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Biologische Verwitterung: Lebewesen formen die Landschaft
Wie groß ist die Kraft von Wurzeln?
Pflanzenwurzeln können nicht nur natürliche Felsformationen, sondern auch Gebäude zerstören. Bei der sog. Wurzelsprengung dringen sie in Gesteinsklüfte oder -spalten ein, besonders häufig in Gebieten mit einer nur dünnen Bodendecke über dem Fels. Im Lauf der Jahre werden die Wurzeln immer dicker und üben einen starken Druck aus. Das führt zur Lockerung von Gesteinsstücken, die schließlich abgesprengt werden.
Die biologische oder biogene Verwitterung, ausgelöst durch Pflanzen, Pilze, Bakterien und Tiere, findet an oder nahe der Erdoberfläche statt und wirkt sich eher kleinräumig aus. Sie kann untergliedert werden in eine mechanische und eine chemische Variante. Zur mechanisch-biologischen Verwitterung zählt neben der Wurzelsprengung auch die Tätigkeit von grabenden Tieren, etwa von Maulwürfen, Präriehunden oder Regenwürmern. Durch sie werden weniger feste Gesteine aufgelockert.
Können Pflanzen ätzend wirken?
Ja. Gesteine können auch durch biologisch-chemische Verwitterung angegriffen werden. Viele Pflanzen, die direkt auf dem Gestein wachsen, scheiden über ihre Wurzeln Säuren aus, die den Gesteinsmineralen zusetzen.
Flechten, die auch extreme Lebensräume im Hochgebirge und in den Polarregionen besiedeln und ganze Felsblöcke überziehen, rauen durch ihre Ausscheidungen die Gesteinsoberfläche auf. Dadurch leisten sie einer weiteren Verwitterung Vorschub. Auch Bakterien und Algen sondern säurehaltige Stoffe ab. Möglicherweise spielen manganoxidierende Mikroorganismen eine Rolle bei der Bildung von Wüstenlack, einer dunklen Verwitterungsrinde aus Eisen, Mangan und Ton in Trockengebieten.
Wie arbeiten »Bohrer« und »Graser«?
Organismen wie Bohrmuscheln, Bohrschnecken, Bohrwürmer und Bohrschwämme, in tropischen Meeren auch Seeigel und Krebse, zerstören Felsküsten. Eine kleinere Gruppe, die »Bohrer«, gräbt verschieden tiefe Löcher und Gänge, um sich vor der Brandung oder vor Fressfeinden zu schützen. Die anderen, die »Graser«, weiden das Gestein auf der Suche nach Nahrung ab. Ihre scharfen Schalenränder, bezahnten Zungen und Stacheln zerstören bei der Nahrungssuche die Gesteinsoberfläche und ebnen den Weg für die starke Brandungserosion.
Die zu den Bohrschnecken zählende Napfschnecke etwa besitzt eine Radula genannte Raspelzunge, die mit bis zu 75 000 winzigen Zähnchen besetzt ist. Durch ihre Anordnung in Längs- und Querreihen wirken sie wie ein Reibeisen auf den Fels. Die Graser raspeln nicht nur dünne Gesteinsschichten ab, sie hinterlassen auch Verdauungssäfte, die das aufgeraute Gestein angreifen.
Die Abtragungsraten machen bei den meist kleinen Organismen selten mehr als einen Millimeter pro Jahr aus, größere Graser schaffen erheblich mehr.
Was beweist das Heldenfinger Kliff?
Das Naturdenkmal bei Gerstetten auf der Schwäbischen Alb zeigt sehr anschaulich die Tätigkeit von Bohrern.
Vor 15 Mio. Jahren, im Tertiär, war das Heldenfinger Kliff Teil einer Felsküste an einem subtropischen Meer. Ein kleines Riffmuseum informiert über die Geologie und das damalige Leben. Brandungswellen haben über einen langen Zeitraum eine charakteristische Hohlkehle aus dem weißen Kalk herausgeschlagen. Die Brandungskehle und die davor liegende, angeschrägte Fläche, die Schorre, sind mit Löchern von Bohrmuscheln und Bohrschwämmen übersät.
Die größeren Löcher stammen von Bohrmuscheln aus der Gruppe der Pholaden. Mit ihren raspelartigen Schalen und einem leicht ätzenden Sekret aus ihrem Fuß haben sie sich etwa fingerlange Wohnkammern in den Kalkfels gegraben, die sie Zeit ihres Lebens nicht mehr verließen. Pholaden findet man heute auch im Mittelmeer.
Übrigens: Bohrmuscheln machen auch vor Holz nicht halt. Schon die alten Ägypter mussten ihre Schiffe mit einem schützenden Überzug versehen. Frei schwimmende Larven der Bohrschwämme haben sich am Kliff festgesetzt, bevor sie zu einem richtigen Schwamm wurden. Sie haben die kleineren Hohlformen hinterlassen.
Was ist Wabenverwitterung?
Bei dieser besonders im Sandstein vorkommenden Verwitterungsform kommt es z. B. durch Salzausblühungen entlang der durch Frost erweiterten Schichtfugen zu Verwitterungslöchern, die ein wabenartiges Muster oder sanduhrförmige Skulpturen bilden. Auf den Felsen siedelnde Flechten verändern durch ihre Pflanzensäfte die Strukturen.
Wussten Sie, dass …
Tiere für Überschwemmungen verantwortlich gemacht wurden? Die aus Nordamerika nach Europa ausgebürgerte Bisamratte soll durch die Anlage von Bauten in der Uferzone schon für Überflutung gesorgt haben. Zeitweise zahlte man sogar Fangprämien auf die Nager. Auch die ebenfalls eingeführte Nutria steht unter Verdacht.
Pflanzen bedeutende Kulturschätze beschädigt haben? Im tropischen Regenwald zerstörten die hier besonders schnell wachsenden Bäume z. B. viele Mayatempel oder auch wie im kambodschanischen Angkor, der einstigen Hauptstadt des Khmerreichs, prächtige Tempelanlagen.
andere Pflanzen eher bewahrend wirken? Dichter Baumbewuchs schützt durch die Wurzeln an steilen Hängen vor der Gefahr durch Lawinen, vor Bergrutschen und Bodenerosion.
Die Rätsel des Weißen Trüffels
Erstmals ist es Forschern gelungen, den begehrten Weißen Trüffel außerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebiets zu kultivieren. von ROMAN GOERGEN Claude Murat erinnert sich an einen Tag im September 2020: „Ich war zu Besuch auf einer Trüffelplantage in Nouvelle-Aquitaine. Wir folgten einem Trüffelspürhund, einem Lagotto...
Die Evolution des elektrischen Lichts
Der US-Ingenieur hatte jedoch viele Vordenker und Konkurrenten und nach ihm wurde sein Produkt mehrfach revolutioniert – bis hin zur heutigen LED-Technologie. von Rolf Heßbrügge Frank Dittmann schmunzelt über die so oft gestellte Frage nach dem wahren Erfinder. „Das elektrische Licht hat viele Väter“, sagt er, „aber egal wie man...