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Die Währungen der Welt: Euro & Co.

Welche Währungen sind die wichtigsten?

Der US-amerikanische Dollar, der Euro, der japanische Yen und das britische Pfund Sterling geben an den Finanz- und Devisenmärkten der Welt den Ton an.

Die Bedeutung einer Währung bemisst sich nach der Wirtschaftskraft des Staates, in dem sie gesetzliches Zahlungsmittel ist. Die Spitzenposition des US-Dollar ist allerdings ein Spiegelbild nicht nur der Größe und Wirtschaftskraft der Vereinigten Staaten, sondern auch der im internationalen Vergleich sehr hohen Auslandsverschuldung der USA. Dadurch verfügt das Ausland über hohe Guthaben an US-Dollar.

Wie wird der Wechselkurs bestimmt?

Der Wechselkurs einer Währung wird auf dem Devisenmarkt (Devisen = ausländische Zahlungsmittel) ermittelt. Er bezieht sich auf die Kaufkraft, also die Menge an Gütern, die für eine bestimmte Geldsumme in einem anderen Land erworben werden kann.

Je höher die Nachfrage nach der inländischen Währung ist, desto höher ist auch ihr Wechselkurs im Vergleich zu einer ausländischen Währung. Ebenso gilt: Je größer das Angebot der inländischen Währung am Devisenmarkt ist, desto stärker wird sie im Vergleich zu einer ausländischen Währung abgewertet – es gibt also weniger ausländisches Geld für eine bestimmte Summe der inländischen Währung.

Beeinflussen Im- und Export den Wechselkurs?

Ja, denn die wirtschaftlichen Vorgänge zwischen In- und Ausland zählen zu den wichtigsten Kriterien, welche die Auf- oder Abwertung einer Währung beeinflussen. Exportiert ein Land z. B. viel mehr Güter als es importiert, verknappt sich seine Währung auf den Devisenmärkten und der Wechselkurs steigt.

Wechselkurse ändern sich, wenn die Geldentwertung und damit die Inflationsraten in den betrachteten Ländern auseinanderdriftet – aber auch dann, wenn Defizite oder Überschüsse in ihren Zahlungsbilanzen wachsen oder schrumpfen.

Wer steuert das internationale Währungssystem?

Das internationale Währungssystem wird durch den Internationalen Währungsfonds (IWF oder IMF) und dessen Schwesterorganisation, die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) – bekannter als Weltbank – gesteuert. Beide wurden 1944 von den Vereinten Nationen in Bretton Woods (USA) gegründet.

Der IWF stellt Kredite zur Verfügung, die dazu dienen, Defizite in der Handelsbilanz eines Landes auszugleichen. Auch die Weltbank vergibt ärmeren Ländern der Erde Kredite, um diese Länder in das Weltwirtschaftssystem zu integrieren. Besonders der IWF musste in den letzten Jahren Kritik einstecken, weil er seine Kreditvergabe an die Entwicklungs- und Schwellenländer an umstrittene wirtschaftspolitische Auflagen knüpfte.

Wer ist für die Geldpolitik in Europa verantwortlich?

Innerhalb des Gebiets der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ist die zentrale Notenbank, die Europäische Zentralbank (EZB), für die Geldpolitik zuständig. Sie legt die Maßnahmen für eine einheitliche Geld- und Währungspolitik fest. Kernziel ist die Sicherung des Wertes des Euro.

Die Europäische Zentralbank wurde 1998 gegründet und hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Sie steht an der Spitze des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB), das auf der nächsten Ebene die nationalen Zentralbanken umfasst. Die Europäische Zentralbank ist in ihrer Geldpolitik von den Organen der Europäischen Union und von den nationalen Regierungen unabhängig.

Welche Aufgabe hat der Leitzins?

Der Leitzins bestimmt die Bedingungen, nach denen sich die Geschäftsbanken, also die Banken, mit denen Privatkunden und Unternehmen Geschäfte machen, mit zusätzlichem Geld bei der EZB versorgen können.

Die Geschäftsbanken geben Änderungen der Leitzinsen in der Regel an ihre Kunden weiter. Hohe Leitzinsen sorgen für ein vergleichsweise schlechtes Investitionsklima, da sie das Geld verteuern. Gleichzeitig tragen sie jedoch zu einer niedrigen Inflation bei. Niedrige Leitzinsen kurbeln durch das Vorhandensein von »billigem Geld« die Wirtschaft an, können aber zur Verringerung der Preisstabilität beitragen.

Warum wurde der Euro eingeführt?

Der Euro sollte die Schwierigkeiten im zwischenstaatlichen Handel abbauen, die sich seit den 1970er Jahren durch die schwankenden Wechselkurse der verschiedenen Währungen in den Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) ergeben hatten. 1979 trat zunächst das Europäische Währungssystem (EWS) zwischen den Ländern der EG in Kraft. Es sollte für ein stabiles Wechselkursverhältnis der nationalen Währungen sorgen. Um dieses Ziel zu erreichen, schufen die EG-Staaten die Europäische Währungseinheit (ECU) als künstliche Rechengröße. Der 1993 in Kraft getretene Maastrichter Vertrag sah die Schaffung einer Wirtschafts- und Währungsunion bis 1999 vor.

Wann kam der Euro ins Portemonnaie?

Ab dem 1. Januar 2002 wurden Euro-Banknoten und -Münzen ausgegeben. Die alten Währungen galten jedoch noch für eine kurze Übergangszeit parallel zum Euro.

Zwischen 1999 und Ende 2001 war der Euro nur an den Wertpapiermärkten und im bargeldlosen Zahlungsverkehr genutzt worden. Bezahlt wurde während dieser Zeit weiterhin mit den alten nationalen Währungen, deren Wert am Vorabend der Währungsunion durch einen festen Umtauschkurs zum Euro festgelegt wurde.

Zunächst nahmen elf der damals 15 EU-Staaten an der Währungsunion ab 1. Januar 1999 teil: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien. Griechenland erfüllte die Konvergenzkriterien nicht und kam erst 2001 als zwölfter Staat hinzu. Großbritannien, Dänemark und Schweden verzichteten zunächst auf die neue Währung.

Kann sich der Euro gegenüber dem US-Dollar behaupten?

Mittlerweile ja. Der Euro startete Anfang 1999 mit einem Kurs von 1,1789 gegenüber dem US-Dollar. Doch am 26. Oktober 2000 war der Euro nur noch 0,8225 US-Dollar wert. Seitdem geht es mit dem Euro-Kurs wieder bergauf. Ihr absolutes Rekordhoch erreichte die europäische Währung am 30. Dezember 2004 mit 1,3668 US-Dollar.

Wie viele verschiedene Euromünzen gibt es?

Durch die national unterschiedlich gestalteten Rückseiten gibt es insgesamt 96 verschiedene Münzen mit 45 unterschiedlichen Motiven.

Die von dem belgischen Designer Luc Luycx gestaltete einheitliche Vorderseite der Münzen weist mehrere Besonderheiten auf: Die beiden Münzen im Wert von einem bzw. zwei Euro sind gold- und silberfarben, der Rand ist fein (2 Euro) bzw. gebrochen geriffelt (1 Euro), um die Münzen auch für Blinde unterscheidbar zu machen. Auch die »goldenen« 10-, 20- und 50-Cent-Münzen haben eine unterschiedliche Riffelung. Die dritte Münzgruppe bilden die kupferfarbenen Werte 1 Cent, 2 Cent und 5 Cent.

Was war die Asienkrise?

Als Asienkrise wird die Währungskrise in Südostasien in den Jahren 1997 und 1998 bezeichnet. Damals zogen ausländische Kapitalgeber ihr Geld aus Thailand zurück. Die thailändische Währung, der Baht, verlor zunehmend an Wert und zog die Währungen der anderen Schwellenländer Südostasiens wie der Philippinen, Indonesiens, Malaysias und Südkoreas mit nach unten.

Was führte zur asiatischen Währungskrise?

Spekulationen. In Thailand hatte sich während der frühen 1990er Jahre aufgrund eines reichlichen Zustroms ausländischen Kapitals eine Spekulationsblase an den Immobilienmärkten gebildet. Die thailändische Zentralbank befand sich angesichts der drastisch steigenden Preise in einer Zwickmühle. Sollte sie die Inflation bekämpfen oder den Außenwert des Baht verteidigen? Sie entschied sich dazu, den Wechselkurs des Baht im Verhältnis zum US-Dollar zu stabilisieren.

Um bei steigender Nachfrage nach Baht den Kurs stabil zu halten, musste die thailändische Zentralbank Devisen gegen Baht ankaufen. Die Unternehmen in Thailand konnten sich in der Folge ungebremst verschulden. Zu hoch, wie sich herausstellte, als etliche von ihnen mit ihren Tilgungs- und Zinszahlungen in Rückstand gerieten. Den ersten Firmenzusammenbrüchen folgten der Anstieg der Arbeitslosigkeit und schließlich eine schwere Wirtschaftskrise.

Hat der IWF versagt?

Nein, auch gigantische Beistandskredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) reichten nicht aus, um die Währungen nachhaltig zu stützen und den Einbruch von Produktion und Handel aufzuhalten. Stattdessen wurden die Kredite benutzt, um die privaten Schulden gegenüber dem Ausland abzutragen. Zudem nutzten vermögende Inländer die Gunst des noch immer zu hohen Baht-Kurses, um ihr Geld in großen Mengen ins Ausland zu transferieren.

Anstelle des erhofften Zustroms kam es zu einem massiven Abfluss ausländischen Kapitals. Damit einher gingen zwischen Sommer 1997 und Frühjahr 1998 Abwertungen mehrerer asiatischer Währungen um Werte zwischen 35 % und 50 %.

Ist der Euro ein »Teuro«?

Das zumindest behaupten viele Verbraucher. Sie beklagen gestiegene Preise und falsche Umrechnungen. Experten konnten jedoch nur in einigen wenigen Bereichen (u. a. Gastronomie- und Freizeitsektor) Preiserhöhungen feststellen. Dagegen blieben die Lebenshaltungskosten weitgehend stabil.

Was war die Pfundkrise?

Eine Krise des Britischen Pfund im September 1992. Großspekulanten wie George Soros schwächten damals das Britische Pfund durch gezielte Spekulationen. Die europäischen Notenbanken konnten die Währung nicht mehr stützen, das Pfund schied aus dem Europäischen Währungssystem aus. Die Pfundkrise brachte das Europäische Währungssystem fast zum Einsturz. Dagegen konnten die Spekulanten größte Gewinne einstreichen.

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