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Wie umweltschädlich ist Kaffee?

Ob mit Milch und Zucker oder schwarz: Bei vielen von uns gehört die Tasse Kaffee zu einem guten Start in den Morgen einfach dazu. Doch der Kaffee selbst kommt von weit her. Wie schädlich macht das unseren Kaffeekonsum für die Umwelt? Was beeinflusst die Umweltbilanz des Kaffees? Und welche Zubereitungsform ist die ökologischste?
SSC, 12.02.2025
Kaffeeernte auf einer Plantage in Brasilien
Kaffeeernte in Brasilen – wenig Kleinbauernromantik, viel industrielle Landwirtschaft.

© wsfurlan, iStock

Ursprünglich stammt Kaffee wahrscheinlich aus der Region Kaffa im Südwesten Äthiopiens. Der Legende nach soll ein Hirte bemerkt haben, dass einige seiner Ziegen lebhafter als der Rest der Herde waren, nachdem sie von einem Kaffeestrauch genascht hatten. Trotz seines Ursprungs in Afrika gilt Brasilien mit 2,1 Millionen Tonnen exportierten Kaffees im Jahr 2022 heute als größtes Anbauland für die braunen Bohnen – gefolgt von Vietnam mit etwa 1,3 Millionen Tonnen.

Weniger Wald für mehr Kaffee

Um solche Mengen an Kaffee anzubauen, müssen jedes Jahr rund 130.000 Hektar Wald weichen – das entspricht etwa der Größe Roms. Besonders in Brasilien pflanzen Bauern den Kaffee in großen Monokulturen an, für die sie reihenweise Bäume abholzen müssen. Um gegen diese Rodung für den Kaffeeanbau vorzugehen, hat die Europäische Union die sogenannte Entwaldungsverordnung erlassen, die ab dem 30. Dezember 2025 gilt.

Die Verordnung sieht vor, dass Rohstoffe und Erzeugnisse nur dann in der EU in Verkehr gebracht werden dürfen, wenn sie auf Flächen produziert wurden, die seit Ende 2020 nicht gerodet oder beschädigt worden sind. Zu den betroffenen Produkten zählen neben Kaffee auch Kakao, Palmöl, Soja und Holzkohle.

Kaffeeanbau im Hochland von Costa Rica
Der Kaffeeanbau im Hochland von Costa Rica verdrängt bereits seit 1821 große Regenwaldflächen,

@ Douglas Rissing, iStock

Die Entwaldungsverordnung als Gefahr für Kleinbauern

Das Vorhaben der EU stößt dabei jedoch nicht nur auf Zustimmung, besonders im Ursprungsland des Kaffees, in Äthiopien. Der Handel mit Kaffee macht gut ein Drittel der Exporteinnahmen des ostafrikanischen Landes aus. Angebaut wird er hauptsächlich von etwa fünf Millionen Kleinbauern – und das in bewaldeten Gebieten statt in Monokulturen, also in Einklang mit der Entwaldungsverordnung.

Die Kleinbauern verfügen jedoch oft nicht über die erforderlichen Fachkenntnisse oder Ressourcen, um die Daten zum Nachweis der Einhaltung der Entwaldungsverordnung zu erheben. Zusätzlich sind die Lieferketten des äthiopischen Kaffees oft komplex und zersplittert, da mehrere Händler an ihnen beteiligt sind und die Kaffeebohnen einer einzelnen Schiffsladung oft von tausenden verschiedenen Bauern stammen.

Würde die EU Kaffee aus Äthiopien aufgrund der mangelnden Nachweise durch die Bauern zurückweisen, könnten die Preise für ihren Kaffee stark sinken. „Mit dem Kaffee können sich viele Familien ein kleines, aber solides Einkommen erwirtschaften“, sagt Tsegaye Anebo, Direktor der Gewerkschaft der Kaffeebauern von Sidama (SCFCU), dem „Stern“. „Eine in den Hunger gedrängte Bevölkerung könnte dagegen die verbliebenen Wälder in Ackerland umwandeln, um andere Nutzpflanzen wie Mais anzubauen.“ So könnte die Entwaldungsverordnung sogar paradoxerweise zu mehr Entwaldung führen.

Äthiopische Frauen beim Sortieren von Kaffeebohnen
Wenn es um Zertifizierungsverfahren geht, fehlt Kleinbauern, wie sie für Äthiopien typisch sind, das Wissen und das Geld.

So viel CO2 verursacht eine Tasse Kaffee

Doch noch ist die neue Verordnung nicht in Kraft und der morgendliche Kaffee kann weiterhin von Bauern stammen, die dafür große Waldflächen gerodet haben. Gleichzeitig produziert der Kaffeeanbau auch große Mengen des umweltschädlichen Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2). Der Kaffeeanbau selbst macht dabei rund 20 bis 50 Prozent der gesamten CO2-Bilanz des Kaffees aus. Beim Anbau von einem Kilo Kaffeebohnen in Costa Rica entstehen bei konventioneller Landwirtschaft zum Beispiel 0,26 bis 0,67 Kilogramm CO2. Bei biologischem Anbau sind es gut ein Drittel weniger, da Bauern hier weniger Mineraldünger und Pestizide einsetzen.

Danach kommen Emissionen hinzu, die beim Transport nach Europa und bei der Weiterverarbeitung wie der Röstung und Verpackung entstehen, sowie der Energieverbrauch der Kaffeemaschine zuhause und der entstehende Müll – etwa in Form benutzter Kaffee-Pads oder -Kapseln. Insgesamt verursacht eine Tasse Kaffee damit etwa 50 bis 200 Gramm CO2. Zum Vergleich: Ein Auto stößt durchschnittlich rund 120 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer aus.

Ein weiterer Faktor, über den der Kaffeeanbau der Umwelt zusetzt, ist der Wasserverbrauch: Die Produktion einer trinkfertigen Tasse Kaffee verbraucht 140 Liter Wasser. Zur Einordnung: Eine Person verbraucht hierzulande am Tag durchschnittlich 125 Liter.

Nachfüllbare Kaffeekapsel
Einfache Kapselmaschinen schneiden vergleichsweise gut ab – solange die Kapseln tatsächlich nachgefüllt werden.

© eyedias, iStock

Vollautomat oder Kapseln – was ist besser?

Abgesehen von der Art des Kaffeeanbaus und -exports bestimmt auch die Art und Weise, wie wir unseren Kaffee zubereiten, wie umweltschädlich er ist. Die Stiftung Warentest hat dazu die verschiedenen Zubereitungsarten verglichen und sie nach ihrer Ökobilanz geordnet. Das Ergebnis überrascht, denn ausgerechnet die viel kritisierten Kapselmaschinen landen sowohl bei wenig (eine Tasse pro Tag) als auch bei hohem (acht Tassen pro Tag) Kaffeekonsum auf dem ersten Platz – allerdings nur, wenn sich die  Kapseln nach dem Gebrauch wiederbefüllen lassen.

Auf den Plätzen zwei und drei folgen Kaffeepad-Maschine und Filter-Kaffeemaschine. Bei hohem Kaffeekonsum haben Kapselmaschinen mit Einwegkapseln die schlechteste Umweltbilanz. Für „Wenigtrinker“ landet der Kaffeevollautomat auf dem letzten Platz. Als Grund dafür nennt die Stiftung Warentest die aufwendigere Produktion solcher Kaffeemaschinen.

Wer auf die Umweltbilanz seines Kaffees achten möchte, sollte also zu Kaffee aus biologischem Anbau, zubereitet in einer Kapselmaschine mit wiederverwendbaren Kapseln, greifen.

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