Wenn die Tage kürzer werden und der Herbst naht, brechen viele unserer Vögel auf, um in wärmere Länder zu fliegen. Man nennt sie daher „Zugvögel“. Zu ihnen gehören beispielsweise die Stare, die Drosseln und die Störche. Sie fliegen bis nach Afrika, wo es schön warm ist, wenn bei uns der Frost einzieht.
Woher aber wissen die Zugvögel wann der „Abflugtermin“ ist? Alle Zugvögel haben so etwas wie eine innere Uhr. Diese innere Uhr lässt die Vögel alles zur richtigen Zeit tun. Sie wissen genau wann sie in den Süden fliegen müssen. Zusätzlich zu diesem angeborenen Zeitgefühl merken die Zugvögel natürlich, dass die Tage kürzer werden. Das wirkt sogar bei uns Menschen. Mama wird zum Beispiel immer nervöser, je kürzer die Tage werden, weil Papa immer noch keine Winterreifen aufgezogen hat.
Nun denkt man: Schön und gut, aber woher wissen die Vögel wohin sie fliegen sollen? Sie haben ja keine Wegweiser, keinen Kompass oder Landkarten. Nun, die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass jeder Zugvogel von Geburt an seine „Reiseroute“ kennt. Genauso wie die innere Uhr angeboren ist, haben Vögel auch so etwas wie einen vorgegebenen Reiseweg. Wenn der innere Kalender einem jungen, unerfahrenen Zugvogel das Signal zum Aufbruch gibt, zieht dieser nach seinem angeborenen Richtungssinn los. Er fliegt dann so viele Wochen, wie es sein inneres „Programm“ vorschreibt. Das Programm endet automatisch in seinem Winterquartier, das er damit zum erstenmal kennen lernt und in den späteren Jahren immer wieder aufsucht.
Die alten Leitvögel kennen die Route natürlich bestens. Zusätzlich zur angeborenen Reiseroute erhalten die jungen Vögel daher etwas Hilfe von den älteren, um an das Ziel zu gelangen. Das erleichtert die Sache sicherlich noch etwas. Wichtig für das Funktionieren des Orientierungssinnes der Zugvögel sind auch Sonne und Sterne. Tagsüber orientieren sie sich am Sonnenstand und nachts an ganz bestimmten Sternbildern.
In jedem Jahr überfliegen rund zwei Millionen Vögel von Europa aus das Mittelmeer und die Sahara. Größere Vögel legen die weiten Strecken im Nonstop-Flug zurück. Kleinere müssen zwischendurch rasten. Es gibt Zugvögel, die noch weiter fliegen, um in ihr Winterquartier zu gelangen. Der Goldregenpfeifer findet sein Winterquartier beispielsweise auf den 3600 Kilometer entfernten Hawaii-Inseln. Dafür braucht er 88 Stunden. Forscher haben ausgerechnet, dass der Goldregenpfeifer mit ungefähr 40 Stundenkilometern fliegt. Bis er wieder festen Boden unter den Füßen hat, muss er auf seiner Wanderschaft 250.000 Mal mit den Flügeln schlagen. Unglaublich!
Nicht alle Vögel fliegen im Herbst in den Süden. Unser „Spatz“, der Haussperling, das Rebhuhn und der große Uhu haben zum Beispiel keine Angst vor „kalten Füssen“ und bleiben uns auch bei Frost erhalten. Übrigens: Wenn der erste Schnee gefallen ist, hinterlassen unsere Vögel viele kleine Spuren.