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Tierische Rekorde
Müsste Usain Bolt gegen einen Geparden antreten, würde er blass aussehen. Denn wenn dieses Raubtier durch die afrikanische Savanne jagt, beschleunigt es dank seiner herausragenden Lauftechnik innerhalb kürzester Zeit auf ein Tempo von über 100 Stundenkilometern. Zum Vergleich: Die körperlich ähnlich gebauten Windhunde kommen nur auf 70 Kilometer pro Stunde.
Auf dem Land sind die zierlichen Großkatzen damit die schnellsten aller Tiere. In der Luft und im Wasser aber gibt es Arten, die sie problemlos übertrumpfen. So schießt der Fächerfisch (Istiophorus platypterus) mit Geschwindigkeiten von bis zu 110 Kilometern pro Stunde durch den offenen Ozean. Und Wanderfalken können im Sturzflug bis zu 300 Stundenkilometer erreichen.
Große und kleine Krachmacher
Auch in Sachen Lautstärke hat manches Tier so einiges zu bieten. Zu den lautesten Vertretern gehören dabei definitiv die großen Säuger der Meere. Die Rufe der Blauwale erreichen einen Schalldruckpegel von 188 Dezibel und die Klicklaute der Pottwale tönen sogar mit bis zu 230 Dezibel durchs Wasser.
Doch diesen Riesen machen gepanzerte Winzlinge ernsthafte Konkurrenz. Die nur wenige Zentimeter großen Pistolenkrebse (Alpheidae) sind für die ohrenbetäubenden Knalllaute berühmt, die sie mit ihren Scheren erzeugen. Diese dienen dazu, mit Artgenossen zu kommunizieren, Feinde zu warnen oder Beute schlagartig außer Gefecht zu setzen. Ein "Pistolenschuss" der auch Knallkrebse genannten Garnelen kommt auf 200 bis 250 Dezibel.
Winzig, aber ganz schön laut
Ebenfalls rekordverdächtig sind die Laute eines weiteren Winzlings: Micronecta scholtzi ist eine nur rund zwei Millimeter lange Ruderwanze – und das lauteste Tier im Verhältnis zur Körpergröße. Die Männchen dieser im Wasser lebenden Insekten reiben geräuschvoll ihren Penis über die geriffelte Haut an ihrem Bauch, um potenzielle Partnerinnen zu beeindrucken.
"Obwohl ein Großteil dieser Geräusche vom Wasser geschluckt wird, kann man die Gesänge der Tierchen sogar außerhalb des Wassers hören", erklärt James Windmill von der University of Strathclyde. Wie die Wanzen das schaffen, ist nach wie vor rätselhaft.
Beeindruckende Körpergröße
Nicht durch Laustärke imponieren müssen die Riesen des Tierreichs, denn schon allein ihre Größe ist beeindruckend. Mit einer Länge von 33 Metern und einer Masse von bis zu 200 Tonnen ist der Blauwal das mit Abstand größte und schwerste Lebewesen auf unserem Planeten. Auf dem Land gehören Giraffen und Elefanten zu den Giganten.
Groß zu sein, hat in der Natur eigentlich viele Vorteile: Man hat weniger Feinde, kann mehr Energiereserven anlegen und problemlos weitere Distanzen zurücklegen. Trotzdem scheint Gigantismus ein auslaufendes Patent zu sein. So sind viele große Tiere, die einst auf unserem Planeten lebten, inzwischen ausgestorben – zum Beispiel die großen pflanzenfressenden Dinosaurier oder auch der Riesen-Moa (Dinornis) aus Neuseeland.
Tierische Methusalems
Andere Superlative haben die Methusalems des Tierreichs zu bieten: Selbst die ältesten Menschen sind gegen sie wahre Jungspunde. So werden Galapagos-Riesenschildkröten oftmals zwischen 150 und 180 Jahre alt und damit deutlich älter als wir Menschen. Es gibt aber auch Tiere, die sogar mehrere hundert oder tausend Jahre alt werden können. Der Grönlandhai beispielsweise erreicht ein Alter von mindestens 400 Jahren und könnte damit das langlebigsten Wirbeltier der Welt sein.
Auch das wahrscheinlich mit Abstand älteste Tier auf unserem Planeten ist ein Meeresbewohner: Der Riesenschwamm Anoxycalyx joubini lebt am Grund des antarktischen Ozeans und sieht aus wie ein blassgelber bis weißer Kegel. Forscher schätzen, dass dieser tierische Organismus 10.000 Jahre alt wird.
Leben in Zeitlupe
Warum aber erreichen manche Tiere ein so hohes Alter? Ein Geheimnis der Methusalems könnte ihr Leben in Zeitlupe sein. Denn einer gängigen Theorie nach läuft die Lebensuhr in Stoffwechseleinheiten ab. Eine Reduktion der Stoffwechselrate führt bei einer Spezies demnach dazu, dass diese Uhr langsamer läuft und sich die Lebenszeit verlängert.
Bei dem Riesenschwamm tickt die Lebensuhr offenbar extrem langsam: Er hat womöglich den langsamsten Stoffwechsel aller Tierarten, was sich unter anderem an seinem Wachstum zeigt – unter bestimmten Bedingungen legt der Schwamm innerhalb mehrerer Jahrzehnte überhaupt nicht an Körpergröße zu.