im Süden sind die Sichtbedingungen eingeschränkter. Am besten zu sehen sind die Wolken zwischen 22 und 23 Uhr oder wieder ab drei Uhr.
Diese leuchtenden Nachtwolken bestehen aus Eiskristallen und schweben in der Mesopause unserer Atmosphäre in rund 80 Kilometer Höhe. Deswegen erfassen die Strahlen der schon untergegangenen Sonne sie auch dann noch, wenn diese unter den Horizont gesunken ist, oder kurz bevor sie wieder aufgeht. Die Eiskristalle brechen und reflektieren das Sonnenlicht und sorgen so für den silbrigen Schimmer.